Ein Traditionsbetrieb in Oberfranken zieht die Reißleine. Das Familienunternehmen richtet sich neu aus. Mehr als ein Viertel der Belegschaft muss gehen.
Viele deutsche Maschinenbauer bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht. Ursachen sind etwa hohe Kosten, Zollkonflikte und die starke Konkurrenz aus China. Die geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage des Branchenverbandes VDMA hervor. Besonders die schwächelnde Autoindustrie und Handelsbarrieren belasten die exportorientierte Branche demnach, was zu sinkenden Umsätzen führt. Mehr als jedes vierte Unternehmen plant Stellenstreichungen.
Auch in Franken kriselt es merklich. Die Firma SK Hydroautomation aus dem unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen hat unlängst ihren Betrieb einstellen müssen. Zuvor war eine erhoffte Übernahme gescheitert. Die Siegfried Hofmann GmbH im oberfränkischen Lichtenfels hat im Kampf mit den derzeitigen Herausforderungen indessen einen Umbruch in die Wege geleitet. Der Werkzeug- und Maschinenbauer reagiert auf die aktuelle Marktentwicklung mit einer Neuausrichtung seines Unternehmensschwerpunkts. Damit einher geht ein umfassender Stellenabbau.
Siegfried Hofmann GmbH: Lichtenfelser Unternehmen fokussiert sich auf Medizintechnik und Konsumgüter
Schon Anfang 2024 hatte die Siegfried Hofmann GmbH auf nachhaltige Krisen mit einem Stellenabbau und weiteren Maßnahmen geantwortet. Nun sehen sich die Verantwortlichen erneut zum Handeln gezwungen. Künftig will das 1958 gegründete Familienunternehmen den Fokus verstärkt auf die Wachstumsbereiche Medizintechnik und Konsumgüter legen. Die Aktivitäten in der Automobilindustrie sowie im Maschinenbau werden hingegen an die aktuelle Auftragslage angepasst.
In beiden Geschäftsfeldern sind die Auftragseingänge nach eigenen Angaben zuletzt deutlich zurückgegangen. "In diesen Bereichen müssen Kapazitäten abgebaut werden", erklärt die Siegfried Hofmann GmbH in einer Pressemitteilung. "Im Zuge der Anpassung muss sich das Unternehmen Anfang 2026 von 60 der insgesamt 225 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen." Damit entspricht diese Zahl mehr als einem Viertel der gesamten Belegschaft.
Geschäftsführer Stefan Hofmann begründet den Schritt mit der gegenwärtigen Situation und den verhaltenen Aussichten für das kommende Jahr. "Aufgrund der aktuellen Auftragslage und der Prognose für 2026 sehen wir uns leider gezwungen, unsere Mitarbeiterzahl anzupassen. Als Familienunternehmen haben wir diese schwierige Entscheidung erst nach sorgfältiger Abwägung getroffen, in der Hoffnung, dass sich die Märkte wieder stabilisieren", so Hofmann. "Leider ist das bisher nicht eingetreten und wir sehen mittelfristig keine signifikante Trendwende."
60 Mitarbeiter von Neuausrichtung betroffen - Geschäftsführer erläutert Ziel der Maßnahmen
Bereits seit Anfang des Jahres gelte im Unternehmen eine Vier-Tage-Woche, die im Rahmen eines sogenannten "Bündnisses für Arbeit" gemeinsam mit den Beschäftigten eingeführt worden sei. Diese Regelung, die ursprünglich zur Sicherung der Beschäftigung trotz rückläufiger Aufträge diente, ist bis zum 31. Dezember 2025 befristet. Ab dem 1. Januar 2026 kehrt die Siegfried Hofmann GmbH wieder zur tariflichen 40-Stunden-Woche zurück.
Um den Stellenabbau laut Eigenaussage möglichst sozialverträglich zu gestalten, bietet das Unternehmen betroffenen Angestellten die Möglichkeit zum Übertritt in eine Transfergesellschaft. Diese soll Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung bieten. Die Umsetzung der Maßnahmen ist ab Februar 2026 vorgesehen.