Krankheit, Geldsorgen, Nachwuchs: In Lichtenfels werden Tiere aus unterschiedlichsten Gründen abgegeben.
Charlie wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. Ein Bellen zur Begrüßung und dann der Blick zum Ball: "Bitte spiel mit mir", denkt er ganz offensichtlich. Der Schäferhundmischling aus dem Tierheim in Lichtenfels ist verspielt und kontaktfreudig. Sein einziges Manko: Er mag keine Kleinkinder. Und genau das wurde dem 13 Jahre alten Hund nun zum Verhängnis.
Krankheit, finanzielle Nöte, Allergien aber auch der Nachwuchs - im Landkreis Lichtenfels werden immer wieder Haustiere in Heimen abgegeben. Schweren Herzens trennen sich die Besitzer von ihrem geliebten Weggefährten. Junge Hunde finden meist schnell ein neues Zuhause.
Eifersüchtig auf Kinder
Ältere Hunde hingegen tun sich schwer, erklärt Tierheimleiterin Nora Walter, dabei hätten es diese Tiere besonders verdient. "Man kann auch für ein Jahr einem Hund ein schönes Zuhause geben. Diese Zeit bekommt man mit der doppelten Zuneigung zurück." Auch Charlie wartet mit seinen 13 Jahren bereits seit einigen Monaten auf ein neues Herrchen. "Er ist ein dominanter Hund, der gerne die Nummer Eins ist. Er war einfach eifersüchtig auf das Kind." Daher hofft die Leiterin nun auf eine Familie mit größeren Kindern oder ein Pärchen, für das Charlie der "Prinz" sein kann.
Mehr Glück hatten da die Golden Retriever-Spitz-Mischlinge Adina und Spikey. Auch sie mussten mit über zehn Jahren ihr Zuhause verlassen. Aus gesundheitlichen Gründen war es dem Vorbesitzer nicht mehr möglich, sich um die Geschwister zu kümmern.
"Sie waren seit dem Welpenalter immer zusammen. Ich hätte sie nicht getrennt", sagt Nora Walter. Doch über zehn Jahre alte Hunde und dann noch im Doppelpack? Eine Rechnung, die zumindest bei den beiden, die auf ihrem Hundegeschirr "Herzensbrecher" und "Unikat" stehen haben, aufgegangen ist.
Im November vergangenen Jahres treffen sie zum ersten Mal auf Lisa Mühlenbeck und André Hammerlindl - es ist Liebe auf den ersten Blick. "Wir waren auf der Suche nach einem neuen Tier. Nachdem unsere Katzen gestorben waren, war das Haus so leer", erzählt die 26-Jährige. Ein Welpe kommt für die beiden nicht in Frage. "Wir könnten dem Tier nicht gerecht werden, weil wir den ganzen Tag arbeiten. Dabei hätte ich keinen ruhigen Gedanken", fügt der 34-Jährige hinzu.
Die Golden Retriever-Mischlinge passen da perfekt in die Planung - trotz hohem Alter. André Hammerlindl: "Sie sind von ihren Emotionen stabiler und somit auch ruhiger. Außerdem können sie sich miteinander beschäftigen." Ein weiterer Vorteil von älteren Hunden: Die meisten sind bereits erzogen, kennen die Grundkommandos und sind stubenrein.
Während dem Gespräch schaut Charlie neugierig von seinem Platz zu. Ein Zaun trennt ihn und die beiden Hunde. Der Schäferhundmischling ist kein Einzelfall - aus zahlreichen Richtungen ist immer wieder ein Bellen zu hören.
Eine Probezeit mit dem Hund
"Wir haben etliche ältere Hunde hier", erklärt Nora Walter mit einem traurigen Gesicht. Am liebsten würde sie alle Hunde vermitteln, doch so leicht ist es nicht. "Die Interessenten müssen erst einmal ein paar mal Gassi gehen mit den Hunden. Je nach Tier und Charakter meist vier bis fünf Mal. Dazwischen führen wir Gespräche darüber wie der Hund untergebracht wird."
Mit sogenannten Probetagen und -wochen sichern sich die Mitarbeiter vom Tierheim ab. "Man muss schauen, ob sich der Hund im alltäglichen Leben zu Hause anpassen kann." Wird das Tier behalten, finden unangekündigte Kontrollen statt. Sie garantieren, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. "Wir hatten mal zwei reine Schäferhunde, die zwölf Jahre im Zwinger gelebt haben. Ein Interessent wollte sie mitnehmen, aber wieder in einen Zwinger tun. Das wurde unseren Ansprüchen nicht gerecht, denn keines unserer Tiere vermitteln wir in eine Zwingerhaltung." Dass die Hunde im Tierheim genug Auslauf kriegen, dafür sorgen auch zahlreiche Helfer. Vier Freiwillige kommen regelmäßig und führen die Hunde aus - am Wochenende muss keiner der Hunde auf seinen Auslauf verzichten, sagt Nora Walter. Aber auch im Bereich Handwerk oder Gartenarbeit sind die Mitarbeiter für jede helfende Hand dankbar.
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