Die Anhaltspunkte verdichten sich, dass an der östlichen Kante des Staffelbergs ein zweites Zangentor gewesen sein muss. Der Hobbyarchäologe Bernhard Christoph erläutert bei einer Exkursion, welchen Zweck dieses Osttor hatte.
Der Ort ist von den Bewohnern des keltischen Oppidums gut gewählt: An dieser Stelle fällt das Hochplateau des Staffelbergs steil ab ins Löwental. Ein Erdwall riegelt die Hochfläche zur keltischen Stadt, dem Oppidum, hin ab. Der Weg, der heute größtenteils durch den erosionsbedingten Einsturz der Holz-Erde-Mauer überdeckt wird, war einst auf 80 Metern Länge eingekeilt zwischen keltischer Befestigungsmauer und Steilhang.
Der Beweis, dass sich an dieser Stelle ein zweites Zangentor befunden haben muss, sei durch wissenschaftliche Untersuchungen erbracht worden, sagt Bernhard Christoph - mit Laserscans und Magnetogrammen. Der Hobbyarchäologe aus Oberlangheim erforscht das Areal am Staffelberg seit etlichen Jahrzehnten. Unzählige Lesefunde hat er zusammengetragen. Gemeinsam mit anderen (Hobby-) Archäologen kann er aus den Erkenntnisse der Feldforschung inzwischen ein plastisches Bild der keltischen Siedlung auf dem Staffelberg zeichnen.
Das Oppidum war wohl zu spätkeltischer Zeit von rund 20 dörflichen Siedlungen umgeben, die fast alle in Sichtbeziehung zum Staffelberg lagen. Viele dieser keltischen Dörfer befinden sich in unmittelbarer Nähe heutiger Orte oder gar unter deren mittelalterlicher Bausubstanz.
Landwirtschaft und Verkehrsweg
Aus all diesen Mosaiksteinchen legt Bernhard Christoph ein vielschichtiges Bild des keltischen Lebens auf der Staffelberg-Alb. Bei einer Exkursion des Geschichtsvereins Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) skizziert er, in welcher Beziehung die keltische Stadt mit der Landzunge auf der Alb zwischen Altem Staffelberg, Spitzberg und Staffelberg gestanden haben muss. Diese Hochebene wurde sicher als Hochstraße genutzt. Zudem befanden sich hier die Felder, die von Bauern aus der keltischen Stadt kultiviert wurden.
Das Osttor des Oppidums bekommt hierdurch eine Bedeutung. "Es war tatsächlich ein Zangentor", sagt Bernhard Christoph, "das etwa fünf Meter breit war." Die Zange war jedoch nur zehn Meter lang, "also nicht so groß wie das Haupttor im Westen", das derzeit auf wissenschaftlicher Basis rekonstruiert wird. Über dieses Tor, das zum Areal zwischen Spitzberg, Löwental und Lärchenberg führt, konnten die Bauern ihre Felder erreichen, sagt Bernhard Christoph. Diese Pforte sei zudem von all den Dorfbewohnern aus dem Döberten- und Döritzengrund benutzt worden, die Handel mit den Menschen in der Keltenstadt trieben. Doch auch die Bewohner der Siedlungen im Maintal bei Romansthal und Wolfsdorf betraten die Stadt über das Osttor - genauso wie die Händler, die über die Straßen östlich des alten Staffelbergs kamen.
An der Geländeoberfläche ist das Osttor heute nicht mehr sichtbar. Die Erosion hat das Bauwerk aus Steinen, Erde und Holz in 2000 Jahren mit der Umgebung fast ganz verschliffen. Wer jedoch aufmerksam hinsieht, der kann die alten Strukturen in der Topographie erkennen.
Weitergehende Folgerungen ergeben sich aus Lesefunden, die Bernhard Christoph und viele andere Hobbyarchäologen in den vergangenen Jahrzehnten zusammengetragen haben. Den Teilnehmern der CHW-Exkursion wird das in einem Experiment deutlich: Auf einem abgeernteten Acker unweit des Spitzbergs dürfen die Exkursionsteilnehmer ausschwärmen. 15 Minuten lang sollen die Leute all das aufsammeln, was ihnen interessant erscheint. Angewandte Feldforschung ist das. Als 15 Minuten vorüber sind, ist nicht viel zusammengekommen außer einigen Ammoniten. Für Bernhard Christoph ist das nicht verwunderlich: "Ich habe hier auch nichts gefunden." Hier in dieser Kuppenlagen befanden sich ausschließlich Felder, hier gab es keine Siedlung.