Die Versorgung auf dem Land wird immer dünner. Oft sind Bank-Filialen auch Orte des sozialen Austauschs - ein Marktplatz. In End und Reundorf schließt die Raiffeisen-Volksbank zwei Filialen. In Uetzing hingegen wurde eine saniert.
Neunzig Prozent seiner Kunden kenne Dominik Zillig persönlich. Zu vielen pflegen er und seine Kollegin Susanne Weiß ein freundschaftliches Verhältnis, sagt er. Zillig ist Geschäftsleiter der Raiffeisen-Volksbank (RVB) in Uetzing. Vormittags an einem Wochentag ist viel los in der kleinen Uetzinger Filiale. Drei Fahrräder und ein Auto stehen vor dem Gebäude am Ortseingang. Drinnen unterhalten sich zwei Frauen, während Bankangestellte Susanne Weiß einen Kunden am Schalter bedient. Wenig später ist eine der beiden Frauen an der Reihe. Sie will Geld abheben. Weiß stellt den Automaten ein und zeigt der Kundin, welchen Knopf sie drücken muss.
Es sei ein normaler Tag, sagt Geschäftsleiter Zillig. Bei der Anzahl der Kunden, gebe es aber Stoßzeiten. "Wenn die Rente kommt, dann merken wir das schon ", sagt Zillig.
Dann kämen vor allem ältere Leute, die Anfang des Monats einen großen Betrag abheben.
Schließung in End und Reundorf
Bald könnte noch mehr los sein in der Uetzinger Geschäftsstelle. Denn in den vergangenen Tagen hat die RVB ihren Kunden per Post mitgeteilt, dass die Geschäftsstellen in End und Reundorf ab dem 30. September geschlossen werden. "Die Entscheidung fiel schwer, aber irgendwann muss man sich den wirtschaftlichen Realitäten stellen", sagt Michael Lieb, der Direktor der RVB-Bad Staffelstein.
Reundorf und End seien so genannte Einmann-Geschäftsstellen. Sie haben bisher an vier Tagen in der Woche geschlossen und an einem für wenige Stunden geöffnet.
Die Gründe für die Schließung erklärt Direktor Lieb so: "Kleiner Markt, wenig Kundenfrequenz, die von Jahr zu Jahr abnimmt, mit immer weniger Geschäftsvorfällen." Zum Schluss hätten die Kunden dort nur noch Ein- und Auszahlungen in geringer Menge getätigt, ergänzt Lieb.
Viele Jahre habe man mit der Schließung gehadert.
Prüfung des Geschäftsstellen-Netzes
Denn bereits 2003 habe die RVB-Bad Staffelstein ihr Geschäftsstellen-Netz intensiv durchleuchten lassen. Von neun Geschäftsstellen betreibt die RVB-Bad Staffelstein ab dem 30. September dann noch sieben in ihrem Geschäftsbereich. Rund 15 000 Kunden hat die Bank. Für Dominik Zillig und Susanne Weiß ändert sich nicht viel. Sie haben die Einmann-Geschäftsstelle in End sowieso schon mitbetreut.
Für die Kunden der RVB bedeutet die Schließung in End einen Weg von fünf Kilometern nach Uetzing. Für die Reundorfer sind es nach Bad Staffelstein ein paar hundert Meter weniger. Auch zum Geld abheben müssen sie diesen Weg in Anspruch nehmen, denn es wird in beiden Orten auch keine Geldautomaten mehr geben. Vor allem für ältere Kunden können fünf Kilometer eine Herausforderung sein.
Direktor Lieb argumentiert mit der vor einem Jahr neu geschaffenen Internet-Geschäftsstelle, die alle Funktionen einer Vor-Ort-Filiale erfülle. Zudem gebe es für umfangreichere Produkte weiterhin die Beratung zuhause, sagt Lieb und fügt an: "Unsere Politik ist es, eine Geschäftsstelle zu betreiben, unterstützt durch das Internet und Selbstbedienungszonen.
Die persönliche Beratung muss im Vordergrund stehen."
Filialen kosten viel Geld
Dieses Konzept sei investitionsträchtig, man brauche in jeder Geschäftsstelle schnelle Leitungen und viel Technik. Sehr weh würden auch die neuesten Unfallverhütungsvorschriften tun, die in jeder Geschäftsstelle erfüllt werden müssen. Dabei handelt es sich um gesetzliche Vorgaben der Berufsgenossenschaft (VBG). Für den Bereich Banken ist dort auf rund 22 Seiten von der Sicherung der Fenster über die Belüftung bis hin zu Vorgaben für die Tresorsicherung alles geregelt.
Sparkasse setzt auf Nähe
Auch bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels gibt es diverse Kostenfaktoren bei der Standortplanung. Es sei kein Geheimnis, dass Filialen Kosten verursachen, sagt Pressesprecher Walter Partheymüller.
"SB-Stellen sind immer kostengünstiger, jedoch steht der Kundennutzen im Vordergrund. Solange es wirtschaftlich vertretbar ist, fällt die Entscheidung zugunsten der Filiale."
Des Weiteren würden die gestiegenen rechtlichen Vorgaben für die sicherheitstechnische Ausstattung von Filialen die Entscheidung ebenfalls beeinflussen, so Partheymüller. Als einseitigen Rückzug sieht der Staffelsteiner RVB-Direktor Lieb die Schließungen in End und Reundorf nicht: "Wir haben in zwei Geschäftsstellen, in Kleukheim und Uetzing, hohe Investitionen gemacht."
Keine Glaswand mehr
Das etwas gemacht wurde, sieht man der RVB-Geschäftsstelle in Uetzing an. Die Glastrennwand zwischen Schalter und Kunden ist verschwunden. Neben den Kinderspardosen steht eine Orchidee auf dem Tresen, dahinter lächelt Susanne Weiß die Kunden an.
Rechts vor dem Schalter ist eine Spielecke für Kinder eingerichtet. Seit dem ersten August sieht es hier so aus. Da hat die Filiale nach vierwöchiger Sanierung wieder eröffnet.
Dominik Zillig will noch das Zimmer für Kundengespräche im hinteren Bereich des Haues zeigen. Noch während der ersten Sätze schellt eine Glocke. Falls vorne niemand am Schalter ist, weiß der Mitarbeiter, dass ein Kunde hereingekommen ist, erklärt Zillig. Und diese Glocke läutet während des halbstündigen Gesprächs häufiger.
"Die Filiale wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen, auch aus den umliegenden Orten", sagt der Geschäftsleiter. Er arbeitet seit rund zehn Jahren in Uetzing, seine Kollegin Susanne Weiß schon 18 Jahre.
In Uetzing können sich die Menschen weiter an und in ihrer Bankfiliale treffen.
Die Neuigkeiten aus End werden sie dort jetzt auch erfahren.
So viele Filialen gibt es von RVB und Sparkasse
Sparkasse In Bad Staffelstein: eine Filiale und ein SB-Automat. Lichtenfels: fünf Filialen und zwei SB-Automaten. Landkkreis: acht Filialen und 22-SB Automaten.
Raiffeisen-Volksbank Ab Oktober hat die RVB-Bad Staffelstein sieben Filialen in ihrem Geschäftsbereich.