Fränkische Theatersommer mit ungewöhnlicher Heiratsgeschichte

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Auf das bisherige Leben zurückblicken: Schauspielerin Kirsten Annika Lange spielt in "Verliebt, verlobt, verschwunden" eine verlassene Braut. Foto: Gerda Völk
Auf das bisherige Leben zurückblicken: Schauspielerin Kirsten Annika Lange spielt in "Verliebt, verlobt, verschwunden" eine verlassene Braut.   Foto: Gerda Völk

Der Fränkische Theatersommer gastierte im Lichtenfelser Stadtschloss mit einer ungewöhnlichen Heiratsgeschichte.

"Zwei Mal heiraten, muss das sein?" Diese Frage stellt sich gerade Stefanie. Allerdings kommt es trotz Braut im schmucken Hochzeitskleid nicht zur zweiten Hochzeit. Da Stefanie auf dem Küchentisch einen Zettel von Johnny ihren Beinahe-Ehemann gefunden hat, auf dem die drei schlichten Worte stehen "Ich kann nicht". Von ihm ist weit und breit nichts mehr zu sehen.

Eigentlich müsste man mit der Braut jetzt Mitleid haben, wäre die Geschichte nicht die aktuelle Inszenierung "Verliebt, verlobt, verschwunden" des Fränkischen Theater Sommers unter der Regie von Jan Burdinski.
Schauspielerin Kirsten Annika Lange entführt ihr Publikum als Stefanie in die Seelenwelt einer verlassenen Braut. Nach dem Fund des Zettels ist Stefanie in das Baumhaus ihrer Kindheit geflüchtet. Fast 20 Jahre war sie mit Hubert verheiratet, als ihre Ehe in die Brüche geht. Jetzt wollte sie mit Johnny ein zweites Mal den Schritt in die Ehe wagen.
Und dann der Zettel: "Ich kann nicht".

Im Baumhaus der Kindheit

Glücklicherweise hat Johnny ihr keine SMS geschickt, so wie es einer Freundin passiert ist. "Die Männer sind inzwischen solche Deppen, das sie sich mit einem Klick über Facebook wieder auf dem Heiratsmarkt werfen", schimpft Stefanie. Da sitzt sie nun, im Baumhaus ihrer Kindheit und lässt ihr bisheriges Leben Revue passieren.
Da ist Hubert ihr erster Mann, der Prinz aus dem Frankenwald mit dem weißen BMW. Nein, ein Märchenschloss hatte er nicht. Dafür ein Grundstück in Presseck, auf dem schließlich gebaut wurde. Ach ja Hubert, der Mann der seinen Heiratsantrag in die schlichten Worte fasste: "Mach' mer Nägel mit Köpfen." Stefanie redet sich in Rage, parodiert ihren Ex, wie er eine Vereinsrede hält.

Überhaupt Männer, bei denen muss der Herrgott offenbar nach dem Minimalprinzip vorgegangen sein. Und er muss ein Mann sein. Keine Frau hätte sich nach dem Resultat am siebten Tag hingelegt. "Die hätte am Sonntagnachmittag noch nachgebessert", ist sich Stefanie sicher. Schauspielerin Kirsten Annika Lange hält ein hohes Tempo auf der kleinen Bühne im Garten des Lichtenfelser Stadtschloss und das vor einem Publikum, das gerade aus gut einem Dutzend Leuten besteht.

Dafür aber verfolgt es aufmerksam jede Bewegung, lässt sich auf einen Dialog mit der Schauspielerin ein. Und es gibt allerhand zu erfahren über Männer, Frauen, Gott und die Welt. Gatten seien wie der Name schon sagt zum Begatten da, zum Liebhaben gibt es die Liebhaber. Aha.

Und von den vier Milliarden Männern auf der Erde sind nur 100 Millionen zum Heiraten geeignet. Um diese streiten sich dann vier Milliarden Frauen. Und wer ist schuld daran, dass die Männer so sind? Die Mütter. Aus purer Liebe ziehen sie die nächste Generation von Männern heran, die dann ihre Frauen ärgern.

Weiter auf Prinzensuche

Stefanie ist fest davon überzeugt, dass sie ihren Prinzen noch finden wird. Das Königreich "Ofra" hat schließlich noch viele Prinzen auf Lager. Unter ihrem Baumhaus versammelt sich die ganze Hochzeitsgesellschaft, darunter auch Hubert ihr Exmann und Johnny ihr vermeintlich Ex-Zukünftiger. Dieser kann die ganze Aufregung gar nicht verstehen. Als ihn Stefanie den Zettel unter die Nase hält, gesteht er diesen auch geschrieben zu haben.

Allerdings war nach den ersten drei Worten der Kugelschreiber leer, dann war er auf der Suche nach einem neuen. "Ich kann nicht ...." waren nur die ersten Worte des Satzes, dem noch vier weitere Wörter folgen sollten. Und damit bekommt der Satz eine völlig neue Bedeutung.

Schauspielerin Kirsten Annika Lange lieferte eine reife Leistung ab. Sie singt, tanzt Tango mit einem Besen (er sollte George Clooney verkörpern) und zeigt ein kleines Puppenspiel von einer Prinzessin und ihren untreuen Prinzen.