Im Deutschen Korbmuseum wurde die Saison der "Lebenden Werkstätten" eröffnet. Korbflechter und Flechtwerkgestalter erläutern Techniken und Arbeitsweisen.
"Ich bin der Nachwuchs", erklärt Bärbel Hurtado-Yonson fröhlich. Die Dänin absolviert gerade ihre Ausbildung an der Fachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels. Im Deutschen Korbmuseum in Michelau zählt die 59-Jährige zu den "Neuen" der "Lebenden Werkstätten", die Museumsbesucher einen Einblick in das Handwerk geben.
Noch bis Ende Oktober werden etwas mehr als ein Dutzend Korbflechter und Flechtwerkgestalter den Besuchern Fragen zu Techniken und Arbeitsweisen beantworten. Das Spektrum der Vorführungen reicht von geschlagener Arbeit über Binsengeflechte, Feinarbeiten, Stuhlgeflechte bis hin zur Vorbereitung des Materials. Auch ein Spankorbmacher wird seine Arbeit zeigen.
Bärbel Hurtado-Yonson verfügt bereits über Erfahrung im Flechten. Die Ausbildung an der Schule für Flechtwerkgestaltung absolviert sie deshalb, weil sie sich selbstständig machen will. Ihr geht es um das Erlernen von Grundtechniken eines Handwerks, das seit 2016 zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco zählt.
Das Material lässt sich auf vielfältige Weise verarbeiten. Mit einem sogenannten Spalter wird die Weide in drei bis vier Teile geteilt. Um gleichmäßige Weidenschienen zu erhalten, wird jedes Teil mehrfach durch eine Art Querhobel gezogen, bis es den Vorstellungen des Flechters entspricht. Die mitunter weniger als einen Millimeter starken Weidenschienen werden über Holzformen verflochten.
Die Vorbereitung des Materials für Feinarbeiten wurde früher in den in Heimarbeit arbeitenden Familien von Frauen und Kindern übernommen. Die eigentliche Flechtarbeit wurde dann von den Männern ausgeführt, erläutert Korbmachermeister Roland Ponsel. Die Frauen waren es dann auch, die die Henkel der Körbe umflochten und bei feineren Arbeiten den Randabschluss von Körben mit feinen Weidenschienen umwickelten.
Auch im 21. Jahrhundert ist Flechten reine Handarbeit. Immer wieder sind Museumsbesucher erstaunt, dass es keine Maschine gibt, aus der am Ende ein fertiger Korb herauskommt.
Im Museumsshop bieten die heimischen Flechter ihre Handarbeiten - vom einfachen Körbchen bis zur filigranen Feinflechtkunst - an.