Reisetrends im Landkreis: Online suchen und lokal buchen

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Pluspunkt gegenüber dem Internet: Auf Beratung und das persönliche Gespräch legt Jennifer Hartmann in ihrem Reisebüro viel Wert. Foto: Thomas Heuchling
Pluspunkt gegenüber dem Internet: Auf Beratung und das persönliche Gespräch legt Jennifer Hartmann in ihrem Reisebüro viel Wert. Foto: Thomas Heuchling

Von den Küsten des Mittelmeeres bis an die Nord- oder Ostsee: der Landkreis Lichtenfels ist in Urlaubsstimmung. Die Reisebüros im Landkreis beobachten einige Trends. Angst vor der Konkurrenz aus dem Internet haben sie hingegen kaum.

Ferienzeit ist Reisezeit. Aber wo geht es hin in den Urlaub. Eine Flugreise in den All-inclusive-Club in der Türkei oder doch eher mit dem Auto an die Nordsee? Wohin verreist der Landkreis Lichtenfels?
Viele Leute würden immer noch die Frühbucherrabatte zwischen November und März nutzen, sagt Jennifer Hartmann. Die 26-Jährige hat vor sieben Jahren die "Reiseinsel" in der Coburger Straße in Lichtenfels übernommen. Den Frühbuchertrend bestätigt auch der Deutsche Reiseverband (DRV). In einer Rede im März sagte DRV-Präsident Jürgen Büchy auf dem Tourismuskongress (ITB) in Berlin: "Die Bundesbürger buchen ihren Sommerurlaub sehr frühzeitig."

Jennifer Hartmann und ihre vier Mitarbeiter beraten in diesen Tagen jene Kunden, die noch in letzter Minute für die Sommerferien etwas buchen wollen. Die Inhaberin der "Reiseinsel" hat einen Zuwachs von Urlauben mit Eigenanreise beobachtet.
Aber mit dem Auto an Nord- und Ostsee oder an die Strände Italiens oder Kroatien zu fahren, ist nur eine Möglichkeit. Die Balearen stünden vor allem bei Familien weiterhin hoch im Kurs. Diese individuellen Erfahrungen decken sich auch mit den Zahlen des DRV. Über neun Millionen Bundesbürger seien alljährlich auf der iberischen Halbinsel, den Kanaren und den Balearen zu Gast. In der derzeitigen Hochsaison würden dort täglich bis zu 40 000 deutsche Urlauber landen.

In der "Reiseinsel" ist auch die Türkei ein beliebtes Ziel. Dort würden 95 Prozent der Hotels All-inclusive anbieten. Zudem haben viele Anlagen einen eigenen Sandstrand und Wasserrutschen und seien sehr kinderfreundlich. Eine beliebte Reisedauer für die Ziele rund ums Mittelmeer seien zehn bis zwölf Tage, sagt Hartmann.
Immerhin 35 Prozent aller Reisen der Deutschen hätten die Länder rund um das Mittelmeer zum Ziel. Gut 30 Prozent der Urlaube der Bundesbürger gingen ins eigene Land. 70 Prozent führten demnach ins Ausland, so der DRV-Präsident in seiner Rede.

Sterne sind nicht gleich Sterne

Einiges sollte der Urlauber bei Reisen ins süd- oder südöstliche Europa aber beachten - vor allem die Sache mit den Sternen. Da müsse man etwas abziehen. Die Balearen seien noch am ehesten mit dem deutschen Sternestandard vergleichbar. Zudem prüfen die Veranstalter viele Hotels selbst und vergeben eigene Bewertungen, erklärt Jennifer Hartmann. Die Reisebüro-Inhaberin sei im April selbst auf Fuerteventura gewesen, um sich einige der Hotels, die sie im Angebot hat, selbst anzuschauen. "Wir lieben und leben den Job. Das Gefühl muss passen, wenn man einem Kunden ein Hotel empfiehlt", sagt Hartmann.

Keine Angst vor der Konkurrenz

Diese Expertise sei ein großer Vorteil gegenüber den zahllosen Reiseportalen im Internet. Beratung, Tipps und das Expertenwissen der Reiseberater sieht Hartmann als entscheidenden Vorteil im Kampf um die Gunst der Urlauber. Auch hier geben der 26-Jährigen die Zahlen des DRV recht: "Die Bundesbürger wollen die persönliche Beratung nicht missen. Daher werden 85 Prozent der Pauschalreisen nach wie vor klassisch im Reisebüro gebucht."

Nach Jennifer Hartmanns Erfahrungen nutzen viele Reisewillige das Internet als Informationsquelle. "Es kommen oft Kunden mit einem Ausdruck zu uns und fragen, ob wir das buchen können." Oft sei das Reisebüro sogar günstiger als der Online-Anbieter, so Hartmann.

Kundennähe ist wichtig

Diese Erfahrung teilt auch Gerlinde Görlich vom "ABC-Reisebüro" in Lichtenfels: "Die Leute legen Wert auf Beratung und einen persönlichen Ansprechpartner. Deshalb kommen sie mit Ausdrucken aus dem Internet." Die Kundennähe sei wichtig. Da müsse man auch mal einen Katalog nach Hause bringen, sagt Görlich. Die Türkei sei auch bei "ABC-Reisen" für die Sommerferien viel gebucht worden - wegen dem guten Preis-Leistungsverhältnis. Bei Jugendlichen sei Bulgarien seit rund drei Jahren sehr beliebt. Einen leichten Rückgang gebe es seit einigen Jahren für bestimmte Regionen in Ägypten. Aber die typischen Urlaubsregionen werden trotz der unsicheren politischen Lage immer noch gut gebucht. Dort sei ja auch nie wirklich etwas passiert, sagt Görlich.
Eine Trendwende gebe es dort nicht. In die "Reiseinsel" kommen jetzt schon die ersten Kunden, die an die Winterferien denken. Denn auch dort gibt es in den druckfrischen Katalogen Frühbucher-Schnäppchen.



Urlaubsreisen und Tourismusbranche in Zahlen

Rekord Laut dem Deutschen Reise Verband (DRV) war 2013 ein Rekordjahr. Der Umsatz der Reiseveranstalter kletterte auf eine neue Bestmarke von 25,3 Milliarden Euro. Damit setzten die Branche fast eine Milliarde Euro mehr um als im Vorjahr. Die Zahl der Menschen, die mit Reiseveranstaltern in den Urlaub starteten bleibe auf hohem Niveau stabil. Für den Reisevertrieb (stationäre Reisebüros und Online-Portale) ist das vergangene Jahr ebenfalls mit einem einstelligen Umsatzplus auf insgesamt rund 22,7 Milliarden Euro gut gelaufen.

Online Im Internet werden laut DRV vor allem Einzelleistungen wie Flug- oder Bahntickets sowie Hotelaufenthalte gebucht. Dabei verschmelzen die Bereiche Online-Buchung und Reisebüro. Diese bieten inzwischen auch Onlinebuchungsmöglichkeiten auf ihren Webseiten an und die Onlineportale verfügen über Call-Center.

Beschäftigte Im vergangenen Jahr waren bei Reiseveranstaltern und Reisebüros über 67 500 Personen beschäftigt. Gegenüber 2012 ist das Anstieg um über vier Prozent. heu