Buchautorin Sabine Henze-Döhring beleuchtete Friedrich den Großen als Musiker und Monarchen. Angelika Tasler (Cembalo) und Susi Schliefer (Flöte) spielten drei Sonaten des "Alten Fritz", die im vergangenen Jahr gefunden wurden.
Musik ist bei einem Geschichtsvortrag selten zu erwarten. Wenn aber eine historische Persönlichkeit Musik schrieb, zumal einer vom Range Friedrich II., wenn von einer solchen Person sogar noch unbekannte Noten auftauchen, dann bemüht sich ein Geschichtsverein um dieses Thema. Mit Buch autorin Sabine Henze-Döhring weilte am Mittwoch eine ausgewiesene Kennerin dieser Materie im Stadtschloss.
Es war ein engagierter Vortrag - die Referentin hob den Zeigefinger, stützte ihre Hände in die Hüften und arbeitete überhaupt viel mit Körpersprache. Persönlich glaubt sie, dass Friedrich II., den schon seine Zeitgenossen "den Großen" und auch den "Alten Fritz" nannten, nicht unbedingt ein vor Freundlichkeit übersprudelnder Mensch gewesen ist. "Charmant aber konnte er sein."
Der Mensch Friedrich beschäftigt die Professorin aus Marburg schon lange. Und der Musiker in diesem Menschen erst recht. Damit steht sie nicht allein.
In dem Vortrag für den Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) stand ihr Angelika Tasler zur Seite, eine Marburger Kollegin und Cembalistin. Sie arbeitete wissenschaftlich auch schon in Coburg, und dort wiederum kamen im vergangenen Jahr Notenblätter zum Vorschein, die der Alte Fritz, als Flötist, der er war, höchst selbst verfasst und beschriftet hatte.
Drei gefundene Sonaten spielte die Musikwissenschaftlerin Tasler am Cembalo gemeinsam mit der Lichtenfelser Musiklehrerin Susi Schliefer (Flöte) - Noten, die noch in der Nacht zuvor einstudiert worden seien. Für einen solchen Vortrag bedurfte es des Stadtschlosses, denn nur dort steht auch ein Cembalo.
Ausgehend von Adolf Menzels berühmtem Bild "Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci", entrollte Sabine Henze-Döhring das Bild eines musizierenden Königs.
Sie stellte aber auch in Frage, was die romantische Darstellung Menzels mit der Realität höfischer Musik zu tun hat. Wohl nicht ganz so viel, wie auf dem Bild zu sehen: Dort hat ein Flöte spielender König die volle Aufmerksamkeit des Publikums. In Wirklichkeit aber dürfte es an Spieltischen gesessen und der Musik etwas beiläufiger gelauscht haben.
Der Musiker hat Vorrang Dass der Vortrag "Friedrich der Große - Musiker und Monarch" hieß, zeigte schon, dass dem Musiker dem Vorrang vor dem Monarchen gegeben wurde. Für einen Denker vom Format eines Voltaire gehörten Kunstverständnis und Realitätssinn durchaus zusammen. Unter dem Einfluss des großen Franzosen stand der Preußenkönig während seiner Kronprinzenzeit immerhin.
In dieser Zeit soll die Überzeugung in ihm gereift sein, dass ein Fürst sich umfassend zu bilden habe - auf dem Gebiet der Finanzwirtschaft und der Kriegskunst, um nicht abhängig von seinen Beratern zu werden. Aber auch als Förderer von Kunst und Wissenschaft habe er in Erscheinung zu treten. Das alles sei aber nur zu bewältigen, wenn ein Fürst lernt, "seine Zeit einzuteilen, um Mußestunden zu gewinnen, in denen er sich kreativ fortbildet", so Sabine Henze-Döhring. Wie sehr sich der Alte Fritz fortbildete, welche Musiker er bevorzugte, und mit wem er sich über neue Entwicklungen in der höfischen Musik austauschte, beleuchtete die Marburger Professorin in ihrem Vortrag anschaulich, wobei das Kontrastprogramm, bestritten von Susi Schliefer und Angelika Tasler, den Vortrag lohnenswert abrundete.