Redwitz hat genug von den Stromleitungen

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Das Umspannwerk bei Redwitz besteht seit vielen Jahrzehnten. Vor rund 25 Jahren ist es auf die jetzige Größe angewachsen. Ein Teil der Fläche dehnt sich auf Marktzeulner Gemeindegebiet aus. Noch mehr Masten werden in der Region abgelehnt.R. Popp
Das Umspannwerk bei Redwitz besteht seit vielen Jahrzehnten.   Vor rund 25 Jahren ist es auf die jetzige Größe angewachsen. Ein Teil der Fläche dehnt sich auf Marktzeulner Gemeindegebiet aus. Noch mehr Masten werden in der Region abgelehnt.R. Popp

Beim "Stromgipfel" in Lichtenfels war man sich einig in der Ablehnung neuer Leitungen. Der Redwitzer Bürgermeister sieht seine Gemeinde längst am Limit.

Der Redwitzer Bürgermeister hofft auf die Vernunft. Und die Vernunft müsste es gebieten, dass seine Gemeinde nicht mit noch einer Stromtrasse durchzogen wird. Dass einer ohnehin schon mehrfach belasteten Region nicht noch mehr aufgedrückt wird. Dass so ein Bau überhaupt nur angegangen wird, wenn seine Notwendigkeit zweifelfrei bewiesen ist. Und dass dann zumindest kürzere und kostengünstigere Wege gesucht werden. Genau in diese Richtung zielt auch die Resolution, die am Mittwochabend einvernehmlich auf dem "Stromgipfel" im Lichtenfelser Landratsamt gefasst wurde. Der einstimmige Beschluss seines Gemeinderates vom selben Tag beinhaltet noch deutlichere Worte: "Es ist unverantwortlich, dass eine neue Leitung direkt neben einer gerade fertig gestellten Leitung errichtet werden oder diese Leitung noch einmal abgerissen werden soll." Man fürchtet durch die Bündelung von Stromleitungen ferner "eine massive Beeinträchtigung der Gesundheit der Bürger durch elektromagnetische Felder. Wie berechtigt diese Sorge ist, da gehen die Meinungen auseinander, weiß Mrosek. Für ihn ist aber für seine Gemeinde das Limit der Zumutbarkeit schon aufgrund dessen erreicht, was man sieht: "Die Leitungen kommen und gehen aus und nach allen Richtungen. Ich wüsste gar nicht, wo die noch eine zusätzliche hinsetzen wollen. Die Einsicht müsste eigentlich da sein, wenn man sich nur ein Luftbild von uns anschaut."

Aus verschiedenen Himmelsrichtungen laufen die Leitungen ins Redwitzer Umspannwerk. Seit Jahrzehnten steht es an seinem Platz neben der B 173, eine erhebliche Ausdehnung erfuhr es vor rund 25 Jahren. Seither dehnt es sich bis auf Gebiet der Nachbargemeinde Marktzeuln aus. Für den sogenannten Ostbayernring wird ein Ersatzneubau geschaffen werden, weil die bestehenden Masten weitere Last nicht aufnehmen können. "Das ist so gut wie durch", sagt Mrosek. Er sagt es so, als wolle er ergänzen: Darüber rege ich mich fast schon gar nicht mehr auf. Etwas resignierend merkt er an, dass es natürlich eine erneute Beeinträchtigung für das Orts- und Landschaftsbild sei und der Ebnether Wald wieder ein Stück abgeholzt werde. Was ihn aber richtig empört, ist die Tatsache, dass nun die erst vor einem Jahr fertiggestellte Frankenleitung ebenfalls für nicht ausreichend erachtet wird. "Man kann wirklich bloß den Kopf schütteln."

Redwitz leistet schon seinen Beitrag zur Energiewende. Nicht nur, indem es mit den bestehenden überregionalen Stromleitungen lebt. Es gibt auch zwei Biomasse-Anlage, etliche private und vier gemeindliche Photovoltaikanlagen.

Als die Bundesnetzagentur jüngst ihre Ausbaupläne öffentlich gemacht hatte, tauchten plötzlich Trassenvarianten (wieder) auf, von denen man sich in der Region bereits verschont gewähnt hat. Statt selbst zu prüfen, abzuwägen und dann - so erforderlich - dem Bundestag ein Projekt zur Abstimmung vorzulegen, werden die Abgeordneten offenbar mit einem Bündel Varianten konfrontiert. Ob alle fünf vorgeschlagen werden, vermag Mrosek heute nicht zu sagen. "Es kann sich noch einiges ändern." Deswegen werde man jetzt Widerstand zeigen. In dem aktuellen Konsultationsverfahren zum Entwurf des Netzentwicklungsplanes 2030 ist es möglich, dass Bürger ihre Einwände geltend machen. Das geht online, und die Gemeinde hat in ihrem Mitteilungsblatt schon die Internetadresse bekanntgegeben (www.netzausbau.de)
Die Ablehnung weiterer Trassen eint den Ort und die ganze Region. "Je mehr sich anschließen, desto besser", betont Mrosek. "Das ist wie bei einer Wahl: Jede Stimme zählt."