"Enorme Herausforderungen": Kosmetik-Kette schließt bundesweit alle Filialen - Franken ist schon betroffen

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Yves Rocher: Bekannte Kosmetik-Kette schließt bundesweit alle Filialen - Franken schon betroffen
Die Kosmetik-Kette Yves Rocher zieht sich vom stationären Handel in der Bundesrepublik zurück - und will sich komplett auf das Online-Geschäft fokussieren.
Yves Rocher: Bekannte Kosmetik-Kette schließt bundesweit alle Filialen - Franken schon betroffen
Anne Stein (dpa)

Die Kosmetik-Kette Yves Rocher will alle Filialen in Deutschland schließen. Das Unternehmen begründet den Schritt mit der wirtschaftlichen Lage. Franken ist bereits betroffen.

  • Kosmetik-Kette Yves Rocher schließt alle Filialen in Deutschland
  • Standorte in Franken sind bereits betroffen 
  • Nur noch online: Unternehmen nennt wirtschaftliche Gründe 
  • "Geraten in Abwärtsspirale": Handelsverband warnt vor dramatischer Entwicklung

Die französische Kosmetik-Kette Yves Rocher schließt alle Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es sei geplant, die Geschäfte in den kommenden Monaten nach und nach zu schließen, teilte das Unternehmen in Stuttgart auf Anfrage mit. Der Schritt soll etwa 350 Stellen betreffen. Die Beschäftigten wurden demnach bereits Mitte März informiert. Zusammen mit dem Betriebsrat habe man sich schließlich auf einen Sozialplan geeinigt. 

Yves Rocher begründet drastischen Schritt mit wirtschaftlichen Problemen

Den Angaben zufolge sind grundsätzlich 140 Filialen von dem Schritt betroffen. Einige davon hätten aber bereits in der Corona-Pandemie geschlossen werden müssen. Als Grund nannte das Kosmetikunternehmen wirtschaftliche Probleme: "Die vergangenen zwei Jahre haben auch uns vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen gestellt", teilte eine Sprecherin weiter mit. Mit dem derzeitigen Geschäftsmodell sei man nicht mehr in der Lage, nachhaltig und erfolgreich zu wirtschaften.

Auch Franken ist bereits seit einiger Zeit von den Schließungen betroffen, so unter anderem die Filialen in den Erlanger Arcaden, in der Breiten Gasse in Nürnberg und in der Echter-Galerie in Würzburg.  Die Marke soll jedoch nicht generell vom Markt in den drei Ländern verschwinden. "Unsere Kundinnen und Kunden finden unsere Produkte auch weiterhin in unserem Online-Shop und können per Direktversand bestellen", hieß es von dem Unternehmen. Die deutsche Tochtergesellschaft des Kosmetikkonzerns, zu dem mehrere Marken gehören, betreut eigenen Angaben zufolge von Stuttgart aus den Onlinehandel sowie das Filialnetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die Groupe Rocher hat international mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von mehr als 2,3 Milliarden Euro. Firmengründer Yves Rocher gilt als Pionier im Bereich Naturkosmetik. Er hob das Unternehmen im Jahr 1959 in der Bretagne aus der Taufe. 1969 wurde die erste Filiale in Paris eröffnet. Heute wirbt die Marke mit hochwertigen Produkten zu erschwinglichen Preisen und stellt unter anderem Cremes, Duschgel und Parfüms her.

Handelsverband mit Negativ-Prognose - auch fränkische Innenstädte sterben immer mehr aus 

Zuletzt hatten sich immer wieder bekannte Ketten ganz oder teilweise aus den deutschen Einkaufsstraßen zurückgezogen - auch in Franken. Viel Aufmerksamkeit bekam etwa die Schließung zahlreicher Warenhäuser von Galeria-Karstadt-Kaufhof. Abgewickelt werden mussten jedoch auch viele Geschäfte der Schuhhändler Görtz und Reno sowie der Textilkette Adler Modemärkte. Und auch der Modehersteller Gerry Weber hatte zuletzt angekündigt, einen großen Teil seiner Filialen zu schließen. In diesen Fällen hing das aber mit der Zahlungsunfähigkeit der Firmen zusammen. Bei Yves Rocher ist das nicht der Fall.

Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) bringt die Inflation viele Betriebe an die Grenzen. "Viele Handelsunternehmen erleben schwierige Zeiten. Zuerst die Pandemie mit Lockdowns, Geschäftsschließungen und Maßnahmen, die die Kundenzahl begrenzten, und nun die Folgen des russischen Krieges in der Ukraine mit hoher Inflation und schlechter Konsumstimmung", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der HDE rechnet damit, dass in diesem Jahr rund 9000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen werden. In einem normalen Vorkrisen-Jahr seien es immer um die 5000 Läden gewesen. Falls sich die Prognose bestätigt, bleiben abgesehen von Kleinstbetrieben bundesweit 311.000 Geschäfte übrig. Zum Vergleich: 2015 waren es noch fast 373.000.

Der größte Teil der Schließung entfällt dem HDE zufolge aber auf kleinere Fachhändler - auf Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien. "Vielerorts wird das dramatische Folgen für die Innenstädte haben. Leerstände nehmen zu, Stadtzentren werden unattraktiver und geraten in eine Abwärtsspirale", sagte Genth. Der Einzelhandel brauche daher bessere Rahmenbedingungen, um sich zukunftsfest aufstellen zu können.