"Auf keinem Plan verzeichnet": Archäologen machen spektakuläre Entdeckung bei abgebranntem Kloster

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Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Fundament der Neuen Abtei, um 1735 bis 1740 erbaut.
Grabung Klosterlangheim
Firma Archäologistik
Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Geometrisch verzierte Fußbodenfliesen des späten Mittelalters
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Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Fundament der Neuen Abtei, um 1735 bis 1740 erbaut.
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Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Mörser aus Serpentin aus dem 17. bis 18. Jahrhundert.
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Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Hellermünze von 1772.
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Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Einseitiger Pfennig von 1708.
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Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Fundament der Neuen Abtei, um 1735 bis 1740 erbaut.
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Grabung in Klosterlangheim: Auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei sind Archäologen mehrere spannende Funde geglückt. Im Bild: Überblick an Keramikfunden.
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Archäologen ist im oberfränkischen Klosterlangheim ein überraschender Fund geglückt. Bei einer Grabung stießen sie auf ein bislang unbekanntes Mauerwerk.

  • Historischer Fund bei Grabung in Klosterlangheim (Landkreis Lichtenfels) 
  • Archäologen stoßen auf bislang unbekanntes Gebäudeteil 
  • Fundament von ehemaliger Abtei auf keinem Plan verzeichnet
  • Weiteres Mauermerk besser erhalten als gedacht
  • Münzen aus 18. Jahrhundert liefern Hinweise zu Klostergebäude

In Kirchdorf Klosterlangheim, das zu Lichtenfels gehört, ist Archäologen ein spannender Fund gelungen: Sie entdeckten auf dem Areal der früheren Zisterzienser-Abtei einen noch unbekannten Gebäudeteil des Klosters Langheim. "Auf den bisher bekannten Plänen ist es nirgendwo verzeichnet", erklärt Projektleiter Thies Siems von der Fachfirma "Archäologistik" in Straßgiech (Landkreis Bamberg), inFranken.de.

Archäologische Grabung in Klosterlangheim: Historische Mauern und Münzen entdeckt

Bei den Grabungsarbeiten, die zwischen dem 7. und 18. Juni im Auftrag des Amts für Ländliche Entwicklung Oberfranken im Vorfeld der geplanten Dorferneuerung Klosterlangheims stattfanden, wurden zudem weitere interessante Objekte zutage gefördert - darunter ein Werkzeug aus der einstigen Klosterapotheke sowie Münzen aus dem 18. Jahrhundert.

Neben Siems waren außerdem eine Grabungstechnikerin, die sich um die Vermessung und Planerstellung kümmerte, sowie ein Dokumentationsassistent im Einsatz - alles studierte Archäologen mit dem Schwerpunkt Mittelalter und Neuzeit. Während der Voruntersuchung des Ausgrabungsgeländes fand zunächst eine sogenannte Sondage statt, ein Probeschnitt  zur Abklärung von Schichtfolgen. Diese wurde im Bereich der Abt-Mösinger-Straße - in Nähe des Heimatmuseums und des Kinderspielplatzes - durchgeführt, berichtet Grabungsleiter Siems. Dort befand sich in früherer Zeit das neue Abteigebäude des Klosters Langheim, wie alte Pläne und historische Grundrisse belegen.

"Ein wirklich prachtvoller Bau, der circa um 1735/40 errichtet worden ist", erklärt der Archäologe. "Und dort haben wir festgestellt, dass Teile des Fundaments, dieses Bauwerks, noch in sehr guten Zustand erhalten sind." Für Staunen unter den Experten sorgten hierbei allen voran die entdeckten Mauerwerke. Zwar sei das sogenannte Fußbodenniveau bereits Mitte des 19. Jahrhunderts abgetragen worden. "Aber wir haben die Fundamentmauern. Und diese sind wirklich massiv. So breite Fundamentmauern habe ich in einem solchen Kontext noch nie gesehen", betont Siems. Die Fundamente sind demnach mehr als 2,50 Meter breit und bestehen aus massiven Sandsteinblöcken. "Der Erhaltungsstand ist sehr gut."

"Nirgendwo verzeichnet": Archäologen finden bislang unbekanntes Fundament

Wichtigste Erkenntnis: Die Mauer der einstigen Abtei ist besser erhalten als bislang angenommen. Sie liegt laut Siems außerdem direkt über dem Oberboden. "Wir konnten nachweisen, dass ab circa 70 Zentimeter archäologisch relevante Befunde zutage kommen." Im Gegensatz zu vergleichbaren Grabungsflächen seien auf dem Klosterlangheimer Terrain die Fundamentmauern teilweise noch erhalten. Auch Brandspuren des 1802 abgebrannten Klosters konnten Siems und seine Kollegen nach so langer Zeit teilweise noch ausfindig machen. "Hier fand sich relativ viel Schiefer, also Teile der ehemaligen Dachdeckung."

Die Schieferüberbleibsel waren demnach zuweilen rot oder rötlich verbrannt. "Also das Feuer, das da gewütet hat, war sehr, sehr stark." In einer zweiten Tiefensondage vor dem Heimatmuseum machte das Archäologenteam weitere interessante Funde. Die Probeschnitte erfolgten hier bewusst außerhalb der bekannten oder vermuteten Klostermauern. "In zwei Metern Tiefe sind wir hier auf ein älteres Fundament gestoßen, das auf noch keinem Plan verzeichnet ist." Im Vergleich zu den zuvor zutage geförderten Mauerwerken hat das Objekt Siems zufolge deutlich kleinere Ausmaße.

"Es handelt sich hier um ein doppelschaliges Mauerwerk, das sich unter mehreren Abbruchhorizonten und einer massiven Planierung befand. Aktuell würde ich das frühneuzeitlich datieren", erläutert der Grabungsleiter. "Auf den bisher bekannten Plänen ist es nirgendwo verzeichnet." Darüber traten im Rahmen der Grabung in Klosterlangheim weitere Befunde zum Vorschein - darunter auch zwei historische Münzen. "Bei der einen handelt es sich um eine Ein-Heller-Münze von 1772", hält Siems fest.

Klosterlangheim: Bodenfliesen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert freigelegt

Das Alter des Geldstücks belege, dass der Abbruch der Zisterzienser-Abtei nicht vor dem Prägedatum dieser Münze erfolgt sein kann. Die zweite Münze ist ein einseitiger Pfennig von 1708 - er stammt damit aus der Bauzeit des Klosters. Die beiden Geldstücke werden nun von der Firma "Archäologistik" professionell gereinigt und anschließend dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege übergeben. "Über das Landesamt kann sich dann beispielsweise das Heimatmuseum die Münzen ausleihen", sagt Siems. 

Hinsichtlich der ersten Bebauungsphase auf dem Klostergelände lieferte die jüngste Grabung indes keine Funde. Aus der massiven Planierung gehe gleichwohl hervor, "dass das Leuchsenbachtal einmal komplett flächig eingeebnet und planiert wurde." In der Planierung traten laut dem Fachmann Funde vom späten Mittelalter bis in die Neuzeit zum Vorschein - unter anderem eine mutmaßliche Specksteinschale. "Mittlerweile sind die Funde gewaschen. Und da haben wir jetzt festgestellt: Es ist kein Speckstein, aber etwas Ähnliches. Es ist Serpentin."

Dabei handelt es Siems zufolge um das Fragment eines Mörsers. "Die Mönche haben im Bereich Medizin und Landwirtschaft über besonderes Wissen verfügt." Der Archäologe vermutet, dass das Objekt aus der einstigen Klosterapotheke stammt. Eine weitere Entdeckung stammt aus einer noch älteren Zeitspanne. So legte die Grabungsmannschaft in Klosterlangheim Bodenfliesen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert frei - insgesamt um die zehn Fragmente. Zwar handele es sich im vorliegenden Fall handele um eine "relativ einfache Ausführung", sagt Siems, "nichtsdestotrotz ist es ein wirklich schönen Fund aus dem ländlichen Umfeld."

Im Landkreis Bamberg gelang Archäologen unlängst ebenfalls ein historischer Fund: In Hirschaid stießen sie auf eine bislang unentdeckte Siedlung aus der späten Bronzezeit. Ihr Alter beträgt rund 3000 Jahre.