Vollbeschäftigung
Die stets von Politikern propagierte Vollbeschäftigung könne daraus rühren, dass sich in Bayern der fehlende Bildungsurlaub bemerkbar mache, spitzte David Schmitt zu. Jetzt heißt es, Vollbeschäftigung sei bei einer Quote von drei Prozent erreicht. Es gab Zeiten, da lag die Vollbeschäftigungsquote bei ein oder zwei Prozent. In der Region bewegen sich die Quoten zwischen 3,5 bis 4,7 Prozent, nicht einbezogen seien dabei diejenigen, die in Maßnahmen stecken. Von einer flächendeckenden Vollbeschäftigung seien wir also weit entfernt.
Befristete Jobs, unfreiwillige Teilzeit, Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen sowie Soloselbstständige, seien die Kehrseite, der in den vergangenen Jahren gesunkenen Arbeitslosenquote. Tarifflucht der Arbeitgeber trage das seine dazu. Realität sei, betonte David Schmitt, dass Arbeit nicht mehr vor Armut schützt. Der Anteil derjenigen, die trotz Arbeit arm oder von Armut bedroht sind, wachse seit 20 Jahren kontinuierlich. ",Gute Arbeit, Gutes Geld, Gute Perspektiven im Alter' sind unsere Ziele", so der Sozialexperte. Momentan ist jeder vierte Rentner in Bayern armutsgefährdet. Viele ältere Menschen, die Jahrzehnte gearbeitet haben, werden mit einer Grundsicherung im Alter verhöhnt. Auf Druck der Gewerkschaften wurde das Rentenniveau vorerst bis 2025 zumindest bei 48 Prozent gehalten. Perspektivisch sei ein Rentenniveau von mindestens 50 Prozent notwendig.
Es mehren sich auch die Zahlen der Kollegen, so Schmitt weiter, die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen. Sie müssen dann hohe Abschläge in Kauf nehmen. Die häufigste Ursache für Erwerbsminderungen sind inzwischen psychische Erkrankungen. Deshalb sollte einem Arbeitgeber daran gelegen sein, seine Belegschaft in Zeiten von Fachkräftebedarf gesund zu erhalten. Ein Heraufsetzen der Regelaltersgrenze sei ein Rentenkürzungsprogramm und eine Konjunkturhilfe für Altersarmut, die die Kommunen erheblich belasten.
Geleistete Arbeit, so David Schmitt, müsse in der Rentenphase seinen Wert haben. Der erzielte Grundrentenkompromiss sei ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Zu Beginn hatte DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner Gäste der Industrie- und Handelskammer, des Handwerks, hiesiger Vereine und Verbände, der evangelischen und katholischen Kirche sowie Betriebsräte aus der Region, also einem Querschnitt des gesellschaftlichen Lebens, begrüßt.