Schüler des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels nutzten die Gelegenheit, mit dem Hauptstadt-Journalisten und Buchautor Dirk Kurbjuweit über seinen Beruf und seine Romane ins Gespräch zu kommen.
Aus seiner Feder stammt das Porträt über den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück und der in Afghanistan spielende Roman "Kriegsbraut". Dirk Kurbjuweit ist beides, Hauptstadt-Journalist und Autor zahlreicher Bücher. Normalerweise führt ihn sein Weg nach Berlin an Lichtenfels vorbei. Dieses Mal hat er Station in der Deutschen Korbstadt gemacht und gestern im Meranier-Gymnasium eine vielbeachtete Lesung gegeben.
Vor Dirk Kurbjuweit sitzen rund 300 Schüler der zehnten bis zwölften Jahrgangsstufe. Der 51-Jährige hat zwei Bücher mitgebracht, aus denen er Lesen will. Es sind Kurbjuweits Novelle "Zweier ohne" und sein jüngster Roman, der Psychothriller "Angst". Aus beiden Büchern kommen einige Absätze zu Gehör, dann ist der Ring frei für die Fragen der Gymnasiasten.
Einen "Aha-Effekt" erlebt ein 16-Jähriger Schüler, der, angelockt von Peer Steinbrücks provokanter Stinkefinger-Pose, den Bericht im
Spiegel gelesen hatte. "Sein Schreibstil hat mir gut gefallen, aber er war schon sehr speziell", gesteht der 16-Jährige. Auch Carolin Neu war sehr gespannt darauf, den Autor des Romans "Kriegsbraut" persönlich kennen zu lernen. Die 20-Jährige schreibt im Rahmen einer Seminararbeit über das Thema die "Darstellung des Afghanistan-Krieges in Gegenwartsromanen". Hätte nicht schon einer ihrer Mitschüler die Frage gestellt, aus welchen Quellen Kurbjuweit seine Informationen über Frauen an der Front bezieht, dann hätte sie sie auch gestellt. Kurbjuweit spricht von einer Mischung aus Einfühlungsvermögen und Recherchearbeit. Hinzu kam ein Besuch in Afghanistan. Die Schlüssigkeit der Handlung lässt er zum Schluss noch von seiner Frau überprüfen. Ein Roman entstehe über die Figur.
"Sie ist in mir und führt einen Dialog mit mir", sagt er.
Dirk Kurbjuweit leitete von 2007 bis 2011 das Berliner Hauptstadtbüro des Spiegels. Seit 2012 schreibt er als politischer Autor für das Nachrichten-Magazin. Daneben verfasste er eine Reihe von Büchern. Während für ihn der Journalismus die Nabelschnur zur Welt ist, ist seine Autorentätigkeit seine zweite Welt.
Obwohl die Mittagspause unmittelbar bevor steht, haben die Schüler viele Fragen. Wie sich die Arbeit als Hauptstadt-Journalist und Buchautor miteinander verbinden lässt. So spannend, wie mancher glaube, sei die Politik auch nicht immer, sagt er. Die Distanz zu Politikern ist ihm wichtig, deshalb gebe es keine privaten Verabredungen und kein Duzen. Von Zeit zu Zeit verlässt er das politische Milieu, dann schreibt er über Fußball, das Leben einer Hartz-IV-Familie oder über den Volkswagen-Konzern.
Selbst wenn er noch an einem Roman arbeitet, hat er bereits ein neues Thema im Hinterkopf. Im Schnitt arbeitet er zwei bis drei Jahre an einem Buch. Der eigentliche Schreibvorgang beanspruche drei bis vier Wochen, erklärt der Autor. In seinem neuen Buch "Angst" verarbeitet der 51-Jährige ein autobiografisches Erlebnis, eine, wie er sagt, brutale Stalking-Geschichte. Vor zehn Jahren wurde seine Frau Ziel der Attacken. Damals hatte ihm sein Verlag geraten, das Buch nicht unmittelbar danach zu schreiben. "Glauben Sie, dass sich Journalisten immer mehr vermarkten müssen?", will ein Gymnasiast wissen. "Ich bin ein Mensch und keine Marke", lautet die Antwort.