Die Marktzeulner wollen eine bessere Versorgungsituation, aber sind sie dafür auch bereit, in die eigene Tasche zu greifen?
Im März dieses Jahres hat die Gemeinde die ehemalige Schule gekauft, jenes Gebäude, in dem die Bevölkerung auch einmal Waren des täglichen Bedarfs einkaufen konnte. Wenn es nach dem Willen der Marktzeulner geht, soll im ehemaligen Edeka-Laden wieder Leben einziehen.
Vor eineinhalb Jahren stellte Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk "newway" im Rahmen einer Bürgerversammlung das Dorfladen-Projekt vor. Bei der Bürgerversammlung am Montagabend in der TSV-Turnhalle wurden die Ergebnisse der Fragebogenaktion zum Thema Dorfladen vorgestellt.
Zeulner gehen nach Michelau
Unter anderem ging aus dieser hervor, dass sich 84 Prozent der Bürger eine Verbesserung ihrer Versorgungssituation wünschen würden. Konkret einkaufen würden hier 79,5 Prozent. Aktuell tätigen die Marktzeulner ihren Einkauf von Grundnahrungsmittel (Zucker, Mehl etc.) zu gut der Hälfte bei den beiden Vollsortimentern in der Nachbargemeinde Michelau. Erst danach kommt ein großer Discounter in Lichtenfels. Für Dorfladenspezialist Wolfgang Gröll der Beweis, dass der Marktzeulner Bevölkerung ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wichtig sei und sie eben nicht dem billigsten Preis nachlaufen würden.
Darüber hinaus könnten sich 15,3 Prozent der Marktzeulner vorstellen, sich auch finanziell an einem Dorfladen zu beteiligen, unentschlossen sind 32 Prozent und 46 Prozent lehnen eine finanzielle Beteiligung ab. Die Masse der Befragten würden tagsüber einkaufen, knapp 14 Prozent wünschen sich längere Öffnungszeiten (nach 18 Uhr) oder bevorzugen einen Einkauf frühmorgens vor 8 Uhr (7,1 Prozent).
Dass der Preis stimmt, ist nur knapp 57 Prozent der Befragten wichtig. An erster Stelle stehen regionale Produkte (67 Prozent), gefolgt von passenden Öffnungszeiten (62 Prozent) und dass der Dorfladen auch fußläufig erreichbar ist. Zunehmend an Bedeutung gewinnt auch der Aspekt des Einkaufs von verpackungsfreien oder -armen Waren. Dies ist immerhin knapp die Hälfte der Befragten wichtig.
Wolfgang Gröll geht von einem jährlichen Umsatz zwischen 380 000 und 800 000 Euro aus. Der Schwerpunkt des Bediensortiments soll auf Fleisch- und Wurstwaren, Käse, Salate sowie mediterranen Produkte liegen. Angedacht ist auch ein Kaffee zur Begegnung, auch Geldauszahlung wird im Dorfladen möglich sein.
Der Dorfladen würde nach den Prinzipien des genossenschaftlichen Gedankens geführt, eine Finanzierung erfolge durch Anteile der Mitglieder. Für die finanzielle Umsetzung des Projekts geht Gröll von einer maximalen Investitionssumme von 115 000 Euro aus. Den Grundstock würde das Eigenkapital in Höhe von etwa 70 000 Euro bilden. Die weiteren Mittel kämen über ein Bankdarlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zum kalkulierten Zinssatz von vier Prozent. Die einzige Hürde auf dem Weg zum Dorfladen sieht Gröll in der Generierung des Eigenkapitals aus der Bevölkerung.