Der Coburger Grafiker und Illustrator Benno Noll stellt 16 seiner Bilder unter dem Titel "beauty and loss" im Banzer Klostermuseum aus.
"Ich baue zuerst die Objekte auf, und dann zerstöre ich sie teilweise wieder", beschreibt Benno Noll die Art des Entstehens seiner Acryl-Fresken. Er trägt eine Paste aus Acryl und Eisenspänen auf eine Holzplatte auf. Das Eisen oxidiert nach kurzer Zeit und kann dann bearbeitet werden. Benno Noll kratzt wie bei einer Radierung in die Oberflächen hinein oder er fräst Teile heraus. So entstehen - einem geologischen Prozess ähnlich - Kunstwerke von eigenwilliger Schönheit.
Benno Noll bearbeitet diese Platten oft tagelang. Er fügt Spachtelmasse hinzu, zerstört das Entstandene wieder und setzt Eisen als Farbe ein - daher der Titel "beauty and loss", Schönheit und Verlust oder auch Verfall. Das Eisen oxidiert, es verändert sich - und somit das Aussehen des Bildes.
Gleich im Eingangsbereich hängt die Tafel "Kleine Mumien", ein Porträt von Ötzi, dem mit geballter Faust daliegenden Gletschermann. Benno Noll hat das Bild absichtlich an dieser Stelle platziert. Er sagt, damit habe er eine Überleitung schaffen wollen zu der Vitrine mit der Mumie der ägyptischen Prinzessin, die Herzog Max 1838 von seiner Nilreise mitgebracht hatte und die im Museum, wenige Meter weiter, zu finden ist.
Der Prozess des Verfalls interessiere ihn, sagt der 58-jährige Grafiker und Illustrator. In der Architektur faszinieren ihn historische Räume, die sich im Lauf der Jahre verändern - etwa ein Loft, die Berliner Esplanade-Bar oder Schinkels Elisabeth-Kirche. Archaische Plätze wie die mehrgeschossigen, aus rotem Basaltlava herausgemeißelten Kirchen im äthiopischen Lalibela üben ebenfalls großen Reiz auf ihn aus. Spannend findet er es, Strukturen in einer Landschaft zu entdecken, die einer Computer-Platine ähneln, zum Beispiel indianische Siedlungsspuren in der Wüste. "Diese Motive drängen sich fast auf", sagt Benno Noll, und so schuf er daraus sein Fresko "Chaco Canyon".
Benno Nolls Bilder passen gut zu den Sandstein-Gewölben im Banzer Klostermuseum. "Ein Künstler ist so etwas wie ein Atmosphären-Manager", merkt er an, "mir geht es stark um die Gesamtwirkung".
Deshalb hatte sich Benno Noll für seine erste Ausstellung in Banz zuvor umgesehen, hatte eine Gesamtkonzeption erstellt. Zum beginnenden Luther-Jahr fügte er, "als kleine Provokation", ein Porträt von Martin Luther King bei, dessen Postulate aus den 1960ern heute so aktuell wie damals sind.
Mit einigen Aquarellen, die den Staffelberg und Banz zeigen, zollt Benno Noll dem Genius Loci dieser Berge seinen Tribut.
Vita und Ausstellung
Benno Noll 1958 in Odenbach/Pfalz geboren; 1981 bis 1985 Studium der Illustration an den Fachhochschulen Mainz und Bielefeld; 1985 Übersiedlung nach Berlin, Tätigkeit als freischaffender Künstler, Mitgliedschaft im Berufsverband bildneder Künstler; 1998 Atelierförderstipendium des Freistaates Bayern. Seither zahlreiche Einzel- und Wettbewerbsausstellungen. Benno Noll lebt heute in Coburg, wo er im Hofgarten das barocke Teehaus gemietet hat, in dem er arbeitet.
Ausstellung Die Ausstellung im Klostermuseum Banz ist noch bis 30. November zu sehen. Sie kam im Rahmen der "Lamprechtiade" zustande, einer Reihe von regelmäßig stattfindenden Kunstausstellungen, die von der Hanns-Seidel-Stiftung im Gedenken an den Maler Fritz Lamprecht (1892-1945) ausgerichtet werden. Heuer wird mit Benno Nolls Ausstellung ein Bogen von der früheren zur zeitgenössischen Kunstszene Oberfrankens gezogen.