Als Pfarrer Daniel Bittel die Kirche St. Johannis in Neustadt an der Aisch betrat, bietet sich ihm ein Bild der Verwüstung. Kurz zuvor hatte er noch mit den mutmaßlichen Tätern gesprochen.
Die Kirche der Pfarrei St. Johannes in Neustadt an der Aisch ist am Dienstagnachmittag (3. Oktober 2023) zum Tatort geworden. Mutmaßlich drei Kinder haben eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die Polizei ermittelt jetzt auf Basis von wertvollen Kameraaufnahmen.
Pfarrer Daniel Bittel begegnete den drei Vandalen sogar, erkannte aber erst später, dass sie wohl für die Zerstörung zuständig sind, wie er in einem Gespräch mit inFranken.de schildert. "Es stimmt einen sprachlos", sagt er und bedauert nicht nur den materiellen Schaden.
Bücher vor der Kirche zerrissen: Neustadter Pfarrer beschreibt heftiges Ausmaß der Zerstörung
Noch am Vormittag habe hier eine Taufe stattgefunden. Die Kirche sei generell hochfrequentiert und tagsüber offen. So konnten die Kinder wohl unbemerkt ihre Zerstörungswut auslassen. Kurze Zeit später habe die Begegnung zwischen ihnen und dem Pfarrer stattgefunden. "Mein indischer Mitbruder und ich kamen und sahen auf dem Kirchenplatz drei ältere Kinder und zerbrochenes Glas auf dem Boden", erinnert er sich. Zunächst habe er gedacht, eine Person habe die Flasche im Rausch fallen lassen. "Ich sagte zu den Kindern: 'Geht mal da weg. Da sind Scherben, nicht, dass ihr euch verletzt.'"
Die Kinder seien somit weggerannt. Daraufhin habe Bittel mehr als eine zerbrochene Flasche entdeckt. "Die Seitentür war offen und dort lag eine beschädigte Kerze, die eine Familie gespendet hatte", führt er fort. Dann bot sich ihm das ganze Ausmaß: Mehl vom Erntedankaltar sei zerstreut, Wein und Bier vom Altar auf den Boden geschmissen, fast alle Opferkerzen herumgeworfen und Gotteslob-Bücher vor der Kirche zerrissen worden. "Diese Taten verletzen und stimmen einen traurig", sagt er im Nachhinein.
Bittel vergleicht es mit einem Einbruch in den eigenen vier Wänden. Hier sei nicht nur der materielle und immaterielle Schaden traurig. Sondern der Raum, in dem man sich "sicher und wohl fühlt", werde durch den Einbruch zu einem fremden Raum. "Weil es war dort was, was dort nicht hätte sein sollen". Der Kirchenraum sei ein Ort, "wo Menschen zusammen das Leben feiern oder trauern". Darüber hinaus stecke viel Herzblut von Ehrenamtlichen darin. "Ich bekomme viele Rückmeldungen, von anderen Pfarrämtern, die ihre Betroffenheit ausdrücken."
Kinder winken in Überwachungskamera - Polizei sucht Zeugen
Aufnahmen zeigten, wie die drei sogar in die Überwachungskamera winkten. Bittel rätselt über die Beweggründe der Handlungen. War es Langeweile? Ein kirchenfeindliches Motiv könne er sich nicht vorstellen. In der Vergangenheit habe es "hin und wieder Einzelfälle" gegeben.
Zum Beispiel einen eingeschlagenen Schaukasten oder ein Hakenkreuz mit Kreide an der Kirchenmauer. Die Frage, ob die St. Johannes von nun an geschlossen bleiben solle, verneint er entschieden. "Definitiv bleibt die Kirche hier in der Ansbacher Straße geöffnet. Tagsüber kommen viele Menschen, ich finde es wichtig, dass es Räume gibt, in denen Leute Stille finden und innehalten können.