IBC Solar möchte mit einem neuen Kooperationspartner neue Märkte erschließen. In peripheren Gebieten sollen verstärkt Hybrid-Systeme vertrieben werden.
Manchmal muss man einen Schritt zurück gehen, um vorwärts zu kommen: Eine vermeintliche Binsenweisheit, die für einen erfolgreichen Expansionskurs von Unternehmen gelegentlich aber zutrifft. Auch für IBC Solar in Bad Staffelstein.
"Wir erinnern uns an unsere Wurzeln und tun in neuen Märkten das, was wir früher auch in Deutschland getan haben", erklärt Antje Anzi, Sales Operations Managerin.
Gemeint ist die Errichtung sogenannter Inselanlagen in peripheren Gebieten. Da es dort oft keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz gibt, bestehen die Systeme in der Regel aus einer Photovoltaik-Anlage und einem Energiespeicher. Waren vor über 20 Jahren noch die deutschen und österreichischen Alpen Einsatzgebiet für solche "Off-Grid-Systeme", sind es heute Inseln und Schwellenländer am Sonnengürtel der Erde, etwa südlich des 35. Breitengrads.
Inselgruppen der Karibik, die Malediven oder die Seychellen sind typische Orte für Anlagen dieser Art. "Wir haben den Auftrag von der Geschäftsleitung, international zu wachsen. Und das vor allem außerhalb Europas, da hier insgesamt das Hauptwachstum der Branche stattfindet", sagt Anzi.
Gelingen soll das in Zukunft mit der Verknüpfung aus Photovoltaik- und Dieselsystemen. "Diesel-PV-Hybrid-Systeme gibt es eigentlich schon immer. Richtig interessant sind sie aber erst geworden, als die Produkte drumherum preiswerter geworden sind", so Anzi. Intensiv vermarktet werden die Systeme seit rund fünf Jahren. Bisher blieb IBC Solar auf diesem Geschäftsfeld der große, weltweite Durchbruch verwehrt, auch weil ein geeigneter technischer Partner fehlte.
Das soll sich mit einer kürzlich geschlossenen Kooperation ändern.
Das oberbayerische Unternehmen "DHybrid" ist ein Anbieter für Erneuerbare-Energie-Konzepte und Lösungen für intelligente Stromnetze auf Inseln. Ziel der Kooperation ist es, gemeinsam langfristig Marktführer für Diesel-PV-Hybrid-Systeme zu werden.
Schon heute kann DHybrid eine Reihe von Großprojekten in diesem Bereich aufweisen. Auf Mauritius wurde vergangenes Jahr das Dach eines neu gebauten Einkaufszentrums komplett mit Photovoltaik ausgerüstet. Mit einer Leistung von 3,2 Megawatt gehört diese Diesel-PV-Hybrid-Anlage zu den größten der Welt. Die Ressourcen des projektorientierten Unternehmens sind mit zehn Mitarbeitern allerdings eingeschränkt. Anzi: "Um selbst wachsen zu können, haben sie ihre Vertriebstätigkeiten ein Stück weit zu uns ausgegliedert." Gemeinsam mit IBC Solar soll nun auch die breite Masse angesprochen werden.
Öko-Bewusstsein wächst
Dieter Miener, Ingenieur bei IBC Solar, betreut die Kooperation. Künftige Abnehmer für Hybrid-Anlagen gebe es vor allem in Ländern, die entweder kein oder ein sehr schlechtes Stromnetz mit vielen Ausfällen haben. In solchen Gebieten wird Strom größtenteils mit Dieselaggregaten erzeugt. "Für uns als Erneuerbare-Energie-Unternehmen sind solche Aggregate ein Dorn im Auge. Durch die oft nicht gerade modernsten Geräte sind die Luftverschmutzung und der CO 2 -Ausstoß enorm", erklärt Miener. Immerhin würden heute mehr Unternehmen einen grüneren Ansatz verfolgen - Hotels etwa mit Öko-Tourismus. "Wenn Gäste in so einem Hotel auf einer thailändischen Insel im Restaurant sitzen, kommt es nicht so gut, wenn im Hintergrund der Diesel vor sich hin blubbert", sagt Miener. Zweites Problem seien die hohen Kosten für Diesel.
"Oft sind die Dieselbezugskosten höher als der eigentliche Dieselpreis. Für eine kleine autarke Insel muss beispielsweise immer ein Öltanker kommen", erklärt Antje Anzi die Probleme der Peripherie. Ein kombiniertes Hybrid-System aus Dieselgeneratoren und Photovoltaik könne im Vergleich bis zu 90 Prozent Kraftstoff einsparen.
Um den Kunden eine solche Anlage überhaupt schmackhaft zu machen, wird ein spezielles Messinstrument von DHybrid in die bestehende Diesel-Anlage eingebaut. Dieses bildet den Energieverbrauch und die Lastspitzen im Tagesverlauf ab. Auf einem Webportal ist das umfangreiche Datenmaterial einsehbar. "Über diese Verbrauchs- und Bedarfsanalyse können wir die beste Lösung für den Kunden erarbeiten", sagt Anzi.
"Generell ist uns wichtig, dass wir keine Stangenware verkaufen."
Stufenweise Einsparungen
Selbst ohne den Einbau von Photovoltaik soll es alleine durch die Datenauswertung möglich sein, zehn Prozent an Diesel einzusparen, so Miener. Wer mehr sparen möchte, kann mit dem Einbau von Photovoltaik und einem speziellen Steuerungsgerät seinen Dieselverbrauch stufenweise um 40, 60 oder 80 Prozent reduzieren. Mit dem Einbau eines Energiespeichers und einer großen Batterie kann ein System theoretisch auch komplett ohne Diesel betrieben werden. "Da wären die Batterien aber so groß und teuer, dass das vom Invest kaum abzubilden ist", erklärt Miener. Auch aus dem psychologischen Sicherheitsgedanken werde in der Regel nicht komplett auf den Dieselgenerator verzichtet.
Vertrieben werden die Systeme vor Ort von internationalen Fachpartnern von IBC Solar.
Trotz erster Anfragen sei bis dahin noch etwas Geduld gefragt. "Bei solchen Projekten kann es von der Idee bis zur Realisierung locker mal zwei Jahre dauern", sagt Antje Anzi. Um schon in diesem Jahr eine gemeinsame Referenz zu generieren, sollen bereits bestehende PV-Anlagen mit Komponenten von DHybrid nachgerüstet werden.