Besucher der Ausstellung "Die großen Vier" im Foyer des Lichtenfelser Rathauses können sich auch interaktiv informieren.
In vorherigen Jahrhunderten streiften Bär, Wolf und Luchs auch durch bayerische Wälder, bis der Mensch sie gnadenlos ausmerzte. Seit einigen Jahren kehren sie wieder zurück. Eine traurige Berühmtheit erlangte Braunbär "Bruno", der im Frühsommer 2006, aus Südtirol kommend, den Landkreis Garmisch-Partenkirchen durchquerte. Im gleichen Jahr tauchte in Starnberg ein Wolf auf, und im Bayerischen Wald haben sich mittlerweile auch Luchse etabliert. Ob die "großen Drei" eine Chance haben, hängt entscheidend vom vierten im Bunde ab: vom Menschen. Die gestern von der Kreisgruppe Lichtenfels des Bundes Naturschutz eröffnete Wanderausstellung "Die großen Vier - Vom Umgang mit Bär, Wolf, Luchs" gibt interessante Einblicke in die Welt der Beutegreifer.
Und sie will aufzeigen, wie ihnen bei ihrer Rückkehr geholfen werden kann.
Bürgermeisterin Bianca Fischer weiß nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie einem Bären in der freien Natur begegnet: "Ich hätte ein mulmiges Gefühl." Auf jeden Fall wäre die Angst größer als das Interesse am Tier, sagt die Rathauschefin. Auch für diesen, zugegebenermaßen eher seltenen Fall gibt die Ausstellung eine Antwort: Ein Bär würde in der Regel einen Menschen nur beschnuppern, vorausgesetzt der Mensch würde sich entsprechend verhalten. Meister Petz ist eher ein Sammler und Allesfresser als ein Beutegreifer. In seiner Ernährungsweise ähnelt er mehr einem Wildschwein als einem Fleischfresser, so jedenfalls heißt es im Flyer zur Ausstellung.
Doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, im Landkreis Lichtenfels einem Bären, Wolf oder Luchs zu begegnen? Eine Begegnung mit einem Bären sei sehr
unwahrscheinlich, zumindest für die jetzige Generation, erklärt Wildtier-Manager Manfred Wölfl. Anders dagegen sehe es beim Wolf aus, den die meisten Menschen nur aus Märchen kennen. Dabei deuteten schon Ortsnamen wie Wolfsdorf oder Wolfsloch auf ihre einstige Existenz hin. "Von den Wildtieren dürften im Landkreis Lichtenfels künftig Wölfe noch am ehesten zu sehen sein", sagt Wölfl, dem viel an einer sachlichen Aufklärung gelegen ist. Mögliche Konfliktsituationen sollten möglichst schon im Vorfeld minimiert werden. Die drei Arten seien, wie viele andere Tierarten auch, auf die menschliche Akzeptanz angewiesen.
Nur 200 Kilometer Entfernung Das erste zurückgekehrte Wolfsrudel wurde im Jahr 2000 gesichtet. Heute leben in der Bundesrepublik bereits 25 von ihnen. "Und es werden von Jahr zu Jahr mehr", sagt Wölfl.
Ein Muttertier bringt rund fünf bis sieben Junge zur Welt. Junge männliche Tiere wandern auf der Suche nach einem eigenen Revier oft große Strecken und besiedeln auch weiter entfernte Regionen.
Das dem Landkreis Lichtenfels am nächsten gelegene Wolfsrudel lebt in rund 200 Kilometer Entfernung in Sachsen.
Nicht ganz so schnell, da er weniger Nachwuchs hat und nicht ganz so wanderfreudig ist, breitet sich der Luchs aus. Der erste Nachweis auf seine Existenz in Oberfranken gelang im Mai 2008 in Heinersreuth im Landkreis Bayreuth.
Auf 14 Tafeln erfährt der Ausstellungsbesucher eine ganze Menge über Bär, Wolf und Luchs sowie den richtigen Umgang mit ihnen. Der Interessierte kann sich spielerisch in die Rolle eines Luchses auf Reviersuche begeben, kann dem Winseln eines Wolfes lauschen oder seinen Geruchssinn mit dem eines Bären vergleichen.
Darüber hinaus informiert die Ausstellung auch darüber, wie sich der Mensch auf die "Heimkehrer" einstellen kann. Ihre Rückkehr ist nach Ansicht der Initiatoren der Ausstellung, der Naturschutzverbände, möglich, birgt aber ein gewisses Konfliktpotenzial. Wie Menschen als Vierte im Bunde damit umgehen - darin liegen die Gefahren und Chancen für Bär, Wolf und Luchs. "Die Menschen heute haben die Verantwortung dafür, dass unsere Kinder und Enkel auch in Zukunft noch hautnah die Natur erleben können", erklärt BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt.
Die Ausstellung Dauer bis zum 13.
Februar
Ort im Rathaus
Öffnungszeiten Montag bis Mittwoch, 7.30 bis 17 Uhr, Donnerstag, 7.30 bis 18 Uhr, Freitag, 7.30 bis 13 Uhr
Führungen geführte Ausstellungsrundgänge nach Voranmeldung und Absprache; Termine und Informationen beim BN-Umweltbüro Lichtenfels, Coburger Straße 33, per E-Mail an lichtenfels@bund-naturschutz.de, telefonisch unter Rufnummer 09571/2586
Ansprechpartner Anton Reinhardt und Sabine Rübensaal