Der Hochstadter Thomas Blang hat vor drei Jahren das Snooker-Spiel für sich entdeckt und betreibt seitdem diese Billard-Variante mit Hingabe und Begeisterung. Und dabei hat er auch einen gewissen Sinn für britische Exzentrik entwickelt, wie er zugibt.
Noch drei, vier, fünf Jahre - so lange gibt sich Thomas Blang noch für ein Wachstum. Was er dann kann, wird er gegen den stetigen Abbau verteidigen müssen. Snooker-Spieler sollten früh beginnen, wenn sie hoch hinaus wollen. Blang kam erst mit 47 Jahren zu diesem Sport. Trotzdem spielt er Turniere auf der anerkannten GST - der German Snooker Tour.
Ein bisschen britisch-spleenig sei er über die Beschäftigung mit seinem englischen Hobby schon selbst geworden, räumt Blang ein. Wie zum Beweis bestehen seine Manschettenknöpfe links wie rechts aus kleinen, pünktlichen Uhren. Die gehören zu einem Anzug mit Fliege und Weste, den sich der Hochstadter zugelegt hat, um seinen Sport auch stilecht zu leben. "Im Verhältnis zu Gästen eines Snooker-Spiels sind Opernbesucher auf Krawall aus", zitiert er einen ihm sympathischen Satz der Szene.
Ziel sind die Top 32 Wenn Thomas Blang den Raum der Burgkunstadter Spielbar betritt, macht Nina Hahn das Radio leiser. Die Angestellte des "Fly" weiß um sein Bedürfnis nach Ruhe. In verschiedene Sektoren müsse ein guter Snooker-Spieler das Spielfeld einteilen, um die Probleme auf dem Billardtisch zu erfassen und zu lösen. In dieser Variante des Präzisionssports Billard sind die Kugeln kleiner, aber dafür die Distanzen weiter: Ordentliche 3,556 Meter ist der grün bezogene Turniertisch lang, zudem 1,778 Meter breit. An diesen Ausmaßen versuchen sich in Deutschland gerade mal 4000 Spieler, schätzt Blang. In Großbritannien geht die Zahl der Jünger in die Hunderttausende.
Wer zu den Top-Spielern gehört, ist Profi, kann davon sehr gut leben und ist ein Superstar.
Aufgelistet würden in Deutschland nur die Spieler, die in gewisser Regelmäßigkeit in einem Turnier spielen. Das seien derzeit um die 300 Personen. Aktuell auf Platz 98 steht Blang, sein "größter Traum" ist es aber, in die Top 32 zu kommen. Dafür trainiert er mehrmals die Woche. In seinem Handy ist die Nummer von Patrick Einsle gespeichert, Platz 120 der Weltrangliste, Profi seit 2006 und gelegentlicher Trainingspartner und Lehrer Blangs.
Rückblende: Begonnen hatte alles an seinem 47. Geburtstag. Da wünschte er sich von seiner Frau, angeregt durch die Snooker-Übertragungen auf Eurosport, dass sie mit ihm Snooker spiele. Nach einem Jahr haben sie sich Queues gekauft, und um diese Zeit hat Blang Unterricht bei dem in Fürth lebenden irischen Snooker-Ass Chris McBreene genommen.
Vergleiche mit dem Schachspiel Die GST richte bundesweit Turniere aus und führe auch die Rangliste, erklärt Blang. Der im Import/Export tätige Mann zieht Vergleiche zwischen Snooker und Schach heran. Sie klingen nicht bemüht und konstruiert. Wie im Schach gibt es auch beim Snooker Motive (wiederkehrende Spielsituationen), die erkannt und geübt sein wollen. Wie beim Schach vor dem Zug habe man im Snooker vor jedem Stoß zuerst die Konsequenz zu bedenken: Ändert sich die Lage auf dem grünen Tuch in meinem Sinne, oder soll ich doch defensiver spielen und den Gegner zu Fehlern und somit Punktabzug verleiten? Ihn in eine unbequeme Lage bringen, also. Genau das bedeute der Ausdruck Snooker nämlich: unbequeme Lage. Aber so unbequem die Lage auch sein mag - der Sport ist durch Korrektheit und Contenance geprägt. Es gibt sogar Snooker-Herrenausstatter.
Ausgedehntes Trainingspensum Vor Turnieren trainiert Blang täglich ein bis zwei Stunden, wie er erzählt, ansonsten so viermal die Woche etwa eine Stunde. Die Übertragungen auf Eurosport lässt er sich nicht entgehen. Er nimmt sie sogar auf. "Ich habe eine Zwei-Terrabyte-Platte voll mit Eurosport-Übertragungen. Und wenn mein Patrick (Einsle) spielt, das zeichne ich grundsätzlich auf", sagt der 50-Jährige. Bis zu neun Turnierteilnahmen auf der GST gönnt sich Blang pro Jahr. Ein Lieblingsturnier hat er auch: die Paul-Hunter-Classics in der Stadthalle in Fürth. Mehrfach nahm er schon teil und konnte Erfahrungen mit den ganz großen Spielern dieses Sports sammeln. Die kochen zwar auch nur mit Wasser, wie Blang feststellen durfte, aber sie kochen ihn noch ab.
Das schmerzt den Mann vom Obermain aber nicht, denn "nach drei Jahren kann man das Spiel noch nicht beherrschen". Und außerdem geht es ihm nur um den Spaß. Auch wenn der sich pro Partie in eine Länge von vier Stunden ziehen kann. Noch eine Parallele zum Schach.
Ambitioniert will Blang die nächsten Jahre bleiben, aber mit Freude am Hobby und Sinn für etwas britische Exzentrik. Am Samstag, 22. Februar, startet der Mann, der sich einen Spätzünder nennt, bei einem Turnier in Ansbach. Sein erstes in diesem Jahr, aber nicht sein letztes.