Missglückter Haftbefehl in Nürnberg: Polizei setzt Schusswaffe ein - Mann (38) tot
Im Laufe des Einsatzes sei es dann zu Widerstand von Seiten des Mannes gekommen, berichtet Siegl. "Die Kollegen mussten von Schusswaffe gebraucht machen". Ob der Verdächtige bewaffnet war, blieb zunächst offen. Die Polizisten wurden demnach nicht verletzt. Trotz unmittelbar eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen durch Einsatzkräfte der Polizei sowie eines Notarztes verstarb der Verletzte noch am Einsatzort.
Wie viele Schüsse fielen, blieb zunächst ebenso unklar. Dazu wollte sich der Pressesprecher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern.
Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich laut Siegl eine Kindertagesstätte. "(...) Außenstehende, insbesondere auch die Kita," sei "von diesen [polizeilichen] Maßnahmen nicht betroffen" gewesen und Außenstehende seien nicht gefährdet worden, so der Polizeisprecher im Interview. "Das Ganze hat sich komplett in der Wohnung abgespielt."
Kita im Erdgeschoss laut Polizei nicht in Gefahr
Der Einsatzort in der Heisterstraße ist derzeit für den Verkehr gesperrt. Beamte der Kriminalpolizei Nürnberg führen in der Wohnung des 38-Jährigen eine Spurensicherung durch. Darüber hinaus wird an der zweifelsfreien Identifizierung des Verstorbenen gearbeitet.
Die nachfolgenden Ermittlungen zur Rechtmäßigkeit des polizeilichen Schusswaffengebrauchs werden - wie in derartigen Fällen üblich - durch das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft geführt.
Tödliche Polizeischüsse sind zwar selten, im vergangenen Jahr starben in der Folge in Bayern aber so viele Menschen wie seit 1997 nicht mehr. Laut Innenministerium starben 2024 vier Menschen, in fünf Fällen gab es Verletzte. Ein weiterer Mensch starb nach einem Schuss durch die Bundespolizei.
Tödliche Polizeischüsse sind in Bayern selten
Zur Einordnung: Seit 1997 wurde in fünf Jahren gar kein tödlicher Schuss durch bayerische Polizeikräfte registriert. In 14 Jahren gab es je einen Toten, in fünf Jahren je zwei Tote und in zwei Jahren je drei Tote. Der Schusswaffengebrauch von Bundespolizisten wird in dieser Statistik nicht erfasst.
Warum 2024 aus der Reihe ragt, lässt sich laut LKA nicht eindeutig erklären. "Ein möglicher Erklärungsansatz kann sein, dass gewaltsame Konfrontationen, etwa bei Bedrohungslagen mit Messern oder psychischen Ausnahmesituationen der Betroffenen, zunehmen", sagte ein Sprecher.
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