Noch vor gut 15 Jahren gab es Pläne, das Hafenlohrtal vollkommen zu überfluten. Nun kämpfte das Hafenlohrtal um den Titel des "Naturwunders des Jahres". Am Ende hat es jedoch nicht ganz gereicht.
Pittoresk schlängelt sich die Hafenlohr östlich von Weibersbrunn durch eines der malerischsten Spessart-Täler. Fast hätte es dieses kleine Paradies in Unterfranken nicht mehr gegeben - nun war es im Rennen um den Titel "Naturwunder des Jahres".
Das Hafenlohrtal zwischen den Landkreisen Aschaffenburg und Main-Spessart war nämlich der einzige bayerische Beitrag in der gleichnamigen Umfrage in diesem Jahr. Diese fand auch diesmal wieder auf Initiative der Heinz Sielmann Stiftung und des Deutschen Wanderverbandes statt - bis Sonntag konnte man abstimmen. Geehrt werden sollen Wandergebiete, die gleichzeitig "faszinierende Naturerscheinungen oder spektakuläre Naturereignisse" sind und "die aufgrund ihrer Schönheit, Einzigartigkeit oder Seltenheit Bewunderung und Staunen hervorrufen."
Hafenlohrtal als "Naturwunder des Jahres" - damit wirbt das unterfränkische Wander-Paradies
Am Ende hat sich das Hafenlohrtal mit 4031 Stimmen den vierten Platz gesichert. Dennoch bleibt es außer Frage, dass die Definition eines Naturwunders voll und ganz auf das Hafenlohrtal zutrifft. Es "steht für ein scheinbar unberührtes Naturwunder inmitten des weiten Blätterozeans des Spessarts", wie in der offiziellen Bewerbung des Tourismusverbands Spessart-Mainland zu lesen ist. Die Feuchtwiesen bieten 30 Libellen- und fast 50 Tagfalterarten ein Zuhause, aber auch der stark bedrohten Skabiosen-Sandbiene. Auf den Naturwiesen gedeiht unter anderem die Heilpflanze Arnika.
Gleichzeitig ist das Feuchtgebiet eine einzigartige Kulturlandschaft. "Noch heute findet man Spuren der einstigen Wiesenbewässerung wie Stauwehre, Kanäle, Gräben und einem Aquädukt", wie der Tourismusverband Spessart-Mainland hervorhebt. Noch immer ist das Zusammenspiel von Mensch und Natur sehr wichtig für das Tal. Das Hafenlohrtal ist durch zahlreiche markierte Wanderwege erschlossen. Zudem ist es "auch Teil der 'Qualitätsregion Wanderbares Deutschland RÄUBERLAND' und darüber hinaus über einen Europäischen Kulturradweg erlebbar, der die Natur- und Kulturlandschaft literarisch wiederbelebt".
Fast wäre das Hafenlohrtal für immer verloren gewesen. Seit den 1970er Jahren plante die Bayerische Staatsregierung, das Tal zu fluten und in einen großen Trinkwasserspeicher umzuwandeln. Die Bewohner der Region sowie Umweltverbände wehrten sich mit Händen und Füßen gegen die Pläne aus München. Zuletzt mit Erfolg - 2008 wurden sämtliche Stausee-Pläne verworfen. Heute sind gut 71 Hektar des Tales als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Einst bedrohtes Paradies - nun Gefahr durch Besucheransturm?
Auch wenn das Hafenlohrtal nicht "Naturwunder des Jahres" geworden ist - es ist ein Stück weit mehr ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt Bestehen da nicht Befürchtungen, dass sich zu viel Aufmerksamkeit negativ auf die einzigartige Gegend auswirken könnte? Diese "bestehen nicht – wenn dem so wäre, hätten wir eine Bewerbung ja gar nicht in Betracht gezogen", so Michael Seiterle vom Tourismusverband Spessart-Mainland. Im Gegenteil: Man erhoffe sich sogar eine größere Aufmerksamkeit für das Hafenlohrtal einerseits und den ganzen Spessart andererseits.
Der Titel "Naturwunder des Jahres 2023" geht übrigens an einen der kältesten Orte in Hessen. Mit 20,2 Prozent (5.337 Stimmen) hat sich das "Ewige Eis" im hessischen Westerwald bei der diesjährigen Wahl "eiskalt" gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Deutschlands größtes Hochmoorgebiet „Wildsee“ im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord (Baden-Württemberg) landete mit 16,4 Prozent Stimmenanteil (4.331 Stimmen) auf dem zweiten Platz. Den dritten Platz belegt der Teufelstisch bei Hinterweidenthal in Rheinland-Pfalz mit 15,8 Prozent (4.164 Stimmen).
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