Archäologen haben bei einer Ausgrabung in Mittelfranken eine sensationelle Entdeckung gemacht: Neben zahlreichen Tierknochen brachten sie vorgeschichtliche Siedlungsreste zu Tage. Der Fundort werde helfen, "unsere menschlichen Anfänge zu verstehen", sagt der Leiter des Landesamts für Denkmalpflege.
- Historischer Fund bei Grabung in Mittelfranken: "Dieser Ort ist ein ganz besonderer"
- "Extrem selten": Archäologen machen bedeutende Entdeckung aus Steinzeit
- Tausende Knochen von Höhlenbär, Mammut & Co. - Fundort stellt Wissenschaftler vor Rätsel
- Team findet zudem vorgeschichtliche Siedlungsreste und Gräber aus frühem Mittelalter
Bei einer Grabung in Mittelfranken ist Archäologen ein bahnbrechender Fund geglückt: Vor Ort entdeckten sie Tausende von Knochen und Zähnen aus der Steinzeit. Die Überreste stammen laut Angaben des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege von Höhlenbär, Wolf, Mammut, Nashorn und Wildpferd. Schnittspuren an einem auf 40.000 v. Chr. datierten Knochenfragment zeigen demnach: Hier waren Menschen am Werk.
Historischer Fund in Mittelfranken begeistert Forscher: "Wird helfen, unsere menschlichen Anfänge zu verstehen"
Der außergewöhnliche Fund stammt aus dem ältesten Abschnitt der Steinzeit - der sogenannten Altsteinzeit. Diese - auch Paläolithikum genannte - frühgeschichtliche Kulturperiode gilt als älteste und längste Epoche der Menschheitsgeschichte: Sie begann vor etwa 2,5 Millionen Jahren und endete in Europa mit der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. "In der Altsteinzeit lebten in Europa viel weniger Menschen als heute", erklärt Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege.
Zeitweise gehe die Forschung von nur wenigen Tausend Individuen aus. Dies sei Pfeil zufolge etwa so, als würde man die Bewohner einer heutigen Kleinstadt auf einen ganzen Kontinent verteilen. "Das macht deutlich, wie extrem selten ein Fundort wie dieser ist und welche Bedeutung er für die Wissenschaft hat", betont der Diplom-Ingenieur mit Blick auf das Areal in Mittelfranken. "Er wird helfen, unsere menschlichen Anfänge zu verstehen, unser Bild vom frühen Menschen zu vervollständigen." Um die Grabung nicht durch Störungen von Schaulustigen unnötig zu gefährden, hält man sich vonseiten der Fachbehörde bedeckt, was den konkreten Ort anbelangt.
Im Vordergrund sollen vielmehr die bisher gezogen Erkenntnisse der historischen Entdeckung stehen - hierbei ist gar von einem "Eiszeit-Gelage" die Rede. "Auf dem Speiseplan der Menschen, die sich während der Eiszeit hier aufhielten, stand offenbar Fleisch", heißt es in einer Pressemitteilung des Bayerischen Landesamts. "Abwechslung scheint es zumindest bezüglich der Spezies gegeben zu haben" - wie die zahlreichen Reste der heute ausgestorbenen Tierarten darlegen. So seien allein auf einer Untersuchungsfläche von nur einem Quadratmeter 300 Zähne und Knochen gefunden worden.
Hinweise auf Rastplatz für Menschen - Fundort gibt Wissenschaftlern indes Rätsel auf
Bei ihrer Grabung stießen die Archäologen auch auf Feuersteinsplitter. Entsprechende Schnittspuren sind laut Landesamt ein Indiz dafür, dass sich in der Gegend schon vor rund 40.000 Jahren Menschen aufhielten. Auch wenn bislang nicht klar ist, ob es sich dabei um Neandertaler oder anatomisch moderne Menschen handelte, ist die Entdeckung für die Forscher interessant. "Die Funde weisen darauf hin, dass dieser Ort einst als Rastplatz für Menschen diente, zu einer Zeit als der Homo Sapiens Sapiens gerade erst in Europa einwanderte", erläutert die Behörde.
Der Großteil der geborgenen Tierknochen stammt demnach von Höhlenbären, die vermutlich seit 24.000 vor Christus ausgestorben sind. "Den ersten archäozoologischen Auswertungen zufolge handelt es sich um die Knochen mehrerer Bären, darunter auch Jungtiere", konstatiert das Landesamt.