Zwei Dutzend statt 150 Statisten beim Filmdreh

2 Min
Am Samstag begannen in der Lichtenfelser Herzog-Otto-Mittelschule die Dreharbeiten zum Film "Escape the fate".
Am Samstag begannen in der Lichtenfelser Herzog-Otto-Mittelschule die Dreharbeiten zum Film "Escape the fate".
Vor jeder Szene gab es eine kurze Besprechung. Fotos: Gerda Völk
Vor jeder Szene gab es eine kurze Besprechung. Fotos: Gerda Völk
 

Statt der erwarteten 150 Statisten finden sich zum neuen Film des Weißen Ringes nur zwei Dutzend Schüler ein. Projektleiter Alfons Hrubesch war von der Resonanz etwas enttäuscht.

Elias Butz und sein Freund Christopher Beez steuern zielstrebig die Herzog-Otto-Mittelschule an. Es ist Samstagmorgen, und die beiden Jugendlichen haben ihre Schulranzen dabei.

Schule am Samstag? Nein, der Hintergrund ist ein anderer, weshalb die beiden zielstrebig die Aula ansteuern. Sie sind einem Aufruf in den Tageszeitungen gefolgt, in dem Statisten für ein Filmprojekt gesucht wurden. "Wir haben gelesen, dass wir dazu unsere Schulranzen mitnehmen sollen", erklärt Elias Butz. Der Zwölfjährige besucht das Gymnasium in Burgkunstadt. An Dreharbeiten nehmen die beiden Jugendlichen zum ersten Mal teil.

Entsprechend sind sie auch etwas aufgeregt. In der Aula werden sie vom Filmteam und vom Initiator des Films, dem pensionierten Polizeihauptkommissar Alfons Hrubesch und Leiter der Außenstelle Kulmbach des Weißen Rings, erwartet. Es ist der erste Drehtag des Films "Escape the fate", in dem es um "Cyber-Mobbing" geht. Ein brisantes Thema, das gerade bei Jugendlichen aktuell ist.

Am ersten Drehtag stehen die Massenszenen auf dem Drehplan. 150 Statisten wurden erwartet. Gekommen sind letztendlich rund zwei Dutzend Schülerinnen und Schüler. Auch von den rund 30 Teilnehmern eines Workshops, die die Klassengemeinschaft bilden sollen, sind weniger als die Hälfte erschienen.

Alfons Hrubesch, auf dessen Initiative der Film zurückgeht, zeigt sich enttäuscht. "In den letzten Tagen haben rund 50 Interessierte angerufen, die nachfragten, ob die Teilnehmerzahl schon erreicht ist", berichtet Hrubesch. Mit 50 Teilnehmern hatte er daher mindestens gerechnet. In der Herzog-Otto-Mittelschule hat das Filmteam den idealen Drehort gefunden. Zum einen ist man hier unabhängig vom Wetter - und es gibt auch einen Klassenraum, in dem es keine direkte Sonneneinstrahlung gibt. Dies stellt weniger Probleme an die Beleuchtung. Während Hrubesch den Schülern noch die Hintergründe des Films erklärt, treffen Kameramann Thomas Meyer und sein Team letzte Vorbereitungen.

Zum Einsatz kommen drei Kameras, ein Kamerakran und eine Horizontalschiene. Das Equipment für den Dreh füllt mehrere Alukoffer und Taschen. "Ein tierisch-technisch-logistischer Wahnsinn", schmunzelt Meyer. Im Kopf hat er bereits eine klare Vorstellung vom szenischen Ergebnis. "Geplant sind Bilder wie im Kino, mit viel Atmosphäre und wenig Hintergrund", verrät er.

Aufnahmen in der Aula

Die Stimmung am Set ist gut, obwohl der Himmel mal wieder seine Schleusen geöffnet hat. Die Massenaufnahmen sollten eigentlich auf dem Schulhof stattfinden, müssen wegen des Regens aber in die Aula verlegt werden. Geplant war, am Samstag alle Außenaufnahmen zu drehen. "Aber da hätten die Statisten Schwimmflügel mitbringen müssen", sieht es Frank Ziegler von der lockeren Seite. Ziegler ist Profischauspieler, der im Film den Part des Lehrers übernimmt. Zudem ist er Produktionsleiter und Coach für die Jugendlichen in Personalunion.
Die erste Szene spielt am ersten Schultag nach den großen Sommerferien. Für die Statisten und die Schauspieler heißt es, die dicken Klamotten gegen leichtere Kleidung zu tauschen. Schließlich spielt der Film ja im Hochsommer.

Susan Zander ist in die Rolle der Schülerin Isabell geschlüpft, die neu in der Klasse ist und im Verlauf der Handlung zum Mobbingopfer wird. Für die Michelauerin ist es die zweite Rolle in einem von Alfons Hrubesch initiierten Film. Das Thema ist ihr nicht fremd. "Ein Mobbing-Angriff ist sehr verletzend für das Opfer", erklärt die Schülerin des Meranier-Gymnasiums.

Das Auswendiglernen von langen Textpassagen bleibt den Hauptdarstellern erspart. Vom Regiekonzept her sollen die Schüler ihre eigene Sprache sprechen. Die Handlung des Films basiert auf dem Ergebnis eines Workshops, an dem Schüler von verschiedenen Gymnasien und Realschulen vor einigen Wochen in Wilmersreuth teilgenommen haben. Das Ergebnis hat die Autorin Vera Ortmann zu einen Drehbuch zusammengefasst. Vor jeder Szene gibt es eine Regieanweisung und eine Stellprobe. Im Endergebnis ist der Film rund 15 Minuten lang. Dafür ist pro Minute ein Drehtag angesetzt. Geht alles nach Plan, sollen am 16. Juni die Dreharbeiten abgeschlossen sein.

Einen Monat später trifft sich eine 30-köpfige Kommission, bestehend aus Journalisten, Ärzten, Psychologen, Pädagogen, Juristen und Vertretern des Kultusministeriums, die den Film "Escape the fate" zum ersten Mal sehen und ihr Urteil abgeben werden. Die Vorstellung ist für den 22. Juli mit Staatssekretär Bernd Sibler geplant.