Wo sind die schlechtesten Straßen? Welche sind die ältesten Brücken und wann müssen sie erneuert werden? - Der Landkreis erstellt eine Prioritätenliste.
Ein orangefarbener Kleintransporter mit Thüringer Kennzeichen ist mit gemächlicher Geschwindigkeit sämtliche Kreisstraßen abgefahren. Seine besondere Ausstattung befindet sich auf dem Dach: mehrere Kameras, die aus verschiedenen Winkeln jeden Zentimeter Fahrbahn erfassen. Die Bilder, im Abstand von fünf Metern aufgenommen und gespeichert, hat ein Ingenieur anschließend am Computer ausgewertet. Insgesamt hat diese Datenerhebung rund ein Dreivierteljahr in Anspruch genommen und 30 000 Euro gekostet. Der Landkreis Lichtenfels als Auftraggeber hat damit eine wichtige Grundlage für seine künftige Sanierungsplanung bekommen. Es soll nämlich eine Prioritätenliste erstellt werden, die langfristig die Reigenfolge vorgibt.
Was demnächst ansteht
Natürlich weiß Heiko Tremel, der Leiter des Kreisbauhofs, wo sich besondere Problemstellen befinden. Dazu gehört die Ortsdurchfahrt Baiersdorf, die man in zwei Bauabschnitten bis zum Jahr 2022 erledigt haben will. Von Anfang nächsten Jahres bis 2019 sollen die Ortsumgehungen Modschiedel und Wunkendorf fertig sein, und schon im nächsten Jahr mit der Ortsdurchfahrt Wiesen ein mit drei Monaten veranschlagtes kürzeres Projekt. Heuer abgeschlossen wird die Ortsdurchfahrt Mönchkröttendorf. Für den Einmündungsbereich der Ortsdurchfahrt Kirchlein, der in Abstimmung mit der Dorferneuerung Anfang nächsten Jahres begonnen wird, rechnet Tremel mit etwa zehn Monaten. Anrufe, in denen sich jemand über den schlechten Zustand einer Straße beklagt, sind keine Seltenheit. Zum größten Teil seien es aber freundliche, sachliche Gespräche, wie der Leiter des Kreisbauhofs anmerkt. Eine auf fundierten Daten basierende Prioritätenliste wird hilfreich sein, über die nächsten fünf Jahre hinaus zu planen und zu argumentieren.
Die Kreisräte hat Tremel darüber informiert, dass er in diese Liste auch die 46 Brückenbauwerke, für die der Landkreis Verantwortung trägt, aufnehmen möchte. Zwölf davon sind über 50 Jahre alt. Bei so einer Lebensdauer darf man sich Gedanken über eine Erneuerung machen. Tremel möchte gewappnet sein. "Da rollt eine Welle auf uns zu." Die älteste Brücke ist mit 106 Jahren die große Flutbrücke in Michelau. Sie weist laut der jüngsten Prüfung (2015) trotz ihres Alters keine Mängel auf, die die Standsicherheit beeinträchtigen würden. Und sie wird sehr gebraucht: Täglich rollen rund 9000 Fahrzeuge darüber. Darüber hinaus stellt sie die Verbindung des Ortes zum Bahnhof dar. Irgendwann, "in zehn bis 20 Jahren", schätzt Heiko Tremel, wird man diese Brücke von Grund auf erneuern müssen. Unter einem Jahr Bauzeit wird das nicht machbar sein. Verschwindend nehmen sich dagegen die drei Wochen aus, in denen die Brücke ab dem 21. August gesperrt sein wird. Es ist eine konzertierte Aktion von Wasserwirtschaftsamt, Gemeinde und Landkreis.
Dreiwöchige Sperrung
Arbeiten zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, Wasserleitungsbau und Asphaltierung werden in den letzten Ferienwochen erledigt. Hätte der Kreisbauhof dort nicht 2016 bereits die Rinnensteine gesetzt, wäre das wohl gar nicht zu schaffen.