Obstkrimi am Staffelberg

2 Min
Unterhalb des Staffelbergs liegen viele Streuobstwiesen. Oft benehmen sich Wanderer hier wie im Schlaraffenland und bedienen sich am vermeintlich von der Natur gedeckten Tisch. Foto: Matthias Einwag
Unterhalb des Staffelbergs liegen viele Streuobstwiesen. Oft benehmen sich Wanderer hier wie im Schlaraffenland und bedienen sich am vermeintlich von der Natur gedeckten Tisch. Foto: Matthias Einwag
Hans-Karl Hertel aus Horsdorf bewirtschaftet an den Staffelberg-Hängen eigene und gepachtete Grundstücke mit rund 80 Obst- und Nussbäumen. Hier zeigt er eine Kuriosität aus seinen Obstgärten, die im Volksmund "Klöpperapfel" genannte Frucht: Schüttelt man diesen Apfel, hört man die Kerne im Kernhaus klappern. Foto: Matthias Einwag
Hans-Karl Hertel aus Horsdorf bewirtschaftet an den Staffelberg-Hängen eigene und gepachtete Grundstücke mit rund 80 Obst- und Nussbäumen. Hier zeigt er eine Kuriosität aus seinen Obstgärten, die im Volksmund "Klöpperapfel" genannte Frucht: Schüttelt man diesen Apfel, hört man die Kerne im Kernhaus klappern. Foto: Matthias Einwag
 
Hans-Karl hertel in einem seiner Obstgärten am Hang des Staffelbergs. Foto: Matthias Einwag
Hans-Karl hertel in einem seiner Obstgärten am Hang des Staffelbergs. Foto: Matthias Einwag
 
Jede Sorte seiner Bäume kennt der Landwirt beim Namen. Foto: Matthias Einwag
Jede Sorte seiner Bäume kennt der Landwirt beim Namen. Foto: Matthias Einwag
 
In die Pflege seiner Streuobstanlagen steckt der Horsdorfer Landwirt während des Jahres viel Zeit für die Pflege. Foto: Matthias Einwag
In die Pflege seiner Streuobstanlagen steckt der Horsdorfer Landwirt während des Jahres viel Zeit für die Pflege. Foto: Matthias Einwag
 

Der Staffelberg ist Wanderziel für Tausende. Viele Wanderer ersteigen den Berg über den Südhang, an dem Streuobstiwesen liegen - und ernten die Früchte.

Nein, auf die Lauer legen mag sich Hans-Karl Hertel nicht, um Obstdiebe auf frischer Tat zu stellen. Es reicht ihm, was er bei ganz normalen Kontrollgängen in seinen Streuobstwiesen sieht. "Die Leute haben keine Hemmungen", sagt er. Und es sind nicht nur Wanderer, die mal die eine oder andere Frucht vom Boden auflesen. Manche Menschen kommen gezielt und mit Gerät ausgerüstet, um mit Anhängern im großen Stil Obst abzuleeren. "Diese Leute wissen genau, wo die Obstbäume sind."

Etwa 80 Bäume bewirtschaftet der 59-Jährige am Südhang des Staffelbergs. Rund 25 Apfelsorten, sieben Birnenarten sowie Quitten und Nüsse kultiviert er. Die Namen der Sorten zählt er auf, als seien es Familienangehörige. "Ich hänge an der Natur und lebe mit der Natur", sagt der Landwirt, der im Dorf den Namen "Waldgeist" trägt.
Auf diesen Spitznamen ist Hans-Karl Hertel so stolz, dass er sein Kfz-Kennzeichen (STE-WG) mit dem Kürzel für "Waldgeist" versehen hat.

Seine Bäume stehen auf seinem eigenen Grundstück, das von einem Zaun umgeben ist, aber auch auf weiteren, 1000 bis 5000 Quadratmeter großen Flächen, die er von rund zwei Dutzend Eigentümern gepachtet hat. "Der Zaun hält keinen ab", hat er festgestellt. Und in der Tat finden sich Stellen, an denen das Maschendrahtgeflecht niedergetreten oder aufgebogen ist. Hans-Karl Hertel hat das Jahr über viel Arbeit mit seinen Obstbaumwiesen. Er mäht das Gras auf all diesen kleinen Flächen am Staffelberg und veredelt die Bäume. Es ärgert ihn gehörig, dass es Zeitgenossen gibt, die ihm die Früchte seiner Arbeit einfach wegnehmen.

Die Ausreden, die er zu hören bekommt, wenn er einen Dieb beim Obstauflesen in flagranti ertappt, sind manchmal hanebüchen. Einmal versuchte sich ein Nussdieb zu rechtfertigen, dass er doch nur dem Grundstücksbesitzer eine Freude machen wollte, damit die am Boden liegenden Nüsse nicht Wurzeln schlagen und im nächsten Jahr aufgehen. Manche steigen auf die Bäume, um die Nüsse herunterzuschütteln oder sie werfen Prügel in den Baum, um die Nüsse wie Kastanien herabregnen zu lassen. Hans-Karl Hertel: "Und wenn du was sagst, werden sie noch frech.


Mit Rucksack auf Beutezug

So etwas nimmt Hans-Karl Hertel je noch gelassen. Was ihn jedoch wirklich wurmt: Wenn Leute mit Rucksäcken und Taschen auf Beutezug gehen oder wenn sie sogar mit Pkw und Anhänger in die Streuobstwiesen fahren, um abzuleeren.

Vor einigen Jahren - es war ein sonniger Herbst - sah der "Waldgeist" nach seinen Quitten. "Wartst noch einen Tag mit dem Ableeren", dachte er sich... Pustekuchen! Anderntags war der Quittenbaum wie von Geisterhand (aber nicht von seiner) abgeleert. "150 Kilo Quitten waren da gut und gern drauf", erinnert er sich. "Und mir geht's ja nicht allein so, überall klagen die Leut' darüber - von Romansthal über Horsdorf, Loffeld und Stublang bis Uetzing."


Geleekochen im Feriendomizil

Fast schon eine Anekdote ist die nächste Absonderlichkeit über Obstdiebe, die Hans-Karl Hertel auf Lager hat: Die Vermieterin einer Ferienwohnung erzählte ihm, dass sie Gäste hatte, die nur deshalb hierher kamen, um Obst abzuleeren und es auch gleich im Appartement zu Gelee zu kochen. Das taten die Leute, damit sie zu Hause nicht den klebrigen Saftfilm von den Möbeln putzen müssen.