Eine Unwetterwarnung trübte am Sonntag kurz die Laune der Festivalbesucher. Aber die Veranstalter konnten ihre Evakuierungspläne in der Schublade lassen.
Ein rotes Band, das da über die Umrisse der fränkischen Wetterkarte waberte, bereitete den Rock im Park Verantwortlichen am Sonntag Sorgen. Würzburg und Bamberg waren unter den dunkelroten Flächen verschwunden, Nürnberg lag um 12.54 Uhr noch am hellroten Rand. Trotzdem hatte der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung herausgegeben. Vorsorglich: Gewitter, Starkregen, Blitzschlag. Wenn 72 500 Menschen auf der Fläche einer Kleinstadt in Zelten und vor Bühnen zusammen kommen, kann das zum Problem werden.
Deshalb hatte sich der Veranstalter vorbereitet: Lautsprecher- und Videodurchsagen, die Besucher sollen ihre Zelte sichern. Für den Notfall standen Stadion, Eishalle und Messehallen bereit. "Unser Evakuierungsplan", sagt Wolfgang Thiel, der technische Leiter des Festivals. Beim Wetterdienst hieß es: Amtliche Warnung vor starkem Gewitter. Die Wörter "Warnung" und "Gewitter" waren groß geschrieben.
Bis zu 25 Liter Regen pro Quadratmeter sagte der Wetterdienst voraus, in einem normalen Juni regnet es in Nürnberg etwa doppelt so viel. Im ganzen Monat.
Aber dann aktualisierte der Wetterdienst seine Meldung: 14.02 Uhr, es sind keine Warnungen für Nürnberg vorhanden. Rock im Park ging Sonntagabend so zu Ende, wie es begonnen hatte: Sonnig. Rockig. Gut gelaunt. Wolfgang Thiel sagt, die Bühnen seien gleichmäßig besucht gewesen, so hatten sie das geplant. "Das Gesamt-Lineup war so vielseitig wie unser Publikum." Am Freitag Volbeat und die Killers. Am Samstag Green Day und Seeed. Dazu viel Elektrisches. Dahin geht der Trend, sagen die Veranstalter. Nur am Sonntag war da viel Heavy Metal: "Unser Hard‘n Heavy Tag", sagt Thiel. Korn. Limp Bizkit. Bullet for my Valentine. So klang das Festival aus.
"Fünf Tage Anarchie feiern" Einer, dem das gefiel, ist Christoph Potleschak.
Irokesenschnitt, Ohrring aus Horn, komplett in schwarz. Er kommt aus Passau, von dort sind sie dem Hochwasser davongefahren. Vor dem Zelt haben er und seine Freunde einen Pavillon aufgebaut, da sitzen sie jetzt, warten. Auf die Konzerte, darauf dass es dunkel wird. Potleschak ist vielleicht einer der letzten richtigen Metal-Fans auf dem Festival. Er sagt: "Ich zeige gerne, welche Musik ich höre und für was ich lebe." Bunter sei es geworden in den letzten Jahren. Das Schwarz ist verschwunden. "Aber jeder soll das so machen, wie er sich wohl fühlt". Christoph Potleschak sagt, er sei zum fünften Mal da gewesen. "Ich brauche das. Du kannst einfach fünf Tage Anarchie leben und so sein wie du willst."
Und Anarchie scheint gut zu gehen. "Das war ein sehr guter Festivalverlauf", sagte Klaus Wild von der Nürnberger Polizei am Sonntag: Nur fünf Körperverletzungen bis Sonntagmorgen, weniger als halb so viele wie im Vorjahr.
Dazu 74 Diebstähle. Zwei Männer hätten sie festgenommen, Engländer, einer 28 Jahre alt, der andere 30, die beiden kamen aus Südschweden, hatten dort schon auf einem Festival hochwertige Mobiltelefone gestohlen. Dann hätten sie noch einen Dieb verhaftet, der während des Diebstahls in einem Zelt eingeschlafen sei. Mit 2,5 Promille.
Fast heiter ging es zu auf der Pressekonferenz zum Festivalabschluss: Der Einsatzleiter der Feuerwehr erzählte von einer Schwanenfamilie, die sie retten musste. Der Einsatzleiter des Roten Kreuzes sagte, sie hätten einen 50-Jährigen reanimiert, der sich eine Überdosis gesetzt hatte. Der Mann sei bereits am folgenden Morgen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Veranstalter sagten, das neue Sicherheitskonzept habe sich bewährt. Vielleicht ist das auch ein Signal an die Stadt Nürnberg: Kommendes Jahr fällt Rock im Park auf das Pfingstwochenende. Man überlege, ob das Festival dann vier Tage dauern soll.