Für die fünfte Auflage des Bad Staffelsteiner Brauereifestes haben die heimischen Brauer allerlei feine Kompositionen entwickelt. Besucher konnten wählen zwischen Rot-, Roggen- oder Rauchbier und weiteren speziellen Sorten. Aus zehn Fässern gab's Gerstensaft gratis.
Noch ist es nicht 10.30 Uhr, noch spielt Michael Diller mit seiner Staffelsteiner Blaskapelle zum zünftigen musikalischen Frühschoppen auf. Doch schon bildet sich eine Schlange von Festbesuchern, die die Ersten sein möchten, wenn es nach dem offiziellen Bieranstich heißt: "Es gibt Freibier!" Heuer haben zum ersten Mal alle zehn Staffelsteiner Brauer teilgenommen. Jeder hat ein feines Stöffchen dabei, teils eigens für das Fest eingebraut. Wenn der Anstich im Beisein von Bierkönig Hartwig I., Bürgermeistern und Stadträten erfolgt, haben die Brauer schon ein paar anstrengende Stunden, ja Wochen hinter sich.
Die Vorbereitungen für das Brauereifest an Mariä Himmelfahrt und der Tag selbst haben schon viel zeitiger begonnen. "Früh um sechs Uhr fahren wir unsere 120 Biergarnituren zum Marktplatz. Ein Teil ist für uns selbst, ein Teil für die anderen Brauer. Weitere Garnituren bringt der Vierzehnheiliger und der Loffelder Brauer", erzählt Thomas Kunzelmann aus Frauendorf.
Mit im Gepäck sind heute rund 40 leere Bierkästen mit Betoneinlage für die Sonnenschirme. Bereits Anfang Mai hat er angefangen, für das Bierfest zu brauen. Sein Festbier hat eine Stammwürze von 13,8 Prozent; wenn es beim Brauereifest ausgeschenkt wird, ist es bereits drei Monate gelagert. "Unser Festbier ist speziell eingebraut - mit leicht rauchigem Geschmack - die Farbe ist leicht rötlich." Sechs verschiedene Sorten Malz hat er dazu verwendet. "Letztes Jahr waren wir schon eine halbe Stunde vor dem Ende des Bierfestes ausverkauft", erinnert er sich schmunzelnd.
Rauchig oder naturtrüb Heuer hat er aber noch eine zweite Sorte dabei: das Ur-Frauendorfer naturtrüb. Mit zwölf Prozent Stammwürze ist es nicht ganz so stark wie das Festbier, aber ebenfalls gut gelagert.
Im Uhrzeigersinn werden jährlich die Stellplätze der Ausschankwagen beziehungsweise Stände gewechselt, Strom und Wasser gibt es von der Stadt, um das nächtliche Saubermachen müssen sich die Brauer selber kümmern. "Drei Stunden brauchen wir schon, bis wieder alles gekehrt, aufgeräumt, gespült und abgespritzt ist." Wie bei den anderen Brauern auch, liegen Besen, Schaufel und Müllbeutel bereit, das weitere Equipment einschließlich der Bierkrüge hat Thomas Kunzelmann im Bier-Lkw. Von all dem bekommen die vielen Besucher des Festes nicht viel mit: Sie genießen die Vielfalt der ausgeschenkten Sorten. Interessiert lauschen sie, als die zehn Brauer beim Bieranstich, moderiert von Walter Mackert, sich und ihr Bier vorstellen.
Zum ersten Mal dabei ist der Wiesener Andreas Hellmuth. "Wenn die Qualität vom Bier net passt, machst´ kein Geschäft", erklärt der junge Brauer. Er habe aus beruflichen Gründen und wegen fehlender Lagerkapazität in den Vorjahren nicht mitmachen können, erklärt er. Im 280-Einwohner zählenden Wiesen gibt es aber noch eine zweite Brauerei, und zwar schon seit 1770: die von Alfons Thomann. Auch Stublang hat zwei Brauer an den Start geschickt: Hubert Dinkel mit seiner Spezialität "Roggenbier" sowie den "Räucherla"-Brauer Thomas Hennemann. Witzig gibt sich der Vierzehnheiliger, Andreas Trunk: "Der Nothelfertrunk hilft zweimal: gegen den Durst und für den Rausch". Claus Essmeyer, Ausschenker vom Schwarzen Adler in End, klärt Zusammenhänge auf: "Mein Schwiegeropa war der Bräumeister Wölf vom Lautergrund."
Erklärungen zu Pfau und Zwergla Der Pfau, so anschließend Thomas Kunzelmann von der Pfauenbräu Frauendorf, sei auf einem alten Wappen der Familie Hetzel von 1667 abgebildet, das Braurecht hätten sie seit 1867, er selbst sei der Neffe vom Seniorchef.
Auf dem nächsten Fass ist ein "Zwergla" drauf, wie Walter Mackert, seinerzeit erster Bierkönig, in seiner Überleitung zum nächsten Brauer feststellt: Der Zwerg ist das Logo der Staffelbergbräu. Brauer Karl-Heinz Wehrfritz hat speziell ein Rotbier eingebraut, aus verschiedenen Sorten Karamellmalz und Hopfen.
Thomas Reblitz aus Nedensdorf vom dortigen "kleinen Brauhaus" hat dunkles Bier und Hefeweizen mitgebracht. "Metzgerbräu" Manfred Reichert aus Uetzing braut seit 2004: "Früher gab es in Uetzung vier, fünf Brauereien, dann lange gar keine mehr", erzählt er. Heute sei seine die neueste Brauerei im Stadtgebiet.
Endlich dann der Anstich, nur wenige Tropfen gehen daneben. Während Bierkönig Hartwig I. noch seinen Trinkspruch ausruft, strömen die Gäste schon mit ihren Krügen zu den zehn Fässern. Extra alt sehen sie aus, extra neu sind sie gemacht: Leo Weis von der Uetzinger Fassbüttnerei hat die zehn Holzfässer eigens für das Brauereifest besorgt, handgepicht und eisenbereift. Der Gerstensaft schäumt. Freibier ist ja bekanntlich das Beste. Und in Windeseile sind die Krüge der vielen Festbesucher gefüllt.
Organisator Andreas Poth ist stolz und zufrieden - auch mit dem super Bier-Wetter.