Janorschke auf sich allein gestellt

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Grischa Janorschke (Mitte) hat am Sonntag bei der deutschen Meisterschaft im Feld keinen Teamkollegen dabei, wie hier am vergangenen Mittwoch mit dem Italiener Alberto Cecchin (links) beim Rennen in Westflandern. Foto: Elisa Haumesser
Grischa Janorschke (Mitte) hat am Sonntag bei der deutschen Meisterschaft im Feld keinen Teamkollegen dabei, wie hier am vergangenen Mittwoch mit dem Italiener Alberto Cecchin (links) beim Rennen in Westflandern.  Foto: Elisa Haumesser

Bei der deutschen Straßenmeisterschaft am Sonntag in Erfurt versucht der Altenkunstadter, wieder in eine Ausreißergruppe zu kommen.

Traditionell eine Woche vor der 103. Tour de France geht es in den meisten Ländern der Welt um die nationalen Meisterschaften im Radrennen. Im Straßenrennen der deutschen Meisterschaften in Erfurt treffen am Sonntag mit Lokalmatador Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) und dem zweimaligen Titelträger André Greipel (Lotto Soudal) die derzeit besten Sprinter der Welt aufeinander.


Kittel der Lokalmatador

Für den 28-jährigen Erfurter, der erstmals in seiner Karriere das weiße Trikot mit dem schwarz-rot-goldenen Brustring erobern will, spricht, dass er jeden Meter des 15,4 Kilometer langen Rundkurses mit Start und Ziel auf dem Juri-Gagarin-Ring kennt. Kittel wie Greipel kommt es auch gelegen, dass auf den insgesamt 215,6 km (14 Runden) nur 1100 Höhenmeter bewältigt werden müssen. Allerdings werden die beiden deutschen Top-Sprinter jeweils mit nur einem Helfer antreten.
Der 33-jährige Greipel kann wie bei seinen Titelgewinnen 2013 und 2014 auf den unermüdlichen Marcel Sieberg bauen, Kittel hat Tony Martin an seiner Seite. "Da wird es gegen Mannschaften, die mehrere Fahrer an den Start bringen, hart. Und auch Kantenwind und die Länge der Strecke sind nicht zu unterschätzen", nannte der gebürtige Arnstädter weitere Faktoren, die ihm und Greipel das Leben schwer machen dürften.


Bora-Argon mit zehn Fahrern am Start

Die schärfste Konkurrenz ist von Kittels früherem Team, Giant-Alpecin, und dem deutschen Zweitdivisionär Bora-Argon zu erwarten. Der einzige deutsche World-Tour-Rennstall schickt insgesamt fünf Starter und mit John Degenkolb (Zweiter 2014) und Niklas Arndt (Zweiter 2015) gleich zwei aussichtsreiche Kandidaten ins Rennen. Bora-Argon setzt auf Phil Bauhaus, den Dritten von 2014, und tritt mit gleich zehn Fahrern an, darunter auch Titelverteidiger Emanuel Buchmann, der auf dem Flachkurs Helferaufgaben übernehmen wird. Ein achtköpfiges Aufgebot bietet Team Stölting auf - der Zweitdivisionär aus Gelsenkirchen bringt mit Gerald Ciolek (2005) und Rekordhalter Fabian Wegmann (2007/08, 2012) zwei frühere deutsche Meister an den Start.


Einzelkämpfer

Ein schlagkräftiges Duo bilden auch Rick Zabel und Marcus Burghardt (BMC). Dagegen treten Giro-Etappengewinner Roger Kluge (IAM) und Robert Wagner (LottoNL-Jumbo) ebenso als Einzelkämpfer an wie Grischa Janorschke vom Schweizer Zweitdivisionär Team Roth. Der 29-jährige Altenkunstadter hat sich schon in den vergangenen drei Jahren bei deutschen Meisterschaften in Ausreißergruppen gezeigt.


Voll eingestiegen nach vierwöchiger Pause

Nach einer vierwöchigen Rennpause bestritt Janorschke, der bis dahin in diesem Jahr schon 42 Rennen bestritten hat, am vergangenen Mittwoch in Belgien wieder sein erstes Rennen. In Westflandern ging es dabei hart zur Sache. "Im letzten Drittel des Rennens war mein Puls nie unter 160", berichtete der Oberfranke. Bei der deutschen Meisterschaft weiß Janorschke, dass, falls es zum Massensprint kommt, der Sieger nur Greipel oder Kittel heißen wird. "Deshalb wollen alle anderen dies natürlich verhindern. Es kann natürlich auch sein, dass sich, wie vor zwei Jahren in Cottbus, eine 18 Mann starke Fluchtgruppe bildet, die bis zum Ende hält", weiß der 29-Jährige. "Das wird echt spannend, zumal das Rennen mit 216 Kilometern sehr lang ist." Koalitionen zwischen Einzelstartern werden vor dem Start aber keine geschlossen. Das ergebe sich im Rennen, sagt Janorschke, der lang genug im Geschäft ist und seine Mitstreiter alle kennt.


Janorschkes Frau am Start

Am Sonntag wird der 29-Jährige auf jeden Fall früh aufstehen, denn um 8 Uhr beginnt das Frauenrennen. Dort steht seine Gattin Sandra am Start. Die Triathletin, die schon die Langdistanz absolvierte, hat sich dem Team Next Level Racing in Pfaffenhofen angeschlossen und wird sich gegen Titelverteidigerin Trixi Worrack probieren. Um 11.30 Uhr gehen die Männer auf die Strecke. "Endlich wieder ein Stadtkurs. Da ist die Stimmung besser", freut sich Janorschke auf die "Deutsche".