Luckenwalde gibt endgültig auf

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Passend zum Erstligageschehen - und zum Ende des 1. LSC nach 25 Jahren 1. Bundesliga... Foto: Jörg Richter
Passend zum Erstligageschehen - und zum Ende des 1. LSC nach 25 Jahren 1. Bundesliga...  Foto: Jörg Richter

Der Aderlass geht weiter. Nach dem Aus des Traditionsklubs verbleiben noch acht Teams in der Bundesliga.

Schluss, aus, vorbei! Der Luckenwalder SC wirft in der Ringer-Bundesliga endgültig das Handtuch. Nach der Rücktrittsankündigung vor einer Woche keimte noch einmal Hoffnung auf. Viele Freunde des Ringkampfsportes, Partner und Sponsoren machten den Versuch, das Bundesligateam zu retten. Selbst der Deutsche Ringer-Bund (DRB) räumte dem Traditionsverein noch eine Frist ein, doch am Mittwochabend verständigte der Präsident des Luckenwalder SC, Christian Buddeweg, den DRB, dass die finanziellen Hürden einfach zu hoch sind.


Viele Retter

"Die Stadt Luckenwalde, der Landkreis Teltow-Fläming, Politiker, private Sponsoren und der Ringerverband Brandenburg unternahmen in letzter Minute einen Rettungsversuch, der aber letztlich daran scheiterte, dass es finanziell nicht gelang, unter den gegebenen finanziellen Bedingungen eine leistungsfähige Bundesligamannschaft aufzustellen.
Ich bedauere, dass der Rettungsversuch nicht geglückt ist", sagte der Präsident des Ringer-Verbandes Brandenburg Danny Eichelbaum, der sich mit einigen Helfern sehr um den Fortbestand des Erstligateams in der Flämingstadt bemühte und sich zugleich bei allen bedankte, die versucht haben, den LSC unter den gegebenen schwierigen finanziellen und zeitlichen Bedingungen in der Bundesliga zu halten.
"Wir haben alles in unserer Macht stehende unternommen, um den Bundesligabetrieb in Luckenwalde zu retten. Das waren wir den Sportlern, den Sponsoren und den Fans schuldig, doch am Ende ist es aber trotz weiterer finanzieller Zusagen leider in der uns zur Verfügung stehenden kurzen Zeit nicht gelungen, den Betrieb der Bundesliga in dieser Saison auf ein stabiles Fundament zu stellen", so Eichelbaum in seinem Statement weiter.


Keine Sponsoren im Osten

Für Vereine, wie dem LSC ist es in strukturschwachen Regionen kaum noch möglich, aus eigener Kraft jedes Jahr einen Etat von über 200 000 Euro für den Bundesligabetrieb zu erwirtschaften. Doch das allein lässt Eichelbaum nicht gelten: "Neben vereinsinternen Fehlern hat hierzu auch das Wettrüsten innerhalb der Bundesliga zum Aus beigetragen." Nunmehr stellen sich nur noch acht Vereine, die ausschließlich aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland kommen, in der Bundesliga.


Reformen gefordert

Eichelbaum fordert Reformen auf Bundesebene, sieht sonst den LSC nicht als letzte Mannschaft, die das Handtuch werfen muss. Reformen wird es auch beim Luckenwalder SC geben, wo Eichelbaum Einiges im Argen sieht. "Vereinsintern müssen jetzt die angekündigten Maßnahmen für einen Neuanfang im SC zügig umgesetzt werden. Der Ringerverband Brandenburg steht dem LSC hierzu beratend zur Seite", verspricht der Präsident vor allem dem Stützpunkt Hilfe, denn die Eliteschule des Sports und der Nachwuchs-Bundesstützpunkt sind von den Umstrukturierungen nicht betroffen. In Luckenwalde werden auch weiter die besten deutschen Nachwuchsringer im Freistil ausgebildet.
Dass es allgemein um den Ringkampfsport schlecht bestellt ist, ist nicht neu. "Mit dem Ringen kannst du kein Geld verdienen", lautete vor einigen Jahren noch die Mahnung vieler Eltern und Funktionäre an die Athleten, sich zuerst einer Berufsausbildung zuzuwenden. Der Spruch scheint zwar überholt, denn bei Bundeswehr, Polizei und Berufsfeuerwehr kann man inzwischen durchaus Leistungssport betreiben und dabei Geld verdienen. Und in der Bundesliga steigen die Preise vor allem für deutsche Ringer an, da inzwischen über die Hälfte der zehnköpfigen Teams aus Ringern mit deutschem Pass bestehen.


Schwache Basis in Deutschland

Doch angesichts von nur noch 79 aktiven Ringern bei den deutschen Freistilmeisterschaften 2015 fällt es den Vereinen immer schwerer, diese Quote zu erfüllen. Der Kampf der nun nur noch acht Erst- und 30 Zweitligateams, um die wenigen guten Ringer wird mit aller Härte geführt. In vielen Mannschaften sind ausländische Gastringer die Punktgaranten, während die Teams mit deutschen Eigengewächsen aufgefüllt werden, die in den höchsten Kampfklassen überfordert sind, auf der anderen Seite den unterklassigen Mannschaften entzogen werden und damit die Basis schwächen.
Die finanzstarken Teams wie Nendingen, Weingarten, Ispringen, oder Adelhausen können sich starke Mannschaften kaufen und beherrschen die Liga souverän. Dabei schicken die Verantwortlichen auch gegen schwächere Mannschaften das stärkste Aufgebot auf die Matte; die Freude über ein 30:3 hält sich selbst bei eingefleischten Fans in Grenzen.


Keiner will aufsteigen

Der KSV Schriesheim und die RWG Mömbris-Königshofen zogen ihre Mannschaften aus der Bundesliga zurück, Eisleben stieg als Tabellenletzter freiwillig ab und aus den drei Zweitliga-staffeln ist - wie seit Jahren schon - keine Mannschaft bereit, in das Haifischbecken zu springen und aufzusteigen. "Finanziell und personell wäre das Selbstmord", lauten die Aussagen aus Witten, Burghausen und Greiz, die als Zweitliga-Meister das Aufstiegsrecht zur deutschen Eliteliga ausschlugen.
Letztes Opfer ist der Luckenwalder SC, der nach 25 Jahren 1. Bundesliga das Handtuch warf. Die vielen Eigengewächse werden von allen Seiten mit viel Geld umworben.
Und auch der Vorsatz, mit möglichst vielen Eigengewächsen anzutreten, dürfte inzwischen als alt und verstaubt gelten, denn gegen die mit Weltklasseathleten gespickten Klubs sind die Ringer aus den eigenen Talentschmieden überfordert, und mit hohen Niederlagen kann man weder die eigene Jugend auf Dauer begeistern, geschweige denn die wenigen Sponsoren bei der Stange halten.


Hessen und Bayern nicht mehr vertreten

Doch nicht nur der Osten leidet. Mit dem Rückzug der RWG Mömbris-Königshofen aus der Bundesliga erlebt der hessische Verband einen traurigen Höhepunkt, nachdem in den Vorjahren fast alle hessischen Zweitbundesligisten das Handtuch warfen. Vorher schwenkten mit dem KSV Witten, dem SV Hallbergmoos oder dem AC Lichtenfels bereits langjährige Bundesligisten die weiße Fahne.