"Aller Unfug ist schwer" - das wollte das Totale Bamberger Cabaret (TBC) seinem Publikum im Lichtenfelser Stadtschloss glauben machen.
Doch eigentlich trat das Trio aus Bamberg mit seinem gleichnamigen neuen Programm zwei Stunden lang den Gegenbeweis an. Geblieben ist die Erkenntnis, dass wir tagtäglich mit jeder Menge Unfug überschüttet werden, der von allen möglichen Zeitgenossen, allen voran den Politgrößen, produziert wird.
Zur Melodie des "AC/DC"-Hits "TNT" hämmerte das Kabarett-Trio seinen Begrüßungssong "TBC" ins Publikum - wie überhaupt die verschiedensten Songs die Attacken auf das Zwerchfell treffend verstärkten.
Zeugen einer Revolution
Die Besucher durften gleich Zeugen einer Revolution werden: Als erstes Kabarett der Welt brachte TBC seine Show auf allerneuste Internetstandards. Zwar hatte jemand versehentlich bei "YouDube" den fränkischen Drucker benutzt, doch ansonsten war die Bühneninstallation perfekt - inklusive Wahlleiste "TBC bekommt Literaturnobelpreis" oder "TBC in Afrika auf dem Vormarsch".
"Was geschieht eigentlich mit den unverrückbaren Werten, wenn die aus der Mode gekommen sind?", fragten sich die Bamberger besorgt und lieferten gleich die Antwort mit einem Wertstoffhof, auf dem die verfallenen Werte in entsprechenden Container zwischengelagert werden, ehe sie in einem Salzbergwerk an der Seite von Atommüll ihre endgültige Ruhestätte finden. Einige Verfallsobjekte werden aber auch an die Lügenpresse verkauft, die sie recycelt und in neuer Form wieder unters Volk bringt.
Internationalen Dopiade im Ratiopharm-Stadion
Staatlich angeordnetes Doping leitete über in den Sportblock der Sendung. Die Zuschauer wurden in Liveeinblendungen Zeugen der internationalen Dopiade im Ratiopharm-Stadion. Dort traten der russische Gewichtheber aus dem Urinal und der Schweizer Urin Geller im spritzigen Wettkampf gegeneinander an. Gesponsert wurde die Übertragung von Kaldewei Whirlwannen und Abflussfrei. Am Ende blieb die ernüchternde Erkenntnis: "Niemand pisst dem IOC ins Monopol."
Mit einer revolutionär neuen Methode des Postings machte anschließend Bob in seinem Videoblock die Zuschauer vertraut. Postboten auf zwei Beinen bringen ein Stück Papier, das zuvor tätowiert worden war, zum Satelliten und von dort zielgenau zum Empfänger.
Trump und die Blauen Zipfel
Doch TBC wäre kein politisches Kabarett, wenn nicht auch die Erkenntnisse aus der jüngsten Präsidentenwahl in den USA Eingang ins Abendprogramm fänden. Wie man alternative Fakten schafft, das lernte der Bürgermeisterkandidat Herrmann Leitner von Strunzleinshausen (Michael A. Tomis) von seinem Berater Brenner (Georg Koeninger). Dem Erdrutschsieg steht nichts mehr im Wege, und schon kämpft Leitner um die Anerkennung des Strunzleinshausener Schäufele als Weltkulturerbe. Zu blöd nur, dass ihm der Bürgermeister aus Drosenried (Florian Hoffmann) mit seinen blöden Blauen Zipfel dazwischen kommt. Aber schließlich möchte jede Stadt ihren Eintrag ins Weltkulturerbe bekommen.
Den alltäglichen Unfug spiegelt TBC mit seinem Männertrio im Wartezimmer. Als Helden des Alltags und wahre Supermänner outen sich Michael A. Tomis und Florian Hoffmann in ihren Schauergeschichten, doch als Georg Koeniger sich mit seinem tödlichen Männerschnupfen ins Wartezimmer schleppt, verblassen all die Schauermärchen vom Kampf mit Riesenschlangen und Kannibalenstämmen. Denn schließlich sind es ja nur ein eingerissener Fingernagel und ein Genitalausschlag, der bei den beiden einen Arztbesuch nötig machte.
Mit Stoiber in fünf Minuten am Hauptbahnhof
Einen begeisternden Beitrag liefert Michael A. Tomis als Stimmenimitator. Sein neuestes Navigationssystem beherrscht nicht nur viele Sprachen und Dialekte, sondern auch die Ansagen vieler Prominenter. Da geht's bei Udo Lindenberg hinter dem Horizont weiter, wenn das Auto über die Kaimauer gerollt ist, oder man ist mit Edmund Stoiber in zehn Minuten am Münchner Hauptbahnhof.
Die Chartshow für alle Populisten präsentiert noch Dieter Thomas Heck. Die stürmisch geforderte Zugabe ("Zugabe ist Ausbeutung") ließ nicht lange auf sich warten. Denn, so TBC, "Samstagabend, Lichtenfels, um diese Uhrzeit, wo willst Du da noch hin?"