Ratschläge einer Expertin werden sich für Paula Schindler, Katharina Lunkenbein und acht ihrer Mitschüler an der Privaten Wirtschaftsschule in Lichtenfels im Lauf ihres Lebens auszahlen. Sie ließen sich von einer Finanzberaterin schulen.
Bildung kann einen teuer zu stehen kommen. Vor allem dann, wenn sie einen Bogen ums liebe Geld macht. Die Schwürbitzerin Elke Gundermann ist "Geldlehrerin", die einzige im Landkreis Lichtenfels. Und sie klärt in einem Fach auf, das in der Schule nicht drankommt: Wie geht man mit Geld um?"
"Über Geld spricht man nicht" lautet ein geflügeltes Wort. Dass das nur relativ klug ist, kann die Schwürbitzerin unterschreiben. Sie will ausdrücklich über Geld reden, gehört sogar einem Verein (Geldlehrer Deutschland e.V. mit Sitz in Koblenz) an, der sich das auf die Fahne geschrieben hat.
Mehr noch, sie will es lehren, denn als Finanzdienstleisterin wird ihr in ihrem beruflichen Alltag häufig vor Augen geführt, wie sehr den Menschen das Geld zwischen Einkommen, Priva ti nsolvenz und der Illusion des Sparens zwischen den Fingern zerrinnt.
Und die Frau aus der Gemeinde Michelau glaubt auch zu wissen, wo genau man beim Übel ansetzen sollte: In der Jugend.
Bei manchen Schulen in Lichtenfels sei sie mit ihrem Ansinnen auf taube Ohren gestoßen, so die Frau. Bis sie vor Monaten Kontakt zur Privaten Wirtschaftsschule aufnahm und dort zehn Jugendliche fit für die finanzielle Kompetenz machte.
Julia Kohles lehnte das Angebot ab. Die 16-jährige Bambergerin geht in Lichtenfels zur Schule, verdient sich etwas in der Gastronomie und glaubt, über Geld ganz gut Bescheid zu wissen. Allerdings trägt auch eine Überschneidung im Stundenplan dazu bei, dass sie von der Teilnahme an mindestens 22 Lernstunden abrückte. Die haben dafür die gleichaltrigen Katharina Lunkenbein aus Mürsbach und die Mistelfelderin Paula Schindler hinter sich.
Die jungen Frauen können einen Zinseszinseffekt berechnen und darauf angesprochen, welche ihre maßgeblichen Erkenntnisse sind, führen sie auch die List mancher Unternehmen an, Menschen zum Kauf zu verführen.
In einer Zeit, in der in Deutschland mehr Handys und Tarife verkauft werden als das Land Ohren hat, fehlt bei vielen jungen Menschen das Wissen über die Unterschiede zwischen Kauf, Leasing und Ratenzahlung. Aber das allein lockte nicht. "Wenn unsere Geldlehrerin eine Person gewesen wäre, die negativ rüberkommt, hätten wir es nicht gemacht", sagt Paula Schindler und spricht damit ein dickes Lob für die Fähigkeiten der Geldlehrerin aus. Vier Tage Intensivtraining hat Gundermann Ende 2012 absolviert und als Teil ihrer Zulassungsprüfung sogar "live eine Klasse in Hessen unterrichtet". Ehrenamtlich.
Auf eigene Kosten
Richtig ehrenamtlich sogar, denn nicht einmal eine Aufwandsentschädigung falle für sie ab. Auch Broschüren und Flyer drucke sie auf eigene Kosten. Sie will, dass junge Menschen "zentrale Geldentscheidungen verstehen und nachvollziehen" können. Warum das beim Sparen und Geldausgeben nicht so ist, dafür hat sie eine Theorie. Sie glaubt, dass der Deutsche obrigkeitshörig ist und seine persönliche Verantwortung gern dem Staat oder einer sonstigen Respektsperson überlässt.
"Das Land ist reich, aber es hat dumme Sparer", sagt sie. Der Geldlehrerverein formuliert es so: "Ökonomische Bildung und finanzielle Kompetenz sind im deutschen Bildungssystem die Ausnahme."
Nicht mehr "dumm" sind Paula Schindler und Katharina Lunkenbein.
Finanzierung, Tilgung, Inflation und Deflation - Themen wie diese werden sie irgendwann, wenn sie Geld verdienen und Wünsche haben, ganz persönlich angehen. Kurios dabei ist, dass auch Schüler und Schülerinnen einer Wirtschaftsschule nicht automatisch mehr auf Du und Du mit dem lieben Geld stehen. "Dass wir sofort das Sparen anfangen, sobald wir eine Ausbildung haben", ist eine Erkenntnis, die sich ganz privat bei der Mürsbacherin durchgesetzt hat.
Für die Bewerbung
Sie und Paula Schindler denken aber noch weiter und halten ihrer kleinen Ausbildung noch etwas zugute. Sie möchten ihr am Donnerstag erworbenes Zertifikat ihren Bewerbungsunterlagen beilegen.
Bestanden haben sie schließlich, wobei in der zehn Köpfe zählenden Klasse ein Notendurchschnitt von 2 erzielt wurde.
Acht Mädchen und zwei Jungen haben jeden zweiten Donnerstagmittags eineinhalb Stunden gebüffelt, mindestens an elf Terminen. "Wir würden es wieder machen", sind sich Paula Schindler und Katharina Lunkenbein sicher. Und als empfohlen hätten sie es auch schon.