Komödie in Michelau: Als die Oma ins Internet ging

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Das Päckchen mit Reizwäsche sorgt für Aufsehen, nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Foto: Klaus Gagel
Das Päckchen mit Reizwäsche sorgt für Aufsehen, nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Foto: Klaus Gagel
Giovanni (Dekan Grünwald) als Kellner bewirtet Margit und den Heimatforscher Ernst. Foto: Klaus Gagel
Giovanni (Dekan Grünwald) als Kellner bewirtet Margit und den Heimatforscher Ernst. Foto: Klaus Gagel
 
Um ein Haar hätte Oma Margit auf ihrer Romreise Schiffbruch erlit-ten. Foto: Klaus Gagel
Um ein Haar hätte Oma Margit auf ihrer Romreise Schiffbruch erlit-ten. Foto: Klaus Gagel
 
"Prost auf Post, wuh nex kost!" Foto: Klaus Gagel
"Prost auf Post, wuh nex kost!" Foto: Klaus Gagel
 
Wer lässt sich schon gern von einem Tierarzt mit großer Spritze kurieren. Angela, Rainer und Rolf sind entsetzt. Foto: Klaus Gagel
Wer lässt sich schon gern von einem Tierarzt mit großer Spritze kurieren. Angela, Rainer und Rolf sind entsetzt. Foto: Klaus Gagel
 
Plötzlich tauchen große Geldscheine in Michelau auf. Angela kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, als ihr Dieter den 500-Euro-Schein zeigt. Foto: Klaus Gagel
Plötzlich tauchen große Geldscheine in Michelau auf. Angela kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, als ihr Dieter den 500-Euro-Schein zeigt. Foto: Klaus Gagel
 
Brennend interessiert sich Margit dafür, was ihr Sohn am Computer treibt. Ihr Ehemann Rolf möchte sie vom Wordl Wide Web fernhalten. Foto: Klaus Gagel
Brennend interessiert sich Margit dafür, was ihr Sohn am Computer treibt. Ihr Ehemann Rolf möchte sie vom Wordl Wide Web fernhalten. Foto: Klaus Gagel
 
Der Gerichtsvollzieher präsentiert eine stolze Rechnung. Foto: Klaus Gagel
Der Gerichtsvollzieher präsentiert eine stolze Rechnung. Foto: Klaus Gagel
 
Am liebsten möchte sich Oma Margit in einem Mauseloch verkriechen. Ihr Ehemann Rolf macht ihr heftige Vorwürfe. Foto: Klaus Gagel
Am liebsten möchte sich Oma Margit in einem Mauseloch verkriechen. Ihr Ehemann Rolf macht ihr heftige Vorwürfe. Foto: Klaus Gagel
 

Mit ihrem aktuellen Stück begeistert die evangelische Laienspielgruppe wieder einmal ihr Publikum. Sie zeigt, warum Michelau plötzlich ein Königreich ist und welche Tücken das World Wide Web haben kann.

Auch wenn sie sich gern als Laienschauspieler bezeichnen, sind sie längst zu Bühnenprofis gereift, die Darsteller der Evangelischen Laienspielgruppe in Michelau. Den schlagenden Beweis lieferten sie am Wochenende mit dem Mundartstück von Renate Rosenbauer: "Die Oma gedd nei'n Internet". Vier ausverkaufte Vorstellungen und ein langanhaltender Applaus waren der Dank des Publikums für die bravourösen Leistungen in diesem und den zurückliegenden Jahren.

Das Stück war der Hauptdarstellerin Ute Schedel als Oma Margit auf den Leib geschrieben. Renate Rosenbauer hätte sich dafür keine bessere Darstellerin aussuchen können, denn mit ihrem unvergleichlichen Mienenspiel und ihrer Gestik verkörperte Ute Schedel perfekt die resolute Dame, die den Computer zunächst für einen Fernseher hält, bis sie aus purer Neugier das World Wide Web entdeckt.


"Döss is
schöh ... dou drücksta einfach dou drauf und schö hosta ölles auf'n Fernsehe".


Kaum hat ihr ihre Freundin Angela (Kerstin Schelhorn) gezeigt, wie das geht mit dem "googlen", schon legt die Oma los. "Wenn dess gut geht, fraß ich ann Baas'hsen samst'n Schdill", schwant nicht nur ihrem Bruder Dieter (Udo Rosenbauer), sondern auch dem Publikum Schlimmes.

Und schon nimmt das Schicksal seinen Lauf, denn in der Gestalt der trinkfesten Postbotin Inge (Petra Engelmann) liefert die Post ein Päckchen und ein Paket nach dem anderen an: "Prost auf Post, wuh nex kost".
Es sind die zahllosen Gags und "Souchera" (Aussprüche), welche die Handlung so liebenswert machen. Als das Gerücht von einem ominösen Lottogewinn die Runde macht, tauchen gleich die großen Scheine auf, herausgegeben von der Bank des Königreichs Michelau. Die zeigen auf dem 500-Euro-Schein König Helmut I. mit goldener Krone. Wenn es sein muss, gibt es da auch einen 49-Euro-Schein, damit die Post nichts rausgeben muss.
Der Michelauer Bürgermeister Helmut Fischer existiert nicht nur als Banknote, sondern auch als Ehemann von Margit. Auch die Nachbarin Denise (Christane Betz-Grünwald) hat ihn als "Mann für alle Fälle" für sich entdeckt. Und die braucht dringend einen Mann - nein, nicht was der Leser denkt. Ihr Keller steht unter Wasser, was dem hilfsbereiten Rolf einen gewaltigen Hexenschuss beschert.

Den wiederum möchte der Nachbar Dr. Frank (Pfarrer Roland Höhr) mit einer überdimensionalen Spritze kurieren. Pech nur, dass Dr. Frank kein Arzt, sondern Tierarzt ist, was Angela angesichts der Riesenspritze das pure Entsetzen ins Gesicht treibt.
Ganz im Gegensatz zu ihrer üblichen Gemütslage; denn Angela ist verliebt. Nach mehreren Chats in einer Singlebörse hat sie ihr Herz an einen feurigen Römer verloren, weshalb sie sich schließlich auf eine Reise nach Rom begibt, um dort den Heißgeliebten zu treffen.

In der Zwischenzeit liefert die Post ein Paket nach dem anderen an: Eine Goldkette, einen Diamantring, ein goldenes Tischchen, das ursprünglich mal Romy Schneider besessen hat.

Sogar ein Päckchen mit Reizwäsche sorgt für Gelächter im Publikum. Und immer noch ist Oma Margit überzeugt, "des des ölles bei Google nex kost". Sogar eine Reise hat sie gewonnen, ausgerechnet nach Rom, wo die Handlung im vierten der fünf Aufzüge ihre Fortsetzung findet.
Während Angela verzweifelt auf der Suche nach ihrem geliebten Römer durch die Heilige Stadt irrt, kommen der "Ehrengast" und der "Überraschungsgast" ins Spiel. Letzterer entpuppt sich als der Michelauer Heimatforscher Ernst Schmidt, der Margit vor dem Ertrinken rettet, während sich der Ehrengast Dekan Johannes Grünwald als Kellner Giovanni in roter Schürze um die Gäste kümmert.

Plötzlich taucht halb Michelau in Rom auf. Auch Dieter hat die Liebe nach Rom verschlagen und man ahnt, dass sein geliebter Engel niemand anderes ist als die ebenfalls suchende Angela. Derweil hält es Rolf, den Ehemann von Margit, zuhause nicht mehr als Strohwitwer aus, zumal er anhand der Reizwäsche eine Ahnung vom Doppelleben seiner Frau bekommen hat. Wild entschlossen holt er diese nach Hause zurück und alles spitzt sich zum dramatischen Höhepunkt im fünften Akt zu.

Längst ist eine Rechnung nach der anderen in Haus geflattert und Rainer (Dirk Rosenbauer), Margits Sohn ist darüber ebenso entsetzt wie sein Vater Rolf. Als schließlich auch noch Ernst als strenger Gerichtsvollzieher auftaucht und Forderungen von 24 000 Euro präsentiert, ist die Katastrophe perfekt.
Doch man kann beruhigt sein, denn es ist nicht das erste Mal, dass es am Ende in einem Mundartstück von Renate Rosenbauer eine glückliche Wendung zum Guten gibt.
In weiteren Nebenrollen, aber nicht weniger überzeugend, konnte das Michelauer Publikum den Nachbarn Gerd (Uwe Nemmert) und Martin (Luca Rosenbauer) als Enkelsohn bewundern. Bleibt am Ende die Moral von der Geschicht': "Dess iss jetzt ölles egal, bezoohlt iss bezoohlt!" So senn sie halt die Michlaare!