Im September ist Stephan Naumanns drittes Buch erschienen. Der Michelauer gehört zu den noch wenig bekannten Autoren, die es schwer haben auf dem unüberschaubaren Markt der Neuerscheinungen. Dennoch glaubt er an seine Geschichten.
Das Cover zeigt eine barocke Kirche, darüber in blutroter Schrift den Titel "Das Luther-Plagiat" und ein Kreuzsymbol. Es passt zum Inhalt des Thrillers, der im September als das dritte Buch des Michelauer Autors Stephan Naumann neu erschienen ist. Es verrät allerdings nicht, dass es sich dabei auch um einen Franken-Krimi handelt, denn die Geschichte um eine wertvolle historische Handschrift nimmt ihren Anfang in Bamberg bei der Aufzeichnung der Fernsehsendung "Kunst & Krempel". Von dort aus entwickelt sich ein mörderisches Katz- und Mausspiel, das den Leser auf den vielen Handlungssträngen mitnimmt nach Nürnberg, Konstanz, Eisenach und in die Vatikanstadt. Was das Ganze mit dem Feuertod des 1415 als Ketzer hingerichteten Theologen Jan Hus zu tun hat, worüber im Prolog zu lesen ist, wird erst später preisgegeben. Die Frage erhält den Spannungsbogen.
Sein spannendstes Buch bisher "Das Luther-Plagiat" ist zweifellos das spannendste Buch, das Stephan Naumann bislang veröffentlichen konnte. Vorausgegangen sind ein historischer Roman sowie - unter einem Pseudonym - ein heiterer Liebesroman. Im Internet finden sich über das im September erschienene Buch erst zwei Leserkommentare, die aber geben der Geschichte die Bestnote von fünf Sternen und das Prädikat "sehr empfehlenswert". Natürlich freut das den Autor, der mit seinen Veröffentlichungen in einem kleinen Verlag bislang keine große Leserschaft erreichen konnte. Deshalb äußert er die Freude nur verhalten: Diese Bewertung sei ob der geringen Anzahl der Beiträge nicht repräsentativ.
Es wäre schöner, aus einem breiteren Spektrum herauslesen zu können, wie das Buch tatsächlich ankommt.
Einen nennenswerten Bekanntheitsgrad konnte der 33-jährige Michelauer noch nicht erreichen. Doch dazu müsste man es schaffen, einen der großen Verlage auf sich aufmerksam zu machen. Der hessische Sieben-Verlag ist indes zumindest einer, der seinen Erstlingswerken eine Chance gab, ohne einen Druckkostenzuschuss zu verlangen - wie es bei aus seiner Sicht unseriösen Häusern durchaus der Fall ist.
Unbekannte Namen haben es schwer Die Hoffnung, dass eine seiner Geschichten ein größeres Publikum haben wird, hat sich Stephan Naumann auch über viele Absagen und Vertröstungen hinweg erhalten.
Dass ein Werk der berühmten Doris Lessing - freilich unter falschem Namen eingesandt - ebenso abgelehnt worden war, ist eine Tatsache, die er in diesem Zusammenhang gerne erwähnt. Nicht, weil er sich mit einem großen Schriftsteller messen will, sondern weil die Nobelpreisträgerin mit diesem Trick der Branche einen Spiegel vorgehalten hat. Unbekannte Namen haben es schwer. "Man braucht auch ein bisschen Glück", ergänzt Naumann, der selbst gerne Dan Brown liest. Er ist kein extrovertierter Mann, schreibt allein am Computer im Arbeitszimmer oder am Laptop in der Küche und recherchiert überwiegend im Internet. Die Vorstellung, vor einem großen Saal voller Menschen eine Lesung zu halten, ist ihm nicht angenehm. Auf diese Weise sucht er die Öffentlichkeit nicht.
"Ich möchte amüsant schreiben und solide Unterhaltung bieten", sagt er, "und damit auch Wissen und Werte vermitteln." Die Lektorate hätten ihm mit ihren Stellungnahmen geholfen, seinen Schreibstil zu verbessern.
Die Feststellung, dass er an die Qualität seiner Bücher glaube, trifft Naumann ohne den Anflug von Überheblichkeit. Für das eben erschienene Buch fand sich erst drei Jahre nach Fertigstellung ein Verlag, der es drucken wollte. Pro verkauftem Buch wird er wohl weniger als 50 Cent erhalten, und wie groß das Inter esse sein wird, steht in den Sternen. Aber ein weiterer Thriller ist schon fertig. Er liegt jenem Verlag zur Prüfung vor.