Lieder und Appell eines Prinzen

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Sebastian Krumbiegel sang und plauderte am Freitagabend im Loffelter Brauereisaal. Foto: Andreas Welz
Sebastian Krumbiegel sang und plauderte am Freitagabend im Loffelter Brauereisaal. Foto: Andreas Welz

Sebastian Krumbiegel schlug im Brauereisaal in Loffeld heitere, aber auch nachdenkliche Töne an. Er sorgt sich um das menschliche Miteinander.

Es gibt sie noch in der Welt der i-Phones und Tablets: die Nischen, in denen die Kleinkunst ihren Stellenwert behauptet hat und mit ihrem vielfältigen Instrumentarium aus Varieté, Kabarett, Musik, Zauberei oder Satire das Publikum zu verzaubern und zu begeistern weiß. Ein Beispiel dafür liefert der Brauereisaal in Loffeld. Die Mischung aus Musiktheater und Kaffeehaus-Atmosphäre kommt beim Publikum gut an.

Am Freitag begeisterte Sebastian Krumbiegel mit einer Mischung aus Ratgeber, Lebensklugheit und Populärphilosophie. Der Frontmann der berühmten Leipziger Band Die Prinzen war absolut authentisch und zudem das, was man sich unter einem herzlichen Typ vorstellt. An diesem Abend kam er mit seinem Soloprogramm nach Loffeld. Der Saal war voll, das Mehr-Generationen-Publikum bester Laune.

Im Juni vergangenen Jahres ist er ist 50 Jahre alt geworden, und da hat die Seele selbstredend schon jede Menge Schrammen und das Herz so allerhand Puffer ausgehalten. Versteht sich, dass der Mann aus dem coolen Leipzig erst mal mit Liedern dem eigenen Herzen ins Gewissen redet. Locker vom Klavierhocker plauderte der Popmusiker zwischen seinen Songs. Er war dabei witzig und nachdenklich, wenn er seinem Publikum die Welt erklärte - die kleine, von den ganz privaten Gefühlen, und die große draußen, wo sich, wie der Sänger warnend feststellte, derzeit eine unangenehme Kultur mit Rechtsdrall ausbreite und der Mob im Internet tobe.

"Das Schönste auf der Welt ist es, mit anderen Menschen Musik zu machen", rief er begeistert, und man glaubte es ihm aufs Wort. Überhaupt nahm man Sebastian Krumbiegel alles ab, was er an diesem Abend vortrug. Mit einem wohltuenden Schuss Selbstironie behandelte er die kleinen und großen Katastrophen der Liebe. Von geradezu wunderbar spröder Zärtlichkeit war er, als er gestand: "Für einen Blick von dir" oder als er "Zurück ins Paradies" wollte. Als Hommage ans große Vorbild Udo Lindenberg erklang u.a. dessen "Cello". Überhaupt hörten sich manche von Krumbiegels Liedern an wie die des Hamburger Altmeisters.

Es folgten Hits der Comedian Harmonist aus den 30er-Jahren mit den Evergreens "Und der Haifisch, der hat Zähne....", oder "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück". Egal, ob er sang oder erzählte, seine Gäste lauschten stets aufmerksam. Er spielte mit ihnen und dem Klavier, brachte sie zum Lachen, Nachdenken und am Ende sogar zum Singen. Auch als Krumbiegel politisch wurde, an die Menschlichkeit appellierte und ein klares Statement gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus abgab, waren sie bei ihm. Fast drei Stunden - eine Pause um neue Getränke zu holen, gewährte der Sänger, dann haute er wieder in die Tasten und plauderte aus seinem Leben.

Die Reaktionen der Zuhörer waren geteilt. Manfred Kern aus Forchheim meinte: "Die Musik ist gewöhnungsbedürftig, ein paar mehr Schlager hätte ich gern gehört." Restlos begeistert war dagegen Gertraud Spiethaler aus Kronach von Krumbiegels Charme und Gesang. "Sein Auftreten und seine Ausstrahlung beeindrucken mich", war ihr Urteil. Die Musik und die großen, neuen Lautsprecher hatten es ihr auch angetan. Schließlich bediente Sohn Markus das Schaltpult.


Ein Wiedersehen im Sommer

Krumbiegel, Träger des Bundesverdienstordens und Bambi-Preisträger 2015 in der Kategorie "Musik National", schreibt derzeit ein Buch, das im Juni erscheinen soll. Und dann ist er auch wieder am Obermain, bei den "Liedern auf Banz" am 7. und 8. Juli. Gemeinsam mit Konstantin Wecker, Willy Astor, Werner Schmidbauer, Purple Schulz, Helen Schneider, und Gert Steinbecker wollen die Musiker die Tradition der "Songs an einem Sommerabend" fortsetzen.