Bald scheppert es wieder rund um die kleine Klaragasse in der Altstadt von Nürnberg, wenn auf 21 Bühnen "Nürnberg Pop" startet.
Eine Straße, ein Abend, ein Musikfestival. Das Konzept der "Nürnberg Pop" ist genauso einfach wie verführerisch. Verständlich, dass der maximal komprimierte Partyspaß beim popkulturell anspruchsvollen Hipsterpublikum ankommt wie Pommes-Schranke nachts um vier. Die drei Macher nutzen den Hype rund um das Eintagesfestival für einen konsequenten Expansionskurs. Dabei wird selbst die Hochkultur nicht verschont.
Die Klaragasse ist dunkel, eng und kurz. Genau der richtige Resonanzkörper also für die popkulturelle Avantgarde. Einmal im Jahr scheppert es noch mehr als sonst. Dann geht der sprichwörtlich Punk ab in allen Ecken in der "Klara". Mit dem Kosewort hätscheln die Nürnberger die nachtgraue Partymeile zwischen Mauthalle und Hallplatz. In der "Klara" fällt man von einem Club in den nächsten. Die an einen asphaltierten Waldweg erinnernde Gasse ist der Spielplatz für den jährlichen Parforceritte durch die Popkultur.
Drei Freunde haben sich das Reeperbahnfestival in Hamburg vor fünf Jahren zum Vorbild genommen und mit ihrer Version des Konzertreigens eine der derzeit wohl angesagtesten Szene-Veranstaltungen in Nordbayern geschaffen. Das Tagesfestival beginnt in diesem Jahr nicht erst am Abend. Bereits ab 14 Uhr startet "die Pop" in zwei Plattenläden mit Gratiskonzerten. Die Electro-Indie-Band "Kytes" aus München spielt eine Akustikshow im Vinylshop "Monoton". Vor dem Kultimbiss "Wurstdurst" steigt ab 18 Uhr ein kleines Openair. Ab 19 Uhr geht es dann rund in den 21 Spielstätten. Mit dem Kauf eines Tickets (20 Euro im Vorverkauf) bekommt man "nur" Zugang zum Festivalgelände rund um die Klaragasse. Darauf weisen Thomas Eckert, David Lodhi und Thomas Wurm mantraartig hin. Denn eine Garantie für ein bestimmtes Konzert ist mit dem Ticket zum Indoor-Festival nicht verbunden. Das gehe aus Kapazitätsgründen nicht, sagen die drei Veranstalter.
Die "Nürnberg Pop" startet heuer zum ersten Mal bereits vorher mit einer Kulturwoche durch. Mit dem Festival-Ticket können Besucher ab dem 24. Oktober eine Woche vergünstigt Ausstellungen und Museen, Theater und Konzerthallen besuchen. "Popkultur ist nicht nur Musik. Popkultur kann auch Kino oder Museum sein", erklärt David Lodhi die crosskulturelle Idee dahinter. Kern der "Pop" bleiben die vielen verschiedenen Bands, die sich an einem Tag die "Klara" teilen. Die Hälfte der musikalischen Gäste kommen aus Nürnberg. Mit der Formation "Robocop Kraus" haben die Veranstalter ein echtes fränkisches Schwergewicht am Pophimmel an Land gezogen. Als Geheimtipp werden die "Parcels" aus Australien gehandelt, die ab 22 Uhr auf der Bühne des "Club Stereo" stehen.
Aus der Hauptstadt reist die nationale Vorzeigeband "Von Wegen Lisbeth" an. Die musikalische Vielfalt spiegelt sich in der Auswahl der Spielorte wieder. So können die Besucher in diesem Jahr auf der "Nürnberg Pop" moderne Blasmusik aus Bayern (Impala Ray) im Jeansladen hören oder den Reimen von Rapper "Juse Ju" im ehemaligen Tabledance-Schuppen "Rosi Schulz" lauschen. Apropos: Gerne würden die Macher - ganz nach dem Vorbild der Veranstaltung auf der sündigen Meile in Hamburg - mehr Rotlicht ins Festival bringen. Noch ziert sich offensichtlich das älteste Gewerbe, ihre schummrigen Kneipen mit den Künstlern zu teilen. Derweil liebäugeln die Veranstalter bereits damit, das "Nürnberg Pop Festival" im nächsten Jahr auf zwei Tage auszuweiten. Tickets und Details zum umfangreichen Programm gibt es im Internet unter
nuernberg-pop.de.