Die Stimmung bei den Proben ist gut. Die Seefestspiele Bad Staffelstein haben das Potenzial, etwas Großes zu werden, glaubt der neue Regisseur.
Ein rot-weißes Absperrband und ein in den Weg gestelltes Zaunelement mit dem Schild "Probe" daran machen neugierig. Besucher im Kurpark fragen nach, was denn da los sei. Wenn sie erfahren, dass hier für die Coburger Sommeroperette geprobt wird, erkundigen sie sich nach Spielplan und Kartenverkauf. Gernot Kranner freut sich über das große Interesse. Der Schauspieler und Sänger aus Wien ist der Regisseur für diese Spielzeit und den Neustart der Reihe als "Seefestspiele" am neuen Standort Bad Staffelstein. Er ist ein echter "Fledermaus"-Experte, wenn man das so sagen darf, denn natürlich ist die beliebte Strauß-Operette an der Volksoper in Wien zuhause, wo der 55-Jährige zum festen Ensemble gehört, noch intensiver widmete er sich diesem Werk aber in Nordhausen, wo seine sehr erfolgreiche Inszenierung im April Premiere feierte. Es folgten ausverkaufte Vorstellungen. Das muss auch Adelheid Frankenberger zu Ohren gekommen sein. Die Vorsitzende des Trägervereins der Coburger Sommeroperette war in Zugzwang, nachdem der künstlerische Leiter Michael Heim zur selben Zeit die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte. Um schwierige finanzielle Zeiten ging es dabei, um Forderungen von Gläubigern, wie zu erfahren war. Heim beklagte sich, nicht in vollem Umfang informiert worden zu sein. Kranner dagegen hat dieses Problem überhaupt nicht: "Das war das Erste, was sie erwähnte", lässt er über das Telefonat mit der Vorsitzenden wissen. Als dramatisch stuft er die Situation nicht ein. Es sei in der Theaterwelt überall das Gleiche, das Warten auf Subventionen, der Kampf ums Geld. Die Coburger Sommeroperette - inzwischen im 25. Jahr - sei ihm ein Begriff gewesen, er habe sofort zugesagt, die Regie und damit auch Verantwortung für die Zukunft der Reihe zu übernehmen. "Ich weiß, dass ein Erfolg dieser Spielzeit sehr wichtig ist", sagt der Österreicher. Die Stimmung im Team auf der Probenbühne ist zweifellos gut, man versteht sich, schätzt sich. Manche Akteure sind zum wiederholten Mal dabei. "Wir haben alle unsere Verträge", unterstreicht Kranner, der sich über die Zusammenarbeit mit einem "hervorragenden Ensemble" freut. Man werde daran arbeiten, Schulden zu minimieren. Eine Anschubfinanzierung gab es schon: Im Mai wurden 80 000 Euro aus dem bayerischen Kulturfonds bewilligt.
Der Wiener ist angetan von Bad Staffelstein und der Seebühne. Ein entzückender Ort sei das, die Arbeit hier ein bisschen wie Urlaub. Trotzdem müsse sich eine neue Spielstätte erst etablieren. Doch Gernot Kranner sieht "gewaltiges Potenzial". Er wolle beweisen, dass Bad Staffelstein es verdiene, in den Reigen der großen Sommerproduktionen aufgenommen zu werden. Tun will er das mit einer "bunten, lustigen, entstaubten, flotten Version dieser guten, alten Operette". Für die Besucher soll es ein schöner Abend mit wunderbaren Melodien werden. Eine letzte Frage, bevor er sich wieder den Bühnenszenen zuwendet: Wie oft hat er selbst die Fledermaus schon gehört? Da lacht Kranner und überlegt nur kurz: "Viele Tausend Mal!"