Seit 50 Jahren führt Barbara Reichert den Tante-Emma-Laden in Lichtenfels. Jetzt gibt die 80-Jährige den Laden auf, hört aber nicht auf zu arbeiten.
Wenn Barbara Reichert an der Kasse in ihrem Tante-Emma-Laden steht, hat sie immer auch Zeit für einen kleinen Plausch. Bei manchem Gast, der hereinkommt, weiß sie sogar schon gleich, was er kauft.
Vielleicht eine der großen Flaschen Metzgerbräu, das seit einigen Jahren vom Sohn selbst in Uetzing gebraut wird. Oder etwas aus seinem eigentlichen Kerngeschäft, der Metzgerei. Doch nicht alleine das macht ihren kleinen Laden so besonders.
Tante-Emma-Laden schließt: "Ich muss ja Geld verdienen"
Die Wurst, die im hinteren Teil des kleinen Geschäfts verkauft wird, deren Duft sich überall verbreitet und das Bier sind das eine. Das andere ist natürlich das Sortiment für den Alltag. Am wichtigsten bleibt jedoch Barbara Reichert selbst, die noch immer, mittlerweile mit zwei Hilfskräften, hinter der Kasse steht.
Vor 1969 hat Reichert zusammen mit ihrem Mann das Geschäft eröffnet. Zuvor waren sie regelmäßig auf dem Markt, aber dort wurde es im Winter zu kalt. Also entschlossen sich die beiden für die dauerhafte Variante. Irgendwann verstarb ihr Mann bei einem Unfall und sie war auf sich allein gestellt.
"Es war eine harte Zeit", erzählt sie von früher. Sechs Kinder musste sie großziehen.
Kam sie abends nach Hause, aß sie erst einmal etwas, bevor die Arbeit im Haushalt weiterging: "Ich hatte keinen freien Tag gehabt." Montag bis Samstag wurde durchgearbeitet. Erst vor fünf Jahren gönnte Barbara Reichert sich, den Laden jeden Mittwoch nicht zu öffnen. Wichtig zu Beginn waren die Arbeiter aus der Nachbarschaft, die sich mit Brotzeiten versorgt hatten. So baute sie sich langsam ihre treue Stammkundschaft auf.
Klar fragten die Kinder, warum die Mutter so oft nicht da sei, die aber blieb pragmatisch und zielstrebig: "Ich muss ja Geld verdienen." Noch heute weiß sie die Hilfe ihrer Mutter und der Schwiegermutter zu schätzen, ohne die sie das damals nicht geschafft hätte