Erschöpft sind die Studenten in Nürnberg kurz vor dem Start der Jahresausstellung. Bis zum Wochenende zeigen über 300 Künstler ihre Arbeiten.
Heute, Mittwoch, um 19 Uhr wird die Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg eröffnet. Die Schau sprengt die meisten Maßstäbe. Über 300 Studenten aus 16 Klassen stellen eine einzige Ausstellung der Superlative zusammen. Bis zum 10. Juli öffnet die Akademie ihre Pforten für den unumstrittenen Höhepunkt im städtischen Kultur- und Partykalender. Auf dem gesamten Campus präsentieren die Kunststudenten ab Mittwoch ihre neuesten Werke.
Kurz vor dem Startschuss ist an der Akademie der Teufel los. Überall wird am letzten i-Tüpfelchen gearbeitet. Auch Philipp Eyrich ist noch damit beschäftigt, seiner Skulptur aus Stahlbändern den letzten Schliff zu geben. "Ich nenne mein Kunstwerk ,Cytomali'", erzählt der 28-jährige Student aus der Klasse von Kunstprofessor Ottmar Hörl, der für seine bunten Dürerhäschen aus Plastik bekannt ist.
Lampenfieber hat Eyrich kurz vor der Vernissage nicht.
Feedback ist am wichtigsten
"Ich bin eher erschöpft als aufgeregt", verrät der Kunststudent kurz vor dem Start der Schau. Ein Zimmer weiter erklärt Angelika Huber, warum die Jahresausstellung für den Kunstnachwuchs so wichtig ist. "Es kommen einfach alle. Es gibt ganz viel Lob und Kritik. Und das Feedback ist das Wichtigste in der Kunst", fasst die angehende Künstlerin, die selber mit ihrem neuesten Werk "Painting" vertreten ist, die Bedeutung der Schau zusammen.
Ohne Öffentlichkeit gibt es also keine Kunst. Davon ist auch Alice Ifergan-Rey überzeugt. Die 25-jährige Französin ist extra nach Israel gereist, um Bilder für die Jahresausstellung zu machen. Nun hängt Alice ihre in der Mitte geknickten Fotos an die weißen Wände. "Die Bilder zeigen Bunker in israelischen Wohnungen", erklärt die Pariserin.
Seit 20 Jahren müssten Neubauten in Israel mit Schutzräumen ausgestattet sein. Alice hat einfach an den Wohnungen geklingelt, um die Privatbunker besichtigen und knipsen zu dürfen. "Wenn kein Krieg ist, schauen diese Bunker wie Wohn- oder Kinderzimmer aus", berichtet die Künstlerin. "Mit diesen privaten Bunkern klopft der Krieg an die Haustür", findet Ifergan-Rey, die erst vor einer Woche wieder in Nürnberg gelandet ist.
"Alles musste ganz schnell gehen, damit die Bilder rechtzeitig für die Jahresausstellung fertig sind", erinnert sich Alice an die letzten, stressigen Tage.
Die große Schau an der Akademie zu verpassen, daran mag niemand in Nürnberg denken. "Ohne Publikum existieren unsere Arbeiten nicht", ist sich die Künstlerin aus Frankreich sicher. Bei der großen Jahresausstellung bekommt die Kunst die lebenswichtige und wohlverdiente Aufmerksamkeit.
Freilich werden heuer auch wieder Preise vergeben. Den Vorsitz der Jury hat in diesem Jahr Amely Deiss vom Kunstpalais Erlangen übernommen. An die Siegerehrung verschwenden die Studenten noch keinen Gedanken. "Joseph Beuys hat am Anfang auch keinen Preis bekommen", erinnert Eyrich an die Anfangszeit des späteren Stars der klassischen Moderne in Deutschland. Preisverdächtig ist übrigens nicht nur die ausgestellte Kunst an der Akademie.
Zum Abschluss der Jahresausstellung findet am Samstag das legendäre Sommerfest statt. Das Akademiefest gilt seit Jahren als beste Party der Stadt. Weitere Infos zu Ausstellung und Sommerparty stehen auf
www.adbk-nuernberg.de.