Ursprüngliches Zuchtziel "nicht ganz gelungen": Seltene Tierart neuerdings in fränkischem Zoo zu sehen

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Tiergarten Nürnberg: Seltene Luxkaninchen neu im Kinderzoo - "Extrem gefährdet"
Im Tiergarten Nürnberg sind neuerdings zwei Luxkaninchen im Kinderzoo zu sehen. Die Tierart gilt laut Experten als bedroht.
Tiergarten Nürnberg: Seltene Luxkaninchen neu im Kinderzoo - "Extrem gefährdet"
Thomas Hahn / Tiergarten Nürnberg
Tiergarten Nürnberg: Seltene Luxkaninchen neu im Kinderzoo - "Extrem gefährdet"
Im Tiergarten Nürnberg sind neuerdings zwei Luxkaninchen im Kinderzoo zu sehen. Die Tierart gilt laut Experten als bedroht.
Tiergarten Nürnberg: Seltene Luxkaninchen neu im Kinderzoo - "Extrem gefährdet"
Thomas Hahn/Tiergarten Nürnberg

Besucher des Tiergartens Nürnberg können ab sofort eine gefährdete Tierart bestaunen. Ihr besonderer Name wurzelt im ursprünglichen Zuchtziel, das "nicht ganz gelungen" sei.

Im Tiergarten Nürnberg sind seit Kurzem zwei Luxkaninchen (Oryctolagus cuniculus dom.) im Kinderzoo zu sehen. Dies berichtete die Stadt Nürnberg am Donnerstag (28. Dezember 2023) in einer Pressemitteilung.

Die Haltung der seltenen Kaninchenrasse, die zur Rasse 2023 gewählt wurde, sei durch eine Kooperation des Zentralverbands der deutschen Rassekaninchenzüchter (ZDRK) und des Tiergartens zustande gekommen. Erst kürzlich erinnerte der Tiergarten Nürnberg an "kaum vorstellbare" Zustände bei seiner Eröffnung.

Neue Luxkaninchen im Tiergarten Nürnberg: vor und hinter den Kulissen

In Mittelfranken gebe es demnach bislang nur wenige Züchter von Luxkaninchen. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) zähle sie zu den stark gefährdeten Rassen. "Neben den zwei weiblichen Luxkaninchen, die im Kinderzoo zu sehen sind, leben hinter den Kulissen noch zwei männliche Tiere. Sie sollen zu gegebener Zeit für die Zucht zusammen gelassen werden", so die Stadt Nürnberg.

Zwei der Tiere kämen von Anja Leibold vom Kleintierzuchtverein Ottensoos, die beiden anderen seien bereits im Sommer von Bernd Graf, Präsident des ZDRK, an den Tiergarten übergeben worden. Bereits im Sommer dieses Jahres habe der Tiergarten über den ZDRK vier Japaner-Kaninchen aufgenommen, deren Rasse laut GEH sogar als "extrem gefährdet" gelte. 

Sie hätten sich bereits gut in ihrem neuen Zuhause eingelebt, sodass demnächst die Zucht beginnen könne. Damit halte der Tiergarten nun zwei Kaninchenrassen, die in den höchsten Gefährdungsstufen geführt werden: "Seltene Haus­ und Nutztierrassen haben bei uns im Tiergarten seit vielen Jahrzehnten einen hohen Stellenwert. Seit 1981 halten und züchten wir beispielsweise Rotkopfschafe – eine bedrohte Nutztierrasse, die ursprünglich aus den Pyrenäen stammt", wird Dr. Katrin Baumgartner, Tierärztin im Tiergarten Nürnberg und zuständig für die Zucht seltener und bedrohter Haustierrassen, zitiert.

Besucher sollen Wert alter Haustierrassen kennenlernen - besondere Eigenschaften

"Dank der Kooperation mit dem ZDRK bauen wir unsere Aktivitäten in diesem Bereich weiter aus. Nach dem Einzug der Japaner-Kaninchen können wir mit den Luxkaninchen nun zum Erhalt einer weiteren seltenen Kaninchenrasse beitragen", so Baumgartner. "Mit diesem besonderen Gemeinschaftsprojekt möchten wir nicht nur gefährdete Kaninchenrassen züchten, sondern auch den Besucherinnen und Besuchern des Tiergartens den Wert alter Haus-­ und Nutztierrassen näherbringen. Sie verfügen oft über Eigenschaften, die sie widerstandsfähiger oder langlebiger machen, und sind ein wichtiger Baustein moderner Tierhaltung“, erklärt Markus Fischer, 1. Vorsitzender des Bezirksverbands Mittelfranken der Kaninchenzüchter e. V.

Auch das Tierwohl spiele bei der Zucht der Rassekaninchen eine zentrale Rolle: ZDRK und Tiergarten möchten demnach zeigen, dass eine erfolgreiche Zucht unter Berücksichtigung des Wohlbefindens der Tiere möglich ist. Die Lux­kaninchen seien in das Gehege eingezogen, in dem bislang die Zwergkaninchen zu sehen waren, welche der Tiergarten an Privathalter abgegeben habe. "Gemeinsam mit Kollegen der technischen Abteilung haben wir die Inneneinrichtung umgestaltet", berichtet Lisa Kukuk, Tierpflegerin und stellvertretende Revierleiterin.

"Den Kaninchen stehen nun zwei Wurfboxen, eine neue Raufe und viele Versteckmöglichkeiten auf zwei Etagen zur Verfügung. Daneben können sie auch die Außenanlage nutzen", so Kukuk. Die Haltung der Lux-­ und Japaner-Kaninchen im Tiergarten wird laut der Stadt Nürnberg über zwei fortlaufende Spenden der mittelfränkischen Firmen Wimpit GmbH und Hemmerling GmbH von je 500 Euro finanziell unterstützt. Außerdem erhalte der Tiergarten eine Futterspende der mifuma Mischfutter Werke MannheimGmbH.

"Hellsilberblau": Stadt erklärt Namensherkunft

Über die Kooperation bekomme der Tiergarten auch Futtertiere über den ZDRK, also überzählige Kaninchen, die an Zootiere verfüttert werden. "Zudem erhält der Tiergarten auch junge Kaninchen, die er auf dem betriebseigenen Bio­-Bauernhof Gut Mittelbüg großziehen und zu gegebener Zeit ebenfalls als Futtertiere im Zoo einsetzen kann", heißt es weiter.

Wie die Stadt Nürnberg erklärt, zählen Luxkaninchen mit einer Gewichtsspanne von 2,5 bis 3,25 Kilogramm zu den kleinen Rassen. Die Rasse sei erstmals 1919 auf einer Ausstellung vorgestellt worden: "Ziel war es ursprünglich, eine Kaninchenrasse mit einer Fellfarbe zu züchten, die der eines Luchses nahekommt", heißt es weiter.

Die besondere Schreibweise rühre vermutlich daher, dass die Imitation des Luchses nicht ganz gelungen sei. "Lux" könne in diesem Zusammenhang für "Licht" stehen, da sich die Kaninchenrasse insbesondere durch ihre Deckfarbe auszeichne: "Diese ist hellsilberblau mit einem leicht rötlichen Schimmer, der durch die bräunliche Zwischenfarbe entsteht". Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du auf unserer Lokalseite.