Im Lichtenfelser Bahnhofs-Bistro ist der letzte Ton verklungen

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Die Band nahm Gertraud Dorsch in den Arm. Ein herzliches Ende eines herzlichen Abends. Fotos: Markus Häggberg
Die Band nahm Gertraud Dorsch in den Arm. Ein herzliches Ende eines herzlichen Abends.  Fotos: Markus Häggberg
Gitarrist Gerhard Löfflers spaßige Pfiff-Einlage zu einem Stones-Titel.
Gitarrist Gerhard Löfflers spaßige Pfiff-Einlage zu einem Stones-Titel.
 
Gertraud Dorsch bei ihrer letzten Begrüßung
Gertraud Dorsch bei ihrer letzten Begrüßung
 
Noch ausgelassen, sollten viele Gäste am Ende des Konzerts doch auch ein wenig wehmütig geworden das Bistro verlassen.
Noch ausgelassen, sollten viele Gäste am Ende des Konzerts doch auch ein wenig wehmütig geworden das Bistro verlassen.
 

Den Schlussakkord für den musikalischsten Bahnhof weit und breit lieferte die Revival Band. Gertraud Dorsch, die Organisatorin dieser Musikreihe in Lichtenfels, die es zehn Jahre lang gab, war den Tränen nahe. Und nicht nur sie.

23.17 Uhr, der letzte Akkord ist verklungen. Es beginnt der Kehraus und es endet eine Ära. Die der Konzerte im Bahnhofsbistro. Der letzte Musikabend war gut besucht und über dem Geschehen hing ein Hauch von Wehmut.
"Bevor morgen die Kultveranstaltung Geschichte sein wird, wünsche ich gute Unterhaltung", begrüßt Gertraud Dorsch die vielen Gäste. Später wird sie zugeben, dass sie den Tränen nahe war. Man konnte es sehen, als sie von den Musikern der Revival-Band in den Arm genommen wurde, als sie ihre Dankesrede an ein treues Publikum richtete, als sie Blumen für zehn Jahre Ausrichtung von Musikveranstaltungen in ihrem Bistro erhielt und als sie von manch aufbrechendem Gast umarmt wurde.

Interesse hat nicht nachgelassen

Wohl um die 40 Konzerte unterschiedlicher heimischer und regionaler Bands haben in diesen Räumen stattgefunden.
Nachlassendes Interesse seitens der Besucher hat es kaum gegeben. Und doch ist jetzt Schluss. "Weil nach zehn Jahren ein guter Anlass ist", sagt Gertraud Dorsch, weil sie nicht wolle, dass "es sich totläuft" und, aber das bleibt unerwähnt, weil sie auch nicht jünger wird.
So kamen noch einmal so viele Menschen zusammen, um einen Abend zu verbringen, der den Zauber der Oldies erweckt und den Charme einer Kleinkunstszene dazu. Die Revival Band um die Lichtenfelser Gerhard Löffler und den in Hamburg wohnenden Lead-Gitarristen Uli Fritzsche beendete diesmal mit Eric Claptons Wonderful tonight eben nicht ihren Auftritt. "Damit es nicht sentimental endet", so Fritzsche.

Eine wehmütige Färbung

Stattdessen eine temporeiche Chuck-Berry-Nummer. Die Leute, dicht an dicht gedrängt, klatschen, singen mit, applaudieren. Johnny B. Goode reißt noch einmal alle mit. Wie immer war jedes Lied der Revival Band ein Klassiker des Rock. Aber wie nur diesmal trugen sie eine ganz besondere wehmütige Färbung. It´s all over now von den Rolling Stones oder It's all over now, baby blue von Them trugen das Beschließendes schon im Titel.
"Da müsst' jetzt einer in die Bresche springen", meint Volkhart Zimmermann zu einer möglichen Nachfolge dieser Veranstaltungsreihe. "Wann immer es gegangen ist, war ich da", so der 79-jährige Lichtenfelser.
Seit sechs Jahren wohl bei jedem Konzert dabei war auch der 69-jährige Karlheinz Friedrich aus Neuensorg. "Wir sind aus Berufung hier gewesen", sagt er über seine und die Besuche seines Bruders.
Musiker, die Musik hören wollten. Live und nicht aus der Konserve. Das war das Markenzeichen der Konzerte im Bahnhof. 23.18 Uhr - Kehraus, Verabschiedungen, Licht aus.