Bald Sicherheitsdienst im Nürnberger Einwohneramt

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Foto: Nikolas Pelke
Foto: Nikolas Pelke

Das Einwohneramt in Nürnberg führt Sicherheitskontrollen ein. Mit der Angst vor Anschlägen habe diese Maßnahme nichts zu tun.

Chaos im Einwohnermeldeamt: Wer sich in Nürnberg anmelden oder einen Pass beantragen will, der braucht seit Monaten ganz viel Geduld und starke Nerven. Um die Gemüter zu beruhigen, setzt die Stadt nun auf Einlasskontrollen durch einen Sicherheitsdienst. Der große Andrang und die langen Wartezeiten hätten Eskalationspotenzial. Zuletzt sei es wiederholt zu unschönen Szenen gekommen.

Auch an diesem Freitagvormittag platzt das Amt in der Altstadt aus allen Nähten. Apathisch hocken die meisten vor der Anzeigetafel. Wie beim Bingo-Spiel sehnen alle den Moment herbei, in dem die eigene Nummer auf dem Display erscheint und man endlich an der Reihe ist. An diesem Tag beträgt die Wartezeit satte 97 Minuten. In dieser Zeit könnte man sich ein ganzes Fußballspiel anschauen. Selbstverständlich geht es auch noch langsamer.
"Teilweise müssen die Bürger drei Stunden warten", gibt Olaf Kuch, Leiter des Einwohneramtes, unumwunden zu. Die chaotischen Zustände kann Kuch sich nur teilweise erklären. "Wir stehen selber vor einem Rätsel, warum der Andrang so groß ist und die Wartezeiten so lang sind."


Nürnberg ist um 30.000 Personen gewachsen

Verschiedene Faktoren seien wohl zusammengekommen, vermutet der Behördenchef, der im Rathaus für seine Durchsetzungskraft bekannt ist. Einerseits kämpft das Amt mit Personalproblemen. 20 neue Mitarbeiter sollen das 200-köpfige Team demnächst verstärken. Andererseits ebbt der Zustrom von Menschen aus aller Welt nicht ab. Zusätzlich zu den Flüchtlingen kommen zahlreiche Neu-Nürnberger aus Südosteuropa und dem EU-Ausland. "Nürnberg ist in den letzten fünf Jahren um 30.000 Personen gewachsen", sagt Kuch. Obendrein würden Sprachprobleme den Ablauf massiv verzögern. Teilweise müssten die Behördenmitarbeiter mit Händen und Füßen erklären, wie die Formulare korrekt auszufüllen sein. Hinzu kommen verschärfte Vorschriften durch das neue Bundesmeldegesetz, mit dem Scheinanmeldungen verhindert werden sollen.

Ab Montag wird nun ein Wachdienst den Zugang zum Amt kontrollieren. Taschen sollen nach Waffen und anderen gefährlichen Gegenständen durchsucht werden. "Diese Maßnahme hat nichts mit Bomben und Terrorismus zu tun", betont der Behördenchef. Durch den großen Andrang sei es zuletzt zu Reibereien und Meinungsverschiedenheiten zwischen Kunden und Sachbearbeitern. Manche Leute hätten alkoholisiert herumgepöbelt. Das Mitbringen von Alkohol soll durch den privaten Sicherheitsdienst ebenfalls verhindert werden. Andere Problem-Kunden hätten ein Messer dabei gehabt. Einen gravierenden Vorfall habe es bislang zum Glück noch nicht gegeben. "Aber bei 1200 bis 1500 Menschen pro Tag gibt es einfach ein Eskalationspotenzial. Deshalb haben wir uns für diese präventive Maßnahme entschieden", sagt Kuch.

Derweil scheint die Menge im Wartesaal nicht weniger zu werden. Manche werden wohl umsonst gekommen sein an diesem Tag. Pünktlich um 12.30 Uhr macht das Amt seine Pforten dicht.