Myboshi-Mützen: Häkelnde Jungs in Michelau

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Autogrammstunde im Michelauer "Wollkörbla": Thomas Jaenisch, umringt von Häkelmützenbegeisterten.
Autogrammstunde im Michelauer "Wollkörbla": Thomas Jaenisch, umringt von Häkelmützenbegeisterten.
Thomas Jaenisch zeigte mit seinem Geschäftspartner Felix Rohland in Michelau, wie man die Mützen häkelt.
Thomas Jaenisch zeigte mit seinem Geschäftspartner Felix Rohland in Michelau, wie man die Mützen häkelt.
 
 
 
 
 
 
 

Die beiden Myboshi-Gründer Thomas Jaenisch und Felix Rohland gaben im Wollkörbla von Monika Riedel Sutogramme und Anschauungsunterricht. Die beiden Sympathieträger waren gleich auf Du und Du mit ihren Fans.

Wenn eine englischsprachige Spanierin fränkischen Studenten und Skilehrern in Japan das Häkeln lehrt und australische Passanten das Gehäkelte auch noch abkaufen, dann könnte das der Beginn einer Erfolgsgeschichte werden. Es wurde eine. 2009 kam Myboshi so zustande.

Die beiden Skilehrer waren die Hofer Felix Rohland und Thomas Jaenisch, und was damals aus Ermangelung eines anderen Freizeitangebots entstand, nimmt mittlerweile handfeste Wirtschaftlichkeit an. Nun genießen Jaenisch und Rohland Kultstatus und haben zu einer Renaissance des Häkelns beigetragen. Im Wollkörbla, dem Laden von Monika Riedel, waren die beiden jungen Männer am Freitag zu Gast, um mit ihren zumeist weiblichen Häkel-Fans ins Gespräch zu kommen. Den Männern strahlten die Augenpaare nur so entgegen.

90 Minuten für eine Mütze

Doch, Männer, die häkeln können, würden von Frauen durchaus als sexy wahrgenommen, versichert Jaenisch. Eine gute Masche also. Dass Häkeln Spaß macht und gesellig sein kann, finden Melanie und Daniel Nau auch. Das Ehepaar lädt sich gerne Freunde ein, dann wird gehäkelt; die Männer wählen die Farbe der Wolle, die Frauen setzen den Wunsch um. Gut eineinhalb Stunden lang häkelt es sich an einer Mütze, keine verlorene Zeit, sondern durchaus meditativ, wie manch ein Häkelbegeisterter im Wollkörbla einräumte. Ob das Erlernen nun einfach oder leicht ist, darüber mögen sich die Geister streiten.

Fehlende Fingerfertigkeit

"Die Fadenspannung reguliert man mit dem Zeigefinger" - ein Satz von eigener Poesie, von Jaenisch ausgesprochen, als dieser in geselliger Runde Grundkenntnisse des Häkelns preisgibt. Allerdings: So gewandt wie die Finger des Mannes, der mit seinem Kompagnon mittlerweile über 30 Häkler(-innen) beschäftigt und nach Feierabend zur Entspannung selbst gerne noch eine Mütze anfertigt, sind nicht alle Finger. Die meinigen jedenfalls nicht. Im Selbstversuch wollte ich der Sache nachgehen und musste bald die Häkelnadel streichen. Keine Spur von Fingerfertigkeit, weshalb die Tendenz zur Aufgabe schnell kam. Auf die Frage, ob sich Jaenisch und Rohland einst auch so schwer taten und wieso sie nicht aufgaben, durfte ich mir ein scherzhaft gemeintes "Weil wir keine so Schlappschwänze wie Du sind" einfangen. Mittlerweile gibt es die Fingerfertigkeit im Umgang mit Wolle und Häkelnadel auch auf Youtube zu bestaunen - sogar für Linkshänder.

"Der Anfang ist am schwierigsten", ist über das Häkeln zu erfahren. Wer eine jener Myboshi-Mützen (Boshi ist das japanische Wort für Wolle) häkeln möchte, der muss zunächst einen gehäkelten Kreis zuwege bringen. Gar nicht so leicht, wenn man ungeübt an Häkelnadel und Maschen fuhrwerkt. Man könne die Häkelnadel "männlich" oder beschwingt halten, so ein launiger Jaenisch, der ein starres und ein beschwingtes Häkeln im Wechsel demonstrierte. Während meine Nadel sich in den Maschen verfängt, nehmen Jaenischs und Rohlands Mützen mit spielerischer Leichtigkeit Formen an. Die Frauen im Wollkörbla sind begeistert und lassen sich gerne von der ungewöhnlichen Karriere der beiden Männer erzählen. Die häkeln zum Spaß auch noch nach Feierabend. Einen besonders guten Grund hat dabei Jaenisch, denn seine Freundin wünscht sich einen Sitzsack.