Zwischen Kernzeiten und Kunden: Der FT blickt in den Alltag einer Hobbyhändlerin auf dem Lichtenfelser Weihnachtsmarkt.
Eleonore Bayersdorfer, Lollo genannt, sitzt in ihrer Hütte auf dem Marktplatz. Den Radiator, über den sie die Hände hält, hat ihr die Stadt Lichtenfels zur Verfügung gestellt, ebenso den Feuerlöscher, der mittlerweile für jede Hütte vorgeschrieben ist. Der Radiator läuft auf höchster Stufe, und egal, wie lange er läuft - das wird den Preis, den die Nutzung der Hütte kostet, nicht steigen lassen. So wie Lollo heizen an diesem Tag auch die anderen 16 Standbetreiber des Lichtenfelser Weihnachtsmarktes.
Zuständig für die Stände auf dem Weihnachtsmarkt ist Harald Fischer, Leiter der Tourist-Information. Ob er zu den Standgebühren der Hütten, die von den Stadtwerken erbaut wurden, etwas sagen darf, weiß er nicht.
Dass sie im Vergleich zu großen Städten "moderat" seien, "das bestätigen sogar die Händler", meint er.
Die durchschnittliche Anzahl der Holzhütten auf dem Marktplatz zwischen Märchenwald und Floriansbrunnen beträgt 18. Seit Anfang der 90er Jahre sei das so, und es gelten Kernöffnungszeiten für die zehn Tage zwischen dem 13. und 23. Dezember. Von 11 bis 19 Uhr dürfen die Händler verkaufen, wobei unter der Woche nur die 11 Uhr unverrückbar fix ist. Wer um 20 Uhr noch Kundschaft hat, der soll sie bedienen. Aber um 21 Uhr gehen dann endgültig die Klappen der Hütten zu. Einzige Ausnahme: der Glühweinversorger, der bis 22 Uhr geöffnet haben darf. An den Wochenenden gelten leicht abgewandelte Zeiten.
An manchen Tagen läuft's "Der Samstag war der Wahnsinn! Da dachte ich, ich stehe mit meiner Hütte auf dem Nürnberger Weihnachtsmarkt", sagt Lollo Bayersdorfer. Warum das so war, wisse sie nicht. "Unerklärlich." Warum an manchen Tagen das Geschäft läuft und an manchen mit vergleichbarem Wetter nicht, dafür gibt es für die Frau aus der Gemeinde Ebensfeld keine Erklärung. Dass die Öffnung erst ab 11 Uhr gestattet ist, ist ihr auch recht. Ab und an komme es zwar vor, dass Passanten ihr Bedauern über die ihrer Meinung nach späte Öffnung kundtun, aber das sei die Ausnahme.
Die Frau lebt nicht von den Einnahmen aus dem Verkauf von Deko-Artikeln und selbst gemachten Likören. Die Einnahmen fließen dem Tierschutzverein zu, bei dem Lollo Mitglied ist.
Manche Flaschen hat sie selbst etikettiert, und eigentlich, so sagt sie, sitze sie nicht gerne auf dem Stuhl. Das signalisiere Kunden, an einem Gespräch nicht interessiert zu sein. Zwei paar Socken trägt sie an diesem Donnerstag, der eigentlich noch recht mild ist. Harte Winter habe sie aber auch schon auf dem Lichtenfelser Weihnachtsmarkt erlebt. Sie hält sich mit Kaffee warm. "Drei Liter sind's bestimmt - wenn's langt", sagt sie schmunzelnd. Falls der Kaffee doch seine Wirkung des Entwässerns entwickelt, so sperrt Lollo ihre Hütte ab, bittet die Standbetreiberin von gegenüber darum, etwaige Kunden darauf hinzuweisen, dass sie gleich wieder zurück sei, und geht in die öffentliche Toilette am Rathaus. Die ist bis spät in den Abend immer offen.
Die Kundenfreundlichkeit hat ihre Zeiten: Abends seien die Kunden am freundlichsten, "weil viele dann durch den Glühweinstand ganz anders drauf sind, als tagsüber", ist sich Lollo Bayers dorfer sicher. Schon zum siebenten oder achten Male ist sie dabei. "Ich habe schon härtere Winter erlebt", sagt sie. Und doch kann sie sich etwas ausmalen, was bislang so oft schon eintrat: Schnupfen als Folge des Standbetreibens. "Aber ich würde es nicht machen, wenn ich die Tiere nicht lieben würde."