Praxisnachfolge ein großes Thema

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In Schney gibt es derzeit keinen Hausarzt mehr. Das Problem, Mediziner für ländliche Regionen zu gewinnen, besteht seit Jahren.

Junge Ärzte anwerben, etwa durch ein neues Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Zusammenarbeit mit der Universität Erlangen: Über solche Bemühungen berichtete diese Zeitung vor einigen Wochen. Anlass war die Schließung der einzigen Hausarztpraxis im größten Lichtenfelser Stadtteil Schney. Ein Nachfolger konnte bislang dafür nicht gefunden werden.

Nach jener Veröffentlichung meldete sich Dr. Michael Schnapp zu Wort, der seine eigenen Bemühungen um eine Praxisnachfolge dadurch in ein schlechtes Licht gerückt sah. In dem Artikel werde der Eindruck erweckt, dass sich seine eigenständige Suche nachteilig auf die Praxisfortführung ausgewirkt habe. Dies sei aber falsch. Der Interessent, mit dem zunächst ein Kontakt bestand, habe sich vielmehr über eine offizielle Plattform der KVB (Kassenärztliche Vereinigung Bayerns) gemeldet, "auf welcher wir die Praxis über acht Monate lang zur Nachfolge ausgeschrieben hatten", so Schnapp.

Der Arzt, der Ende Juni in den Ruhestand ging, sieht in der Berichterstattung den Ablauf und auch Aussagen zu jenem Interessenten unzutreffend dargestellt. Es habe sich um einen Arzt mit abgeschlossener internistischer Facharzt-Ausbildung gehandelt, der über Zusatzqualifikation in Diabetologie und Endokrinologie verfügt. Für den Arbeitsbereich Allgemeinmedizin sei er fachlich überqualifiziert gewesen.


Kurzfristig abgelehnt

"Die KVB war trotz drohender Unterversorgung im Landkreis Lichtenfels leider nicht zu einem Entgegenkommen im Hinblick auf die Zulassung als Allgemeinmediziner bereit", erklärt Schnapp. "Der Interessent wurde gebeten, bei Inanspruchnahme der Praxisnachfolge von Qualifikationen Abstand zu nehmen, um als Allgemeinarzt arbeiten zu können." Wahrscheinlich sei dies der Grund gewesen, weshalb der Kollege kurzfristig abgelehnt habe.

Da der Betreffende der Redaktion nicht namentlich bekannt ist, können wir ihn hierzu nicht befragen.
Die KVB-Pressestelle hat sich zu den Voraussetzungen einer solchen Niederlassung dahingehend geäußert, dass ein Internist sehr wohl eine Hausarztpraxis führen kann. Er dürfe dann aber nicht mehr vollumfänglich als Internist fachärztlich tätig sein. Es gebe Einschränkungen bei den Leistungen, die der Arzt in diesem Fall erbringen und abrechnen darf. Aber es gebe die Möglichkeit, Zusatzgenehmigungen etwa für bestimmte Untersuchungen auf Antrag zu erhalten. Im Landkreis Lichtenfels gibt es mehrere Internisten, deren Praxen als hausärztliche geführt werden. Dies bestätigte Birgit Grain, Sprecherin der KVB.

Umgekehrt könne es aber unter Umständen auch für Fachärzte zunächst erforderlich sein, eine Weiterbildung zu absolvieren, um sich als Allgemeinmediziner niederzulassen, da hier ein breites medizinisches Spektrum abzudecken ist. "Das sind die Spielregeln, die der Gesetzgeber festgelegt hat." Die Eröffnung einer hausärztlichen Praxis wäre im hiesigen Planungsbereich laut KVB nach Zustimmung des Zulassungsausschusses umgehend möglich: Aktuell gibt es vier Niederlassungsmöglichkeiten im Landkreis Lichtenfels. "Das ist nicht überall in Bayern so und das ist eigentlich eine gute Nachricht für Interessenten", sagt Grain, die darüber hinaus auf eine finanzielle Förderung für Praxiseröffnungen im ländlichen Raum durch das Gesundheitsministerium hinweist.


Praxen mit Aufnahmestopp

Der Bedarf ist tatsächlich groß. Stadträtin Elke Werner (SPD) aus Schney weiß, dass ehemalige Patienten von Dr. Schnapp verzweifelt einen neuen Hausarzt gesucht haben. Im Stadtgebiet habe es Ablehnungen von Arztpraxen gegeben, die an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen sind und keine neuen Patienten mehr annehmen. Vor allem für ältere Menschen ohne Auto sei es schwer gewesen. Manchmal habe man vermitteln können, berichtet Werner. Sie weiß auch, dass es in Praxen mitunter erhebliche Wartezeiten vor einer Behandlung gibt.
Bleibt also die Frage, warum es offensichtlich nicht auf der Wunschliste vieler junger Ärzte steht, Hausarzt in einem ländlichen Bereich zu sein.

Diese Problematik wird von hiesigen Hausärzten seit vielen Jahren angesprochen. Dr. Petra Reis-Berkowicz, Vorstandsmitglied des Bayerischen Hausärzteverbandes mit Praxis im oberfränkischen Gefrees, sieht aufgrund der Altersstruktur der Kollegen den Gipfel des Problems erst noch kommen. In der Ausbildung junger Ärzte sei durch intensive Bemühungen zumindest der Abwärtstrend im Bereich Allgemeinmedizin gestoppt worden. Doch sollte es an allen medizinischen Hochschulen Lehrstühle für dieses Fachgebiet geben, was noch immer nicht der Fall ist.

Ebenfalls kritisiert Reis-Berkowicz, dass Krankenkassenvertreter maßgeblich mitreden bei der Definition der Tätigkeitsfelder eines Hausarztes. MVZs sind für sie keine gleichwertige Alternative zu einem wirklichen Hausarzt, der aus ihrer Sicht die Königsdisziplin in der Medizin vertrete.

Schon bei einem Ärzteprotest vor nunmehr sieben Jahren ging es weniger um den Verdienst als um die Rahmenbedingungen, und als Drohkulisse wurde eine künftige Versorgung in Klinikambulanzen skizziert, wo kein Arzt den Patienten und seine Krankengeschichte gut kennt. Wie weit sind wir davon heute eigentlich entfernt?