Hat der Beschluss des Bezirks Oberfranken, zwei Abteilungen des Klinikums aus Kutzenberg an andere Orte zu verlagern, Auswirkungen auf die Region?
Die angekündigte Verlegung der Klinik für Orthopädie aus Kutzenberg nach Scheßlitz sowie der Thorax- und Gefäßchirurgie nach Bamberg könnten Folgen für die Gesundheitsregion am Obermain haben.
Michael Klob, der Betreiber der Staffelsteiner Tagesklinik "Theramed", sagt hingegen, dass jede Verlagerung etablierter medizinischer Einrichtungen aus dem Landkreis Lichtenfels einen Verlust an Fachkompetenz bedeute und die Gesundheitsregion am Obermain schwäche. Die Orthopädische Klinik Kutzenberg sei im vergangenen Jahr mit großem Aufwand als Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung zertifiziert worden und diesbezüglich weit über die oberfränkischen Grenzen hinaus bekannt. Wie interessant die Region auch für andere Anbieter zu sein scheint, erkenne man schon daran, dass Operateure zum Beispiel aus dem Großraum Schweinfurt hier durch Vortragsreihen Patienten zu akquirieren versuchten.
Hohe Klinikdichte im Landkreis
"Wir haben im Landkreis Lichtenfels mit der Rehaklinik Lautergrund, der Schön-Klinik Bad Staffelstein und unserer teilstationären Einrichtung eine der höchsten Klinikdichten pro Kopf der Bevölkerung im ganzen Bundesgebiet", fährt Michael Klob fort. Dass dies in harmonischer Koexistenz möglich sei, liege daran, dass für die entsprechenden Fachbereiche wie den Bewegungsapparat in unmittelbarer Nähe Akutkliniken in Ebern, Lichtenfels, Coburg, Neustadt/Coburg und Kutzenberg entsprechende Operationen ausführen und viele Patienten eine wohnortnahe Rehabilitation bevorzugen. Kurze Wege, schneller Datenaustausch und oft persönliche Kontakte zwischen Operateur und Ärzten der Rehakliniken sorgten nachweislich für eine hohe Ergebnisqualität zum Wohl des Patienten.
Auswirkungen auf Arbeitsplätze?
Und welche Auswirkungen auf die Arbeitsplätze sieht er? "Da nun offensichtlich alternativlose Fakten geschaffen wurden, die Zeitspanne der Umsetzung aber noch nicht genannt wurde, kann ich persönlich nur vage Vermutungen über die Auswirkungen auf Arbeitsplätze in unseren Einrichtungen äußern", antwortet Michael Klob. Eine Verlagerung nach Scheßlitz werde mehr Patienten aus den südlichen oder östlichen Landkreisen ansprechen und könnte dann bei Rehabilitationsbedarf auch eine Abwanderung in diese Richtung bringen. Jede Rehabilitationsklinik sei bei hohen personellen Anforderungen der Kostenträger auf eine konstante Auslastung angewiesen. Seiner Einschätzung zufolge könnten mittelfristig Arbeitsplätze gefährdet sein. Offensichtlich sei noch nicht geklärt, ob die multimodale Schmerztherapie in Kutzenberg fortgeführt wird. "In diesem Konzept kooperieren wir seit acht Jahren durch Bereitstellung unserer Trainingstherapie mit Fachpersonal an zwei Wochentagen und Teilnahme an interdisziplinären Teamgesprächen. Ich hoffe, dass diese Abteilung an die Psychologische Klinik oder die Rheumatologie angegliedert wird und in Kutzenberg erhalten bleibt."
Erweiterung sorgfältig analysiert
Als private Einrichtung ohne jeden Subventionsanspruch habe er die aktuelle "Theramed"-Erweiterung auf 3000 Quadratmetern sorgfältig betriebswirtschaftlich analysiert und überdacht, sagt Michael Klob. "Die Expansion bezieht sich glücklicherweise nicht nur auf den Rehabilitationsbetrieb." Geschaffen würden ein zusätzlicher Gymnastikraum, eine Erweiterung der Ergotherapie sowie zusätzliche Ruhe- und Arzträume. Das Erdgeschoss werde durch die Radiologische Praxis Diacura mit einem Kernspintomografen (MRT) und einem zusätzlichen Computertomografen (CT) belegt. Zum Jahresende soll der Anbau eröffnet werden.
