Natur zum Anfassen bei der Bayern-Tour-Natur

3 Min
Ein besonderes Erlebnis war der Biber zum Anfassen. Fotos: Klaus Gagel
Ein besonderes Erlebnis war der Biber zum Anfassen. Fotos: Klaus Gagel
In einer langen Reihe ging es durch den dichten Auwald.
In einer langen Reihe ging es durch den dichten Auwald.
 
Ein Biber zum Anfassen und Streicheln war nicht nur für die Kinder ein besonderes Erlebnis.
Ein Biber zum Anfassen und Streicheln war nicht nur für die Kinder ein besonderes Erlebnis.
 
Der Weißstorch nutzt die Feuchtwiesen als Nahrungsbiotop.
Der Weißstorch nutzt die Feuchtwiesen als Nahrungsbiotop.
 
Begrüßung durch den Vertreter der gemeinde Klaus Krügl.
Begrüßung durch den Vertreter der gemeinde Klaus Krügl.
 
Regierungspräsident Wilhelm Wennig bei der Vorstellung des Bayern Natur Tour Projekts.
Regierungspräsident Wilhelm Wennig bei der Vorstellung des Bayern Natur Tour Projekts.
 
Jonas konnte beim Blick durch das Spektiv die Haubentaucher auf dem See beobachten.
Jonas konnte beim Blick durch das Spektiv die Haubentaucher auf dem See beobachten.
 
Vogelbeobachtung mit dem Fernglas.
Vogelbeobachtung mit dem Fernglas.
 
Für alle gab es hinterher regionale Produkte zur Stärkung.
Für alle gab es hinterher regionale Produkte zur Stärkung.
 
Die Teilnehmer waren auch von den großen Nagezähnen des Bibers beeindruckt.
Die Teilnehmer waren auch von den großen Nagezähnen des Bibers beeindruckt.
 
Ein gelber Film aus Blütenstaub hatte sich in der kleinen Bucht gesammelt.
Ein gelber Film aus Blütenstaub hatte sich in der kleinen Bucht gesammelt.
 
Ausgezeichnet getarnt sind die Gelege der Flussregenpfeifer.
Ausgezeichnet getarnt sind die Gelege der Flussregenpfeifer.
 

Eine Begegnung mit Baggerseen, Biber und bunten Wiesen versprach die Auftaktveranstaltung der "Bayern-Tour-Natur" im Landkreis Lichtenfels am Sonntag.

Sieben Auftaktveranstaltungen von Arzberg bis Viereth-Trunstadt gab es an diesem Tag in ganz Oberfranken. Dass sich der Regierungspräsident Wilhelm Wenning gemeinsam mit Landrat Christian Meißner an der Wanderung rund um den Michelauer Rudufersee beteiligte, unterstreicht die ökologische Bedeutung des hier geschaffenen Naturerlebniswegs.

Biologie zum Anfassen

Eine stattliche Gruppe von Eltern mit ihren Kindern, zahlreiche Vertreter aus der Kommunalpolitik und des Naturschutzes hatten sich eingefunden um die dreizehn Stationen an der Südseite des Rufufersees zu erwandern. Es wurde für alle zu einem beeindruckenden Naturerlebnis. Bei strahlender Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen konnte man die verborgenen Schönheiten der oberfränkischen Heimat mit allen Sinnen erleben.
Den größten Gewinn hatten wohl die Kinder.
Für sie bedeutete der morgendliche Erkundungsgang Biologie zum Anfassen, lebendiger als es jede Schulstunde vermitteln kann. Lediglich die ausführlichen Begrüßungsreden waren wohl nicht so ganz nach dem Geschmack der Kleinen. Die Erwachsenen bekamen jedoch eine ganze Reihe an Hintergrundinformationen.

So ging Klaus Krügl als Vertreter der Michelauer Gemeinde auf die Entwicklung des Baggersees zu einem Freizeitparadies ein. Regierungspräsident Wilhelm Wennig erläuterte das Programm der Bayern-Tour-Natur mit dem Hinweis, dass Deutschlands größte Umweltbildungsinitiative von Mai bis Oktober rund 400 Veranstaltungen in Oberfranken zur Auswahl stellt. Dr. Herbert Rebhan, Leiter des Sachgebiets Naturschutz an der Regierung von Oberfranken, wies auf die Einbettung der Renaturierungsmaßnahmen in das LIFE-Naturprojekt der EU hin.
So entstand auch der Naturerlebnisweg am Rudufersee im Rahmen dieses Projekts mit dem Ziel, die wertvolle Auenlandschaft am Obermain ökologisch weiter aufzuwerten. Es ist das spannende Mosaik aus Auwald, Altwasserarmen, Feuchtwiesen, See und Flussufer, welches das Gebiet ökologisch so wertvoll macht. Gerade diesen Biotopverbund, bei dem die einzelnen Lebensräume ineinander greifen, gilt es unbedingt zu schützen, denn er beherbergt, wie die Wanderung deutlich machte, unzählige Kostbarkeiten.

Erlebnis Biber

Begleitet vom Gesang der Mönchsgrasmücke, dem Rufen des Kuckucks und dem Rhythmus des Zilpzalps steuerte die Gruppe um die beiden Biologinnen Andrea Musiol und Brigitte Pfister (Untere Naturschutzbehörde) die erste Station der Wanderung an. Sie war speziell dem Biber, einem umstrittenen Rückkehrer in unsere Region gewidmet. Dass man einmal einen Biber streicheln und die orangefarbenen Nagezähne aus nächster Nähe bewundern konnte, das war nicht nur für die zwölfjährige Nele das tollste Erlebnis an diesem Natur-Tour-Tag. Auch die perfekt gefällten Bäume und die Biberrutsche, die als Zugang zum Wasser dient, hatte selbst mancher Erwachsene so noch nicht gesehen.

Zu einem Suchspiel geriet die Aufgabe das Gelege des Flussregenpfeifers zu entdecken und man begriff, warum es nicht ratsam sein, kann im Frühjahr achtlos über Kiesbänke am Flussufer zu laufen. Doch nicht nur der selten gewordene Vogel ist gefährdet, auch die Auwälder mit den Weichholzarten Weide und Pappel und den Hartholzarten Esche, Ulme, Erle und Eiche drohen immer mehr in isolierte Restflächen zu zerfallen.
Dieser Verlust droht auch den Feucht- und Magerwiesen auch wenn diese, sehr zur Freude der Kinder, einem Storch oder den Kiebitzen als Nahrungs- oder Brutbiotop dienen.
Doch natürlich gab es mitten in der Natur nicht nur ausgestopfte Tiere zu bewundern. Beim Blick durch das Spektiv oder das Fernglas konnte man das Treiben der Haubentaucher auf dem See sehr gut verfolgen oder einige der eingewanderten Kanada- und Nilgänse am anderen Seeufer entdecken.
Wie eine Karawane tauchte die Gruppe schließlich ein in den dichten Auwald, wo sich wilder Hopfen wie in einem kleinen Urwald um die Baumstämme windet. Ein Lob gab es an dieser Stelle für die Michelauer Gemeinde, die die Wege und Pfade rund um den See offen hält, so dass man ohne Mühe eine Flachwasserstelle erreichen konnte, wo sich der Blütenstaub wie ein gelber Film auf der Wasseroberfläche gesammelt hatte.

Biotope aus Menschenhand

Baggerseen sind eben Biotope aus Menschenhand und es wird noch einige Zeit dauern bis die steilen Ufer mehr und mehr verschwinden und einer ausgedehnten Schilf- und Röhrichtzone Platz machen, wie sie eigentlich typisch ist für einen natürlichen See in unseren Breiten. Doch man muss der Natur Zeit und Raum lassen, das haben die Teilnehmer an der Natur-Tour rund um den Michelauer Rudufersee begriffen.
Zum Genuss mit allen Sinnen gehörte last but not least ein kleiner Imbiss, den das Landratsamt vorbereitet hatte. Mit Produkten aus der Region versteht sich, denn auch die gehören zu den Schätzen der Genussregion Oberfranken.