Deutsche Bahn gewinnt Tauziehen um S-Bahn-Netz Nürnberg

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Symbolfoto: dpa
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Mit einem Dauer-Rechtsstreit hat die Deutsche Bahn den privaten Konkurrenten National Express in die Knie gezwungen.

Im jahrelangen Streit um den künftigen Betrieb des Nürnberger S-Bahn-Netzes hat die Deutsche Bahn (DB) jetzt doch die Oberhand behalten. Nach dem Ausstieg des privaten DB-Konkurrenten National Express (NX) aus dem Bieterverfahren vergab die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) den künftigen S-Bahn-Betrieb nun an das Staatsunternehmen.

S-Bahn-Züge der Deutschen Bahn werden damit auch über das Jahr 2018 hinaus im Großraum Nürnberg rollen - vorausgesetzt, Mitbewerber fechten die Entscheidung nicht noch an, wie die BEG am Montag mitteilte. Der Vertrag mit der DB soll bis zum Jahr 2030 laufen. Dann muss die BEG erneut über die Vergabe des prestigeträchtigen Nahverkehrs-Netzes entscheiden.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft begründet ihre jüngste Entscheidung damit, die DB-Tochter DB-Regio habe für die beiden ausgeschriebenen Nürnberger S-Bahn-Teilnetze jeweils das wirtschaftlichste Angebot abgegeben. Die Nürnberger S-Bahn nutzen jährlich rund 20 Millionen Fahrgäste.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hatte das Nürnberger S-Bahn-Netz Anfang 2015 zunächst an den britischen DB-Konkurrenten National Express vergeben. Damit hätte erstmals ein Privatunternehmen ein großes regionales Eisenbahnnetz in Bayern betrieben. Doch die unterlegene Deutsche Bahn ging gegen die Entscheidung vor. Ende Oktober zogen sich dann die Briten überraschend aus dem Bieterverfahren zurück und begründeten dies mit "massiven zeitlichen Verzögerungen".

Erleichtert zeigte sich unterdessen Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) über die jüngste Vergabeentscheidung. "Ich hoffe, dass die juristischen Auseinandersetzungen nun ein Ende haben", erklärte er in einer Mitteilung. DB Regio sei ein bewährter Partner für den Freistaat Bayern. Er erwarte nun aber auch, dass die Deutsche Bahn "das gleiche Engagement, mit dem sie um diesen Vertrag gekämpft hat, auch für die Nürnberger Fahrgäste an den Tag legen wird".

Derweil sehen private Bahnbetreiber mit dem nachträglichen Aus von National Express den Bahn-Wettbewerb in Deutschland in Gefahr. Es könne nicht sein, dass große Bahnunternehmen korrekt abgelaufene Vergabeverfahren wiederholt vor Gericht anfechten, hatte der Geschäftsführer des Verbandes mofair, Matthias Stoffregen, bereits Ende Oktober gewarnt.

Leidtragender sei auch der Steuerzahler. Nach Stoffregens Angaben hatte das DB-Angebot um 100 Millionen Euro über dem von National Express gelegen. Die Zahl hatte auch der Deutschland-Chef von National Express, Tobias Richter, genannt. Die BEG hatte solche Zahlen wiederholt als "Spekulation" zurückgewiesen. Zudem spiele bei solchen Ausschreibungen keineswegs nur der Preis, sondern auch die Qualität eine Rolle, hatte unlängst BEG-Chef Johann Niggl betont.