Der Weismainer Bürgermeister Michael Zapf war als Fliegerleitoffizier zweimal in Afghanistan eingesetzt. Wenn ausländische Experten über das Land sprechen, löse das Kopfschütteln bei ihm aus, sagt er.
- Weismain: Bürgermeister Michael Zapf (GUB) war zweimal im Afghanistan-Einsatz
- Als Fliegerleitoffizier der Bundeswehr in Baghlan stationiert
- "Du fragst dich nicht, ob das die Taliban waren": Zapf über Kämpfe im Kriegsgebiet
- "Kann nur den Kopf schütteln": So denkt der Oberstleutnant über die Afghanistan-Debatte
Bürgermeister von Weismain war zweimal in Afghanistan stationiert - so hat er das Land erlebt: Der Weismainer Bürgermeister Michael Zapf war 2010 und 2013 als Bundeswehroffizier in der afghanischen Provinz Baghlan stationiert. Dort erlebte er Feuergefechte und Raketenbeschüsse - aber auch eine für ihn überraschend zufriedene Gesellschaft. Wenn Zapf heute die Afghanistan-Debatte in den Medien verfolgt, löse das bei ihm Kopfschütteln aus, sagt er gegenüber inFranken.de.
Weismainer Bürgermeister im Afghanistan-Einsatz: Nachts mit Raketen beschossen
Nach einer Ausbildung als Bürokaufmann habe er sich 2002 bewusst für die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr entschieden, erzählt Zapf. "Ich wollte zu den Gebirgsjägern, weil ich gerne in den Bergen unterwegs bin und weil ich meinem Land dienen wollte, um die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu sichern." Ihm sei klar gewesen, dass er auch im Ausland sein Leben riskieren würde. "Es wäre blauäugig gewesen zu sagen, ich werde nur in der Kaserne bleiben und was außerhalb Deutschlands passiert, interessiert mich nicht."
2010 folgte - nach Erfahrungen im Kosovo und Bosnien-Herzegowina - der erste Einsatz der schnellen Eingreiftruppe QRF in der afghanischen Provinz Baghlan. Gemeinsam mit Sicherheitskräften des Landes habe man verschiedene Räume in der Region "stabilisiert". Wenn nötig, sei dies auch "ziemlich offensiv" gewesen. Zapf berichtet von stundenlangen Feuergefechten und nächtlichen Raketenbeschüssen. "Dann war plötzlich wieder für zwei Wochen Ruhe."
Insgesamt beschreibt Zapf die Sicherheitslage in seiner Afghanistan-Zeit als "ziemlich komplex". Wer die jeweils Angreifenden waren, habe man als Soldat der Truppe nicht identifizieren können. "Wenn man eine Patrouille fährt und von allen Seiten beschossen wird - fragst du dich nicht, ob das die Taliban waren, du bist vollkommen konzentriert und voller Adrenalin." Auch könne man die Islamisten im Alltag kaum erkennen. "Tagsüber steht er auf dem Feld mit einer Schaufel und Rechen in der Hand und nachts greift er dann zur Waffe."
Nach Auslandseinsätzen in Afghanistan: "Kopfschütteln" über Experten
Der 39-Jährige ärgert sich in der aktuellen Debatte vor allem darüber, dass "es plötzlich so viele Afghanistan-Experten gibt, die aber eigentlich mehr Verwirrung stiften als zu informieren". Wenn er aktuell viele Berichte lese, könne er "nur den Kopf schütteln". Die Strukturen in Afghanistan seien über Generationen gewachsen, es gebe "sehr viele verschiedene Regionen und Ethnien, die unterschiedlich geprägt sind". Dann käme man "als westliches Land da rein und erlebt eine völlig andere Kultur, die in allen ihren Facetten kaum zu durchdringen ist".
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Zapf selber habe sich vor seinen Einsätzen Tipps von den zuvor stationierten Truppen geholt und viele Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung gelesen. Doch "sich anzumaßen", einen Überblick über die politischen Strukturen in Afghanistan zu haben, wolle und könne er keinesfalls - trotz seiner Erfahrung. "Ich hatte wenig Kontakt mit Einheimischen. Aber was ich gesehen habe, sind Menschen, die deutlich zufriedener gewirkt haben als wir oft hier - obwohl sie fast nichts hatten." Und: "Im letzten Bergdorf hatte man perfekten Handyempfang."
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