Beim Stück "Mona Lisa ohne Rahmen" amüsierte sich das Publikum im Brückentheater.
Die weltberühmte Mona Lisa, ein Gemälde von Leonardo da Vinci, erlebte das Publikum am vergangenen Donnerstag im Brückentheater in
Bad Staffelstein einmal ganz anders: witzig, stets mit einem Augenzwinkern und einer spitzen Bemerkung auf den lächelnden Lippen.
Die Komödie von Thomas Rau präsentierte die Landesbühne Oberfranken mit der jungen Schauspielerin Anna-Prisca Burwitz. Regie führte Jan Burdinski. Der Intendant des Fränkischen Theatersommers war persönlich nicht anwesend, aber er schwebte als Leonardo hinter den schwarzen Vorhängen und ließ seine polternde Stimme unverkennbar im Dialog mit Mona Lisa erschallen.
Es fehlte zwar an fetzigen Pointen, aber die Besucher amüsierten sich nahezu zwei Stunden köstlich. Anna-Prisca Burwitz stand nach der Schauspielschule in Mainz erst zum vierten Mal mit der "Mona Lisa ohne Rahmen" auf der Bühne. Sie legte bei dem Solostück eine grandiose Vorstellung hin, bei der keiner geglaubt hätte, dass er hier ein Greenhorn vor sich hat. Ihre ausdrucksstarke Mimik und eine ausgefeilte Sprachtechnik begeisterte das Publikum.
Historisches vermischt
"Wenn Sie mal was erleben wollen, bloß nicht hängen lassen. Einfach mal aus dem Rahmen fallen", gab Mona Lisa ohne Rahmen, so der Titel der Klamotte, zum Schluss des Stückes den Besuchern als guten Rat mit auf den Weg. Der war ernst gemeint, im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Attraktion des Louvre in Paris nutzte sie bei einem unbeobachteten Moment, um ihrem dort an der Wand hängenden Rahmen zu entkommen. Der Autor vermischte die historische Realität mit geradezu unglaublichen Visionen von einer Mona Lisa, die mit ihrem Handy die Welt bis in ferne Galaxien erobert. "Mona Lisa, full size, 1,67 Meter, schauen Sie mich ruhig an, so haben Sie mich noch nie gesehen", wandte sie sich ans Publikum.
Sie verriet, dass sie den stressigsten Job im Louvre habe. Sechs Tage die Woche müsse sie von früh morgens bis abends einen Besucher nach dem anderen anlächeln, wobei sie für jeden nur drei Sekunden Zeit habe: "Und das sind sieben Millionen Mal im Jahr, es hängt mir zum Hals raus", erklärte sie. So sei es doch verständlich, dass sie den goldenen Rahmen einmal verlasse.
Damit ihr die Zuhörer glaubten, dass der Job stressig sei, vertauschte sie einfach die Rollen: "Sie sind jetzt Mona Lisa", forderte sie das Publikum auf, ließ die Männer und Frauen ihr Lächeln aufsetzen und die Hände, wie die ihren, auf dem Bild falten. Sie schrieb den uninteressierten Macho, der die Museumskarte geschenkt bekam, den Dottore aus Italien und den kurzsichtigen Kunstexperten aus Deutschland, der sich offenbar einem ganz anderen Bild, nämlich einem David Caspar Friedrich, gegenübersah.
Einfaches Mädchen
Herrlich, wie sie sich als Mona Lisa als einfaches Mädchen präsentierte, das andererseits von sich nur in Superlativen schwelgte als dem "Top-Highlight" der Kunst, als eine der zehn Attraktionen der Welt, die man unbedingt gesehen haben müsse als "dem Sahnehäubchen der Weltelite". Umwerfend, wenn sie auf ihrem Handy immer fasziniert die Nachrichten verfolgte, bemerkte, wie ihr Verschwinden sich mehr und mehr zur nationalen und schließlich zur internationalen Katastrophe, zur Weltkrise hochschaukelte.
Nach der Pause nahm Anna-Prisca Burwitz die Besucher mit ins Atelier von Leonardo da Vinci, ließ sie teilhaben an der Entstehungsgeschichte des Bildes und verriet, dass das Universalgenie sie gar nicht gemalt habe, sondern sie selbst. Schließlich habe sie nach drei Jahren anstrengenden Sitzungen beim Meister, den Pinsel selbst in die Hand genommen. Dann ließ die Mimin die Stationen des Bildes Revue passieren, begleitet von humorvollen und kritischen Kommentaren.
Leonardo da Vinci verkaufte das Bild an König Franz I. von Frankreich, der es im Schloss Amboise aufbewahrte. Nach Stationen in Fontainebleau, Paris kam es schließlich nach Versailles in die Sammlung von Ludwig XIV. Nach der Französischen Revolution bekam das Bild eine neue Heimat im Louvre. Napoleon nahm es von dort mit und hängte es in sein Schlafzimmer. "Es war schrecklich die Liebesszenen mit seiner Joséphine ansehen zu müssen", so Mona Lisa im Brückentheater. Nach der Verbannung Napoleons kam das Bild zurück in den Louvre. Am 21. August 1911 wurde es von dem 29-jährigen italienischen Anstreicher Vincenzo Peruggia, der im Louvre tätig war, gestohlen. "Ihn habe ich geliebt, es waren die schönsten Jahre meines Lebens," beschrieb Anna-Prisca Burwitz diese Zeit. Der Schluss überraschte Mona Lisa im zeitgemäßen Outfit mit Minirock und Piercing am Bachnabel als sie die Außerirdischen erwartete, die sie entführen wollten.