Die Einrichtung in Michelau ist zu einem Knoten im sozialen Netz des Landkreises geworden. Für die Bestandssicherung gibt es vorerst einmal positive Signale. Die Aufgaben der Zukunft hingegen sind schon da.
Nebenan, im ehemaligen Gasthaus "In der Au", werden bald Asylbewerber einziehen. Die Menschen, die in Syrien, in der Ukraine oder in Afrika um ihr Leben fürchten mussten, sollen dort erst einmal zur Ruhe kommen und dann Perspektiven für ihr weiteres Leben entwickeln können. Ihnen dabei zu helfen, ist eine Pflicht, die der Gesellschaft zukommt. Das Mehrgenerationenhaus, das sich in Michelau in direkter Nachbarschaft befindet, kann Ideen aus der Praxis beisteuern. Seit ihrer Eröffnung vor sechs Jahren ist die Einrichtung für Familien mit Migrationshintergrund da, gewährt Hausaufgabenunterstützung und Sprachförderung - neben vielen weiteren Angeboten für Jung und Alt, für Landkreisbürger und Ortsbewohner.
Frank Gerstner, der Leiter des vom Roten Kreuz geführten Hauses, schildert konkret, was er vorhat, um gemeinsam mit der Bevölkerung einen Schritt auf die Flüchtlinge zuzugehen: Er will zu einem "Café international" ins MGH einladen, um ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen. Klar, dass man danach gerne auch wie in der bisherigen Migrantenarbeit Sprachkenntnisse und lebenspraktische Dinge vermitteln möchte. Ein Wirken, das sichtbare Erfolge zeigt, wenn etwa jemand über diese Schiene zu einem Ausbildungs- und inzwischen auch Arbeitsplatz gefunden hat. Im MGH wird soziale Verantwortung wahrgenommen, auch und besonders von den vielen Ehrenamtlichen, ohne deren Einsatz die verschiedenen Angebote gar nicht zu leisten wären.
Für die Kommunikation mit syrischen Flüchtlingen steht beispielsweise bereits eine Dolmetscherin zur Verfügung, die sich selbst beim MGH zur Mitarbeit - ehrenamtlich natürlich - gemeldet hat. BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak sieht in der Einrichtung eine Ideenwerkstatt, die auf Herausforderungen schnell und flexibel reagieren kann und die auch eine Art Kitt für den Zusammenhalt in der Gesellschaft darstellt.
Sehr viel Wertschätzung hat das Mehrgenerationenhaus für seine Angebote in der Betreuung Demenzkranker erfahren. Hier hat längst eine der lokalen Anlaufstellen, von denen Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und -gesundheitsminister Gröhe (CDU) mehr schaffen wollen, ihre Arbeit aufgenommen.
Dreimal in der Woche gibt es Ganz- beziehungsweise Halbtagsgruppen, zu denen die Teilnehmer sogar bei Bedarf von zu Hause abgeholt werden.
Die Bundesregierung setzt auch in Zukunft auf die Leistungen der Mehrgenerationenhäuser, wie sie es in einer aktuellen Broschüre des Familienministeriums kundtut. "Mehrgenerationenhäuser haben ein gutes Fundament: Die Zukunft kann auf sie bauen", heißt es darin, und dass die Mehrgenerationenhäuser aus der sozialen Infrastruktur der Kommunen nicht mehr wegzudenken seien.
Allein die Finanzierung dieses Fortbestandes ist nach wie vor offen. Zwar hat Manuela Schwesig im Sommer in einer Presseerklärung mitgeteilt, dass 16 Millionen Euro im Bundeshaushalt für die Weiterförderung aller 450 Mehrgenerationenhäuser in Deutschland bereitgestellt würden und damit deren Finanzierung für 2015 gesichert sei.
Doch gibt es bis jetzt weder ein Antragsverfahren hierfür noch eine konkrete Aussage, wie man sich die Finanzierung danach vorstellt - es heißt nur, dass an einer Lösung mit Ländern und Kommunen gearbeitet werde. "Es gibt Signale, aber die Einzelheiten fehlen uns", sagt Thomas Petrak. Eigentlich warte man täglich darauf, denn die aktuelle Förderperiode läuft ja zum Jahresende aus.
Frank Gerstner hofft darauf, dass das erklärte Ziel einer nachhaltigen Bestandssicherung die Mehrgenerationenhäuser aus ihren Aktionsprogramm-Status herausbringen möge. Den Umstand, dass Förderbescheide erst spät eintrudeln, kennt er schon aus den Vorjahren. Die für die Zukunft noch fehlende vertragliche Basis bremst ihn jedoch nicht in seinen Bemühungen. "Ich plane über die Jahre hinaus. Däumchen drehen ist nicht." Trotzdem wünscht sich Gerstner endlich Sicherheit.