Klinik mit sehr gutem Ruf
Die Orthopädisch Klinik Kutzenberg habe mit ihrem erfahrenen Team unter Leitung einer Chefärztin Leuchtturmcharakter und Strahlkraft weit über die Region hinaus, sagt Dr. Stefan Middeldorf, Leiter der Orthopädie an der Staffelsteiner Schön-Klinik. Neben Routine-Eingriffen, fährt er fort, erfolgen dort auch Eingriffe mit höchstem Anspruch, zum Beispiel komplexe Wechsel-Operationen in der Endoprothetik.
Darüber hinaus schätze die regionale Bevölkerung das breite Spektrum der angebotenen Operationen, von der Wirbelsäule bis zu Eingriffen an großen und kleinen Gelenken. Ausdruck für die Qualitätsfähigkeit sind auch die erworbenen Zertifikate, sie spiegelt sich in dem regen Zulauf und Bekanntheitsgrad bei Patienten wider. Eine Besonderheit, die seit Jahrzehnten von Patienten geschätzt werde, sei die multimodale Schmerztherapie, die in enger Zusammenarbeit zwischen der Orthopädie und Schmerztherapie unter Leitung von Chefarzt Dr. Sommer angeboten werde, eine auch überregional nachgefragte Besonderheit. Hier scheine es noch unklar, wie dieses Angebot aufrechterhalten werden soll.
"Die Orthopädische Klinik Kutzenberg ist ein sehr wichtiger Zuweiser für unsere Klinik, wobei wir insbesondere die guten operativen Ergebnisse schätzen, die wir hier noch ein bisschen besser durch rehabilitative Leistungen machen dürfen, auch als wohnortnahes gemeinschaftliches Angebot von OP und Rehabilitation", sagt Stefan Middeldorf. Gerade für noch sehr stark mobilitätseingeschränkte Patienten nach komplizierten und großen operativen Eingriffen biete die Schön-Klinik ja eine besondere Station an, die eine sinnvolle Rehabilitation unmittelbar nach der Operation ermöglicht. "Dies stellte in der Zusammenarbeit zwischen hochspezialisierter Akutklinik und Rehabilitationseinrichtung bislang ja auch einen Mehrwert für die Region dar."
Könnte das Lungenzentrum nicht auch in Kutzenberg geschaffen werden?
Das Klinikum Obermain ist derzeit in aller Munde. Vielerorts wird darüber gesprochen, wie es denn nun weitergehen wird. Von Erosion der Arbeitsplätze ist die Rede und von einem Domino-Effekt der Kliniken.
Wäre es nicht möglich, das vom Bezirk anvisierte Lungenzentrum in Kutzenberg anzusiedelt? Bisher steht noch nichts fest, und dass an geplante Lungenzentrum in Bamberg stehen muss, ist ebenfalls nicht gesetzt. Landrat Christian Meißner (CSU) sagt, dass für das Lungenzentrum keine Fallzahlen vorliegen. Er ist nicht einmal überzeugt, dass die Fallzahlen ausreichend sind, um überhaupt eine solche Einrichtung zu schaffen.
Veränderungssperre angemahnt
An Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU) und Vorstand Katja Bittner habe er Briefe geschrieben und deutlich gemacht, dass er das Abstimmungsergebnis respektiere. Zugleich warnte er davor, vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor eine Entscheidung des bayerischen Gesundheitsministeriums vorliegt, das sich in einem förmlichen Verfahren mit der Sache auseinandersetze.
Der Klinikverbund "Regiomed", so der Landrat weiter, habe bei der jüngsten Gesellschafterversammlung deutlich sein Interesse an den angeblich unwirtschaftlichen Kutzenberger Kliniken unterstrichen.
Christian Meißner wies ferner darauf hin, dass er mit den CSU-Abgeordneten Monika Hohlmeier, Emmi Zeulner und Jürgen Baumgärtner im Gespräch sei. Gemeinsam prüften sie nun, ob sich nicht eine andere Lösung für den Standort Kutzenberg ergibt.
Kaum Fakten vorhanden
Hermann Schilling, Landesvorsitzender der Gewerkschaft für das Gesundheitswesen (LBB), erklärte dieser Zeitung gegenüber ebenfalls, er spreche derzeit mit Politikern über Lösungsmöglichkeiten. Der Anwalt der Gewerkschaft prüfe den Fall gerade juristisch. Doch erst wenn genauere Daten vorlägen, sagt Schilling, könne die Gewerkschaft geeignete Schritte einleiten. "Momentan haben wir gar nichts", denn es werde nicht darüber gesprochen, Personal zu entlassen, sondern allein, die Abteilungen zu verlagern. Geklärt werden müsse, wie die einzelnen Arbeitsverträge aussehen. Die Leute seien ja nicht mehr "in Kutzenberg" angestellt, sondern beim Kommunalunternehmen - und dadurch sei eine Versetzung anderswo hin möglich.
Gedanken eines Außenstehenden:
- Ohne grundlegendes Wissen der Zusammenhänge: Bisher wurden die Kliniken Scheßlitz/Burgebrach (Träger Landkreis Bamberg), Sozialstiftung Bamberg (Träger Stadt Bamberg) und Bezirksklinikum Kutzenberg (Träger Bezirk) immer getrennt geführt.
Wie groß war vor einigen Jahren der Aufschrei als der Landkreis Bamberg das Krankenhaus Schellerer in Bamberg übernehmen wollte. Das wurde dann aufgrund des "Hoheitsanspruches vom Stadtgebiet" von der Sozialstiftung übernommen.
Jetzt werden die Abteilungen wie Schachfiguren hin und hergeschoben.
- Warum erfolgt nicht die Verlegung der Orthopädie nach Lichtenfels? Die Orthopädie/Unfallchirurgie hat dort einen hervorragenden Ruf mit Dr. Müller erworben.
- Was passiert mit den Ärzten und der Chefärztin der Orthopädie Kutzenberg?
Bei deren Dienstantritt wurde m. W. die Bettenanzahl in Kutzenberg reduziert. Vielleicht wäre mit der ursprünglichen Betteanzahl wirtschaftlicher arbeiten lassen.
Bei der Sozialstiftung wird doch auch die Bettenzahl wieder erhöht (siehe Neubau).
- Meines Wissens sind die Beschäftigten in Kutzenberg noch vom Bezirk angestellt - mit Arbeitsverträgen desöffentlichen Dienstes. Bei den Landkreiskliniken und der Sozialstiftung sind die Mitarbeiter von "ausgegliederten" Firmen beschäftigt, die nicht dem öffentlichen Dienst angehören. Dadurch ergibt sich bei einer "Neuanstellung" eine Verschlechterung der Beschäftigten.
- Wieso wird in dieses Verlagerungsspiel Lichtenfels gar nicht berücksichtigt. Hängt das vielleicht damit zusammen, daß die derzeitige Geschäftsführerin beim Bezirk dereinst von der REGIOMED geschaßt wurde - aufgrund des Betreibens des Landkreises Lichtenfels?
Das sind nur Gedanken eines Aussenstehenden, aufgrund der Informationen durch die örtlichen Zeitungen. Sollte Hintergrundwissen fehlen - das stand nicht in der Zeitung.
Fakt ist und bleibt zahlen wird das ganze der Steuerzahler unabhängig davon, wer Träger ist und mehr oder weniger erfolgreich wirtschaftet.
Cui bono? Die Frage wäre auch noch zu klären, bei der intransparenten Vorgehensweise.
Es wird wie auf dem Basar mit medizinischer Versorgung gehökert und Arbeitsplätze (=Menschen) werden als Schachfiguren missbraucht, ... sofort Arbeitsplatzbörse, etc. Folgekosten sind nicht berechnet, volkswirtschaftliche Auswirkungen nicht berücksichtigt....planlos in die Zukunft anstatt Weiterentwicklung bewährter gewachsener Strukturen..... Respekt für das Personal, dass unter dem Instandhaltungsstau noch derartiges Renomee erarbeitet hat....was ist eigentlich mit dem Architektenwettbewerb?
weiter so Herr Einwag, vielleicht schafft es das Thema dann auch mal unter Rubrik Franken, Bayreuth oder Bamberg gefunden zu werden